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Ein Gegenbeispiel ist Ernst Lieder, der extra aus der Schutzhaft entlassenwurde, da man vermutete, so an seinen Freundeskreis heranzukommen.Enttäuscht mußten <strong>die</strong> Gestapo-Beamten nach einiger Zeit einsehen, daßihre Strategie bei Lieder nicht funktionierte.Elsa ConradIn der Nummer der Wiener Nazizeitschrift Der Notschrei vom Mai 1933erschien aus Anlaß der Schließung zahlreicher Schwulen- und Lesbenbarsin Berlin <strong>die</strong>se Fotocollage, <strong>die</strong> Interieurs und <strong>die</strong> Außenfassade von einigender geschlossenen Gaststätten zeigt. Bei dem Gebäude mit denHakenkreuzen in den Fenstern (links neben Kleist-Kasino) handelt es sichum das über Berlin hinaus bekannte Eldorado, das schon vorher geschlossenworden war. Das Foto rechts unten zeigt den Eingang zur LesbenbarMali und Igel, <strong>die</strong> Elsa Conrad, genannt Igel, und Amalie Rothaug, genanntMali, betrieben hatten.„Mali war ein Traum von einer Frau, schlank, brünett, in weiten weichenKleidern und mit dem gewissen Etwas, dem man sich nicht entziehen konnte“,schwärmte <strong>die</strong> Zeitzeugin Hilde Radusch. 1890 in Hamburg geborenund 1907 nach Berlin gekommen, hatte Mali um 1919 Elsa Conrad kennenundwohl auch lieben gelernt. Die 1887 in Berlin geborene Conrad, <strong>die</strong>wegen ihres kurzen Haarschnitts Igel genannt wurde, hatte eine kaufmännischeLehre gemacht und in den 20er Jahren eine Weinstube am OlivaerPlatz geführt. Um 1927 eröffneten beide Frauen in der Lutherstraße 16 denvornehmen Damenklub Monbijou des Westens, wo <strong>die</strong> „Creme de lacreme“ der lesbischen Welt, darunter Filmstars, Schauspielerinnen undSängerinnen, verkehrte. Aufsehen erregten <strong>die</strong> großen Bälle und Kostümfestedes Klubs. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurdedas Lokal, wie andere auch, am 8. März 1933 polizeilich geschlossen.Während Mali, um der Judenverfolgung zu entgehen, um 1936 in <strong>die</strong> USAemigrierte, wo sich ihre Spur verliert, wurde Igel, <strong>die</strong> aus ihrer Abneigunggegen <strong>die</strong> Nazis keinen Hehl machte, von ihrer Untermieterin und einerBekannten angezeigt. Anfang Oktober 1935 hatte man sie verhaftet und am18. Dezember 1935 aufgrund des He<strong>im</strong>tückegesetzes von 1934, das sichgegen <strong>die</strong> „Verleumdung“ von Partei und Staat richtete, vom Sondergerichtbe<strong>im</strong> Landgericht Berlin wegen „Beleidigung der Reichsregierung“ zu 15Monaten Gefängnis verurteilt. Bevor Elsa Conrad ihre Strafe ganz verbüßthatte, wandte sich der Generalstaatsanwalt an <strong>die</strong> Gestapo, <strong>die</strong> Igel daraufhinin Schutzhaft nahm und ihre Einweisung in ein KZ anordnete, da siesich „öffentlich als Arierin ausgegeben und den Führer und andere Regierungsmitgliederin gemeiner Weise besch<strong>im</strong>pft“ habe. Igel war zwar evangelischgetauft, doch nach den Nürnberger Rassegesetzen galt sie als„Halbjüdin“. Außerdem wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Conrad„lesbisch veranlagt“ sei und „Verhältnisse zu lesbisch veranlagten Frauen“unterhalten habe. Am 14. Januar 1937 wurde sie in das Frauen-KZMoringen eingeliefert.Im Juli 1937 teilte ihr der Lagerdirektor Hugo Krack mit, daß sie nur entlassenwerde, wenn sie sich zu einer Auswanderung „nach Palästina oderÜbersee“ bereit erkläre. Notgedrungen st<strong>im</strong>mte sie dem zu. Bertha Stenzel,163

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