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kehrte er in seine Geburtsstadt Flensburg zurück. Dort verurteilte man ihnzu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis.Nach Strafverbüßung wurde Richard Grune sofort wieder in Schutzhaftgenommen und am 2. Oktober 1937 ins KZ Sachsenhausen eingeliefert.Richard Grune war wegen seiner dezi<strong>die</strong>rt antinazistischen Einstellung in<strong>die</strong> lagerinternen Häftlingsstrukturen seiner politischen Freunde eingebunden.Durch Robert Oelbermann ergaben sich auch Kontakte zum LagerältestenHarry Naujoks. Während der gesamten Zeit <strong>im</strong> KZ hatte es Grunegeschafft zu zeichnen. Anfang April 1940 kam Richard Grune zusammenmit Albert Christel und vielen anderen Homosexuellen ins KZ Flossenbürg.Gemeinsam verfaßten sie hier Gedichte und Zeichnungen, teilweise ineinem extra eingerichteten Künstlerkommando <strong>im</strong> Auftrag verschiedenerSS-Leute. Am 20. April 1945 wurde das KZ Flossenbürg evakuiert. RichardGrune gelang auf dem Todesmarsch <strong>die</strong> Flucht. Nach seiner Rückkehrbegann er, <strong>die</strong> Schrecken der letzten Jahre künstlerisch zu bannen. Es entstandeneine ganze Reihe von Lithographien über das, was er in den KZsSachsenhausen und Flossenbürg gesehen, erlebt und erlitten hatte.Peter FlinschDer angehende Künstler Peter Flinsch, geboren 1920 in Leipzig, wurdeEnde 1942, weil er einen untergebenen Soldaten geküsst hatte, zu drei Monatenstrengster Haft <strong>im</strong> Militärgefängnis Torgau verurteilt und in eine Strafkompanieeingewiesen. Er überlebte den Krieg und wurde Bühnenbildner.„Ich war inzwischen zum Oberwachtmeister befördert worden und sollte <strong>im</strong>Januar 1943 mein Offizierspatent bekommen. Ich war auf dem IG-FarbenDirektionsgebäude stationiert. In meiner Einheit war ein junger Gefreiter,von dem ich glaubte, meine Freundschaft und meine Gefühle würden erwidert.Wir hatten eine große Weihnachtsfeier, natürlich waren alle besoffen.Be<strong>im</strong> Abschied, als alle wieder auf ihre Stellungen gingen, begleitete ichden Gefreiten ein Stück und wir haben uns umarmt und geküßt. Wie ichspäter erfuhr, wurde das von einem Unteroffizier beobachtet, der nicht sehrgut auf mich zu sprechen war. Er meldete das sofort, ich wurde einen Tagspäter verhaftet und wegen Vergehens gegen den § 175 angeklagt. Wieman weiß, hatten <strong>die</strong> Nazis den Paragrafen dahin erweitert, daß selbst derVersuch einer Übertretung strafbar war. Es brauchte gar nichts vorgefallenzu sein, und das war es auch nicht. Ich wurde vom Gerichtsoffizier unsererEinheit, es war nur ein Stellvertreter, nachts verhört, mit den üblichen Verhörgeschichten:Lampe ins Gesicht usw. Ich war 22 und natürlich auf nichts<strong>die</strong>ser Art vorbereitet und brach zusammen, wie man literarisch sagenkann, und unterschrieb ein Geständnis, daß ich homosexuelle Gefühlehätte.Innerhalb weniger Tage, noch vor dem 30. Dezember 1942, kam ich vordas Luftwaffen-Gericht in Berlin, das in der Meinekestraße war. Ich hattekeinen Rechtsvertreter, gar nichts, ich hatte ja meine Schuld schon zugegeben,wurde degra<strong>die</strong>rt und zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, um anschließendin eine Strafeinheit, eine Minenräum-Einheit versetzt zu werden.Während ich auf den Abtransport ins Gefängnis wartete, saß ich <strong>im</strong> Luftwaffen-oder Wehrmachtsgefängnis in Tegel. Meine Mutter durfte mich dortbesuchen. Das war für mich von ungeheurer Bedeutung. Meine Mutter hat159

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