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schar, <strong>die</strong> bündischen Ideale weiter zu pflegen. In seinem umfangreichenFreundeskreis gab es zahlreiche gleichgesinnte Homosexuelle, <strong>die</strong> ab 1935in <strong>die</strong> Fänge der Gestapo gerieten. Der Hauptangeklagte <strong>im</strong> folgenden Prozeßwurde Fritz Lippold und dessen Freund Arthur Kräkel. Die drastischenStrafen zwischen zehn und fünf Jahren Zuchthaus ergingen bald nach derVerschärfung des § 175. Aussagen waren von der Gestapo in den KZsColumbia und Lichtenburg von den Angeschuldigten erpreßt worden. HeinzDörmer kam ins Zuchthaus Luckau und später in verschiedene Moorlager.1940 wurde er zwar aus der Haft entlassen, doch schon nach wenigenWochen erneut in Vorbeugehaft genommen und ins KZ Sachsenhauseneingewiesen. Die Zeit hier bezeichnete er <strong>im</strong> Nachhinein als „Hölle aufErden“, <strong>die</strong> er nur überstand, weil er mit einem Transport ins KZ Neuengammekam.Im Jahr 1942 kam es angesichts des Kriegsverlaufs zu einer Umstrukturierungin den Konzentrationslagern. Die bisherige „Umerziehung“ der Häftlingedurch Brutalität und Schikane machte einer gezielten Ausbeutung derArbeitskräfte für kriegswichtige Unternehmen Platz. Zu <strong>die</strong>sen Firmen zählteauch <strong>die</strong> Rüstungsfirma Messapparatebau, Messap, <strong>die</strong> <strong>im</strong> KZ Neuengammebei Hamburg 1942 eine Produktionshalle einrichtete. Hier wurdenZeitzünder für Bomben hergestellt.Durch seine Freundschaft mit einem schwulen Häftling der Schreibstube,Karl Heinz Kitta, der das neu eingerichtete Arbeitskommando zusammenstellte,gelangte auch Heinz Dörmer dorthin. Dies bedeutete sein Überleben,denn bei der Messap arbeiteten auch Zivilarbeiter, so daß <strong>im</strong> Wintergeheizt, regelmäßiger und teils besseres Essen ausgegeben wurde und <strong>die</strong>Brutalität der SS dort zumindest nachließ.Heinz Dörmer hat schon bald nach der Befreiung aus jahrelanger KZ-Haftmit seiner ganz persönlichen Erinnerungsarbeit begonnen. Er erbat vonüberlebenden Freunden Fotografien, ging den Spuren der Verschollenennach und nahm Kontakt mit den Familien ermordeter Kameraden auf.Gleichzeitig bemühte er sich um eine staatliche Anerkennung seines Leidensweges– ohne Erfolg. Seine Erinnerungen und Dokumente bewahrteHeinz Dörmer über <strong>die</strong> Jahrzehnte, in denen es nicht opportun war, dasUnrecht der Nazis an den Homosexuellen auch nur zu erwähnen. ErstJahrzehnte nach der Befreiung sprach Heinz Dörmer in langen Interviewsüber <strong>die</strong> Schrecken <strong>die</strong>ser zehn Jahre Haft. Daraus entstand 1994 dasBuch Und alles wegen der Jungs. Pfadfinderführer und KZ-Häftling HeinzDörmer in der Reihe Lebensgeschichten des Schwulen Museums.Karl BlutauBisher zu wenig beachtet wurden <strong>die</strong> Homosexuellen, <strong>die</strong>, durch Anzeigen,Denunziationen und Vorladungen oder durch <strong>die</strong> Verhaftung von Freundenund Bekannten gefährdet, sich durch Flucht ins Ausland dem Zugriff derGestapo zu entziehen suchten. Angesichts der Verhaftungswellen, <strong>die</strong> fürjeden Homosexuellen spätestens seit 1935 spürbar wurden, trafen einigeVorbereitungen für eine plötzlich notwendig werdende Abreise. In den Aktender Berliner Kr<strong>im</strong>inalpolizei finden sich <strong>im</strong>mer wieder Hinweise auf Homosexuelle,<strong>die</strong> wegen einer drohenden Verfolgung Deutschland verlassen hatten.155

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