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ein ,sign of pride‘. Was <strong>die</strong> informierende Funktion des <strong>Gedenkort</strong>s angeht,will ich <strong>die</strong> verschiedenen Möglichkeiten hier nicht diskutieren. Eine pädagogischeZwangsbewirtschaftung der Denkmallandschaft, wie Gabi Dolff-Bonekämper es genannt hat, sollte jedenfalls nicht stattfinden. Der <strong>Gedenkort</strong>soll zugleich ein Ort der politischen Kommunikation sein. Und er sollteauch reflektieren, dass <strong>die</strong> Homosexualität der Verfolgten ein Konstrukt,eine Zuschreibung der Nationalsozialisten war. Die ,Körperpolitik‘der Nationalsozialisten(George Mosse) gegen Abtreibung wie gegen Homosexualitäthatte etwas hoch Verwandtes. Dies korrespon<strong>die</strong>rt mit der Drangsalierungvon Lesben, deren Existenz gleichzeitig verschwiegen wurde. Man hatsie schlicht nicht ernst genug genommen für eine systematische Verfolgung.Diese Unterschiedlichkeit in dem <strong>Gedenkort</strong> zu reflektieren wurdeauch gefordert.“In der Schlussrunde fragt <strong>die</strong> Moderatorin, welche Ratschläge <strong>die</strong> Podiumsteilnehmerden Künstlern auf den Weg geben möchten, angesichts derFlut von Erwartungen, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Laufe des Kolloquiums geäußert worden sind.Frau Daan rät, <strong>die</strong> Erwartungen als einen Ball zu betrachten, den <strong>die</strong> Initiatorenangestoßen haben, und der nun von den Künstlern und Künstlerinnenzurückgespielt wird. „Ich war sehr neugierig, wie Sie als Deutsche <strong>die</strong>Aufgabe anpacken werden, und ich stelle fest, es ist alles sehr schwer, sogründlich und so uferlos. Aber man muss auf <strong>die</strong> Kreativität vertrauen. Manmuss beflügelt sein und wird eine Lösung finden, <strong>die</strong> man nicht vorhersehenkann.“Herr Saehrendt berichtet, welche Erwartungen aus der schwulen communityer auf der Homepage der Denkmalinitiatoren (www.gedenkort.de) <strong>im</strong>Diskussionsforum gefunden habe. Sie bestätigen seine Annahme, dasszumindest bei den Adressaten des Denkmals eine gewisse Sehnsucht nachalthergebrachter, erzählender Kunst besteht. Die zeitgenössischen Denkmäleraber sind stumm, sind selbstreferentiell und müssen – <strong>im</strong> Interesseder Erzählung – in ein pädagogisches Konzept eingebettet werden. Künstlerund Künstlerinnen aber möchten ein Kunstwerk schaffen, das nicht mitInfotafeln behängt und letztlich ästhetisch beeinträchtigt wird.Professor Meyer-Hanno empfiehlt zur Öffnung der Phantasie des Betrachterseinen Entwurf, der sich sinnlich vermittelt, eine Geschichte erzählt undso <strong>die</strong> Gedanken weiter arbeiten lässt; eine Momentaufnahme „in Ewigkeit“.Albert Eckert äußert nach der vorangegangenen Reflektion der Erwartungenzwei persönliche Wünsche: „Ich wünsche mir einen Ort, der so lebendigist, so akzeptiert ist, wie der in Amsterdam oder Frankfurt am Main, andem viele sich gerne aufhalten und der Stoff zum Nachdenken gibt. Ichwünsche mir keinen Schlussstrich unter <strong>die</strong> öffentliche Debatte, keinenSchlussstein, keinen Entwurf, mit dem alles zu Ende ist, sondern einen, mitdem etwas (Ver-)Störendes, also der Ärger, erst beginnt.“Leonie Baumanns abschließende Bitte lautet: Weder solle man <strong>die</strong> Künstlerunterfordern, indem man hofft, dass sie den Ball genauso aufnehmen,wie er jetzt angestoßen wurde, noch dürfe man <strong>die</strong> Betrachter und Besucherdes Denkmals unterschätzen, <strong>die</strong> sehr engagiert und informiert mitdem umgehen, was <strong>die</strong> Künstler und Künstlerinnen ihnen vorgeben.149

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