ecause we were not under pressure in 1993 to represent somethingnational. Instead, the artists were left to use their language.I see a danger, that artists like Ms. Trockel, who work deconstructivelyrather than symbolically, would lose their own language and forget theirpower, and fall into the symbolic language of the 19th century at themoment they received a commission for a memorial. The modern periodhas always worked differently. If I contradict Professor Morsch it’s because Ihave confidence in the innovative power of art, which really changes things,and confidence in the artists, who will not bend to the wishes being pressedupon them, and will employ their subversive powers to raise questions.But I also est<strong>im</strong>ate the role of the recipients differently. When peoplecome into memorial museums or visit monuments, they do so without preconceptionsbut are laden nevertheless with <strong>im</strong>ages from the media. Thetask of the artists is, therefore, to peer into history and work with media<strong>im</strong>ages to effect something subversive to counter those media <strong>im</strong>ages andthe l<strong>im</strong>itations they <strong>im</strong>ply.”The moderator asked, whether the necessity of <strong>im</strong>parting information getsartists more strongly into working with text, than they would do otherwise.Ms. Kaiser answered, that she would designate the works of artists like Stihand Schnock in the Bayerische Viertel (so called ‘Bavarian Quarter’), forexample, as conceptual art, which attempts to mix <strong>im</strong>ages and text.Ms. Kaiser: “The <strong>im</strong>ages are not symbols, but instead prompts to communicate;the texts exist in opposition to the <strong>im</strong>ages and provide historicallinks. The works of Jenny Holzer, for example, are different. In them, print isa central aesthetic element. In the works of Stih and Schnock, text relatesto <strong>im</strong>ages in a synaesthetic way. Both enter a new level. That, I think, wouldbe an appropriate conceptual form that is correct and <strong>im</strong>portant for thismemorial.”Professor Dolff-Bonekämper followed up by taking a position on the questionthat the memorial ‘Parcours’ (show-jumping course) being establishedwould change the way the memorials are received. She elaborated that ifthe word ‘Parcours’ was meant to describe a topographical relationship – apath – that should be followed in a specific order, at first the problems ofcommemoration concepts have to be expounded.Professor Dolff-Bonekämper: “The people who walk through the ‘Parcours’are not to be reminded of something that they already know, instead,they are to receive instruction. If they are to learn things they don’t alreadyknow, then the path becomes a journey to knowledge rather than a path toremembrance. The order, in which the different stations are visited, even ifprescribed, cannot s<strong>im</strong>ply be connoted by an educational objective. Anoverarching concept encompassing all memorials in Berlin (introduced lastweek in the press), prescribes a interpretive predominance backed up bythe most recent, reliable research. This concept would develop into a masterdiscourse, making the memorial ‘Parcours’ a type of compulsory educationalprogram. What is so valuable about Berlin and the surrounding areais the fact that each visitor can choose their own route. In and of itself, thepar-course is not a problem. But if it must be used in a prescribed way, thenthere is a problem.120
Wichtig ist allerdings, dass sich <strong>die</strong> Künstler bei dem Auftrag, ein nationalesDenkmal zu gestalten, nicht den Ansprüchen der Repräsentation unterwerfen.Nicht von ungefähr sind <strong>die</strong> wirklich interessanten, innovativenDenkmale der letzten Jahre nicht an zentralen Orten entstanden, sondernirgendwo außen am Rand. Eine neue Denkmalssprache entwickelte sich ineinem Arbeiterbezirk am Rande von Hamburg mit der Arbeit von Gerz undEster Shalev-Gerz aus dem Jahr 1986, oder in Saarbrücken, nicht geradedas Zentrum der Welt, wo in den 1990er Jahren ein Platz gestaltet wurde,oder in der Arbeit von Sigrid Sigurdsson in Braunschweig, <strong>die</strong> am Randeder öffentlich-medialen Beachtung blieb. Selbst Micha Ullmans stilles Denkmalauf dem Bebelplatz liegt eher am Rande, so dass er etwas Konzeptionellesentwickeln konnte, was er möglicherweise unter dem Rubrum NationalesDenkmal so gar nicht hätte umsetzen können. Das von Stefanie Endlichangesprochene Denkmal <strong>im</strong> Bayerischen Viertel konnte nur deshalbvon Stih und Schnock ausgeführt werden, weil wir 1993 nicht unter demDruck der Öffentlichkeit standen, etwas Nationales zu repräsentieren, sondern<strong>die</strong> Künstler bei ihrer Sprache bleiben konnten.Ich sehe <strong>die</strong> Gefahr, dass Künstler wie Frau Trockel, <strong>die</strong> sonst dekonstruktivistischund nicht symbolisch arbeiten, in dem Moment, in dem sieeinen Denkmalsauftrag erhalten, ihre Sprache, ihre Potenz vergessen undin <strong>die</strong> symbolische Sprache des 19. Jahrhunderts verfallen. Die Modernehat <strong>im</strong>mer anders gearbeitet. Wenn ich Herrn Morsch also widerspreche,dann weil ich auf <strong>die</strong> innovative Kraft von Kunst vertraue, <strong>die</strong> wirklich etwasverändert, und auf Künstler und Künstlerinnen, <strong>die</strong> sich nicht den angetragenenWünschen beugen und ihre subversive Kraft einsetzen, <strong>die</strong> Dinge inFrage zustellen.Aber auch <strong>die</strong> Rolle der Rezipienten schätze ich anders ein. Wenn Menschenin <strong>die</strong> Gedenkstätten kommen oder ein Denkmal sehen, haben sie jakeine tabula rasa <strong>im</strong> Kopf, sondern Me<strong>die</strong>nbilder. Die Aufgabe der Künstlerund Künstlerinnen besteht also in der Auseinandersetzung mit derGeschichte und darin, mit den Me<strong>die</strong>nbildern zu arbeiten und etwas Subversivesgegen <strong>die</strong>se Bilder und gegen <strong>die</strong> daraus resultierenden Einschränkungenhervorzubringen.“Auf <strong>die</strong> Frage der Moderatorin, ob <strong>die</strong> Notwendigkeit der InformationsvermittlungKünstler und Künstlerinnen stärker als in ihren sonstigen Arbeitenauf Schrift bzw. Schriftkunst verweisen könnte, antwortet Frau Kaiser: Siebezeichne Arbeiten wie <strong>die</strong> von Stih und Schnock <strong>im</strong> Bayerischen Viertelzum Beispiel als konzeptuelle Kunst, „<strong>die</strong> versucht Bildhaftigkeit mit Schriftzu verbinden. Die Bilder sind keine Symbole, sondern Kommunikationsanlass;der Text, der <strong>im</strong> Spannungsverhältnis dazu steht, liefert <strong>die</strong> Rückbindungan <strong>die</strong> Geschichte. Anders als in den Arbeiten von Jenny Holzer zumBeispiel, wo <strong>die</strong> Schrift ein zentrales Element der Ästhetik ist, ist <strong>die</strong> Beziehungvon Bild – als Kommunikationsanlass – und Schrift hier synästhetisch.Beide gehen eine neue Einheit ein. Das wäre eine konzeptuelleForm, <strong>die</strong> ich für <strong>die</strong>ses Denkmal tatsächlich für richtig und wichtig halte.“Frau Professor Dolff-Bonekämper n<strong>im</strong>mt anschließend zu der Frage Stellung,wie der entstehende „Denkmal-Parcours“ <strong>die</strong> Rezeption der Denkmälerverändern wird. „Wenn mit ‚Parcours’ ein topographisches Verhältnisbeschrieben werden soll, also ein Weg, der in einer Reihenfolge abgeschrittenwerden kann oder soll, muss man wohl als erstes den Begriff der Erin-121
- Seite 1:
Senatsverwaltung für Wissenschaft,
- Seite 5 und 6:
Senatsverwaltung für Wissenschaft,
- Seite 7 und 8:
InhaltEröffnung, BegrüßungThomas
- Seite 9 und 10:
Adressaten und Künstler. Gestaltun
- Seite 11 und 12:
EröffnungMit dem Kolloquium am 7.
- Seite 13 und 14:
Mit künstlerischen Lösungen, die
- Seite 15 und 16:
Bislang ist die Position der Mehrhe
- Seite 17 und 18:
Grußwort anlässlich des Mahnmal-K
- Seite 19 und 20:
letzte Jahrtausendwende möglich ge
- Seite 21 und 22:
echen endlich in das öffentliche B
- Seite 23 und 24:
ichtig und gut, der Verbrechen der
- Seite 25 und 26:
Zeichen setzen„Gleichgeschlechtli
- Seite 27 und 28:
Die Opfer ehren: Es soll ein Platz
- Seite 29 und 30:
Das Denkmal kann durch seine bloße
- Seite 31 und 32:
soll ausschließlich der jüdischen
- Seite 33 und 34:
Bedeutung des Denkmals für die im
- Seite 35 und 36:
Tausende Jahre zu tun, diese unendl
- Seite 37 und 38:
Kreuz, eine Gedenkstätte zu finden
- Seite 39 und 40:
„Die Debatten zur Rehabilitierung
- Seite 41 und 42:
Es gibt heute eine große Mehrheit
- Seite 43 und 44:
der über den ‚Unrechtsstaat‘ D
- Seite 45 und 46:
„In der DDR wurde der Paragraph 1
- Seite 47 und 48:
es den Künstlerinnen und Künstler
- Seite 49 und 50:
Verfolgung mit SystemAndreas Pretze
- Seite 51 und 52:
➀ Die Verfolgung gewann in Deutsc
- Seite 53 und 54:
Dienstwilligkeit der Strafjustiz st
- Seite 55 und 56:
Geliebten und Lebenspartners und ni
- Seite 57 und 58:
Diese Selbstbehauptungsversuche ver
- Seite 59 und 60:
dest ihre Arbeit verloren, wenn sie
- Seite 61 und 62:
Zweitens würden die emotionalen Um
- Seite 63 und 64:
er Frauen im familiären, rechtlich
- Seite 65 und 66:
druck, ausschließlich „den Kreis
- Seite 67 und 68:
werden. Der Wiederaufstieg Deutschl
- Seite 69 und 70: Polizei die Möglichkeit, um auch v
- Seite 71 und 72: Das Gartendenkmal Tiergarten - 200
- Seite 73 und 74: andere und gänzlich neue landschaf
- Seite 75 und 76: Schon wenige Jahre nach diesem glä
- Seite 77 und 78: dem Betrachter gezeigte Ausschnitt
- Seite 79 und 80: passen ebenfalls zwei kolorierte Ze
- Seite 81 und 82: 1853. Der Ausschnitt ist zwar noch
- Seite 83 und 84: zuweilen auch selbst porträtiert,
- Seite 85 und 86: dreizehnjährige intensive Pflanz-
- Seite 87 und 88: Sinti und Roma. Hinzu kamen Hinweis
- Seite 89 und 90: als Autodrom zum „Fahren ohne Fü
- Seite 91 und 92: ße, ein in den Boden eingelassenes
- Seite 93 und 94: Die zwei Wettbewerbe 1994 / 95 und
- Seite 95 und 96: chenstellung für die weitere Entwi
- Seite 97 und 98: under kleiner See entstehen, an des
- Seite 99 und 100: Das Sowjetische Ehrenmal und das Ge
- Seite 101 und 102: kommt, können Besucher sich in ein
- Seite 103 und 104: Die Denkmallandschaft rund um den B
- Seite 105 und 106: in den Begriffen Opferstock und Not
- Seite 107 und 108: Zwar ist das Tor für jeden zugäng
- Seite 109 und 110: gen. Eines bleibt allerdings unmiß
- Seite 111 und 112: Die Inschrift am Fuße des Quaders
- Seite 113 und 114: Das Denkmal Neue Wache ist für jed
- Seite 115 und 116: Der Gedenkort für die im Nationals
- Seite 117 und 118: der obersten Reichsführung war, so
- Seite 119: Nach unserer Erfahrung ist es schwi
- Seite 123 und 124: nerung problematisieren, führt sie
- Seite 125 und 126: weile auch schon hundert Jahre alt,
- Seite 127 und 128: Mit dem Schicksal lebenDieter Zimme
- Seite 129 und 130: Jan Feddersen: Wie war das damals f
- Seite 131 und 132: diese alten Geschichten, kann man n
- Seite 133 und 134: sen wäre, dass ich hier öffentlic
- Seite 135 und 136: Jan Feddersen: Lebte Ihr Vater noch
- Seite 137 und 138: Wie Kunst wirkt. Denkmalskunst im S
- Seite 139 und 140: Mit dem Neubau staatlicher Denkmäl
- Seite 141 und 142: ern, Denkmäler für Rosa Luxemburg
- Seite 143 und 144: unwürdiger Weise hinzulagern und z
- Seite 145 und 146: Stimmen, wie etwa die der amerikani
- Seite 147 und 148: wichtig für ein Denkmal, dass es s
- Seite 149 und 150: ein ,sign of pride‘. Was die info
- Seite 151 und 152: Anhang 1Biographische Aspekte der V
- Seite 153 und 154: Kulu NielsenSeit seiner Schulzeit e
- Seite 155 und 156: schar, die bündischen Ideale weite
- Seite 157 und 158: Seit 1926 waren Karl Blutau undHell
- Seite 159 und 160: kehrte er in seine Geburtsstadt Fle
- Seite 161 und 162: zu mir gehalten und gesagt: Du bist
- Seite 163 und 164: Ein Gegenbeispiel ist Ernst Lieder,
- Seite 165 und 166: Conrads frühere langjährige Leben
- Seite 167 und 168: Der politische Vorlauf zum Gedenkor
- Seite 169 und 170: Die homosexuellen Opfer des Nationa
- Seite 171 und 172:
Rede von Dr. Christina Weiss, Staat
- Seite 173 und 174:
Die so genannten 175-er erlebten Er
- Seite 175 und 176:
Denkmale für die im Nationalsozial
- Seite 177 und 178:
Gedenktafel „Rosa Winkel“ - Ber
- Seite 179 und 180:
Denkmal „Rosa Winkel“Köln, Rhe
- Seite 181 und 182:
Gedenktafeln und Denkmäler für di
- Seite 183 und 184:
Anhang 2Autoren und ModeratorenLeon
- Seite 185 und 186:
Lea RoshVorsitzende des Förderkrei
- Seite 187 und 188:
Heger, Heinz: Die Männer mit dem r
- Seite 189 und 190:
Plant, Richard: Rosa Winkel. Der Kr