Professor Endlich wanted to know what opportunities there were for onememorial to elaborate differences in persecution and fates of the differentgroups of vict<strong>im</strong>s. Dr. Kaiser emphasized that racism was the core ideologyof National Socialism and the unified foundation for the persecution of differentgroups.Dr. Kaiser: “The decisive factor in how effective a memorial is dependednot on the discussion of the number of vict<strong>im</strong>s, but on <strong>im</strong>parting the horrificinjustice and suffering inflicted on people. The memorial, in principle, isdirected at everyone who lives in a society that is the successor of thereg<strong>im</strong>e that organized this injustice. From that, I believe it’s particularly<strong>im</strong>portant that this memorial is not presented as a monument for a specificgroup of vict<strong>im</strong>s, but reaches out to all in the present, even though it is dedicatedto remembrance of a specific group. Only in this way can the fruitlessemergence of a hierarchy be avoided. Even given all the dangers ProfessorMorsch rightly emphasized, the opportunities manifested in centralizationand nationalization are that the society and state decide memorialsand remembrance are issues to be addressed by all and can be taken assuch.”The moderator requested Katharina Kaiser, Head of the municipal galleryHaus am Kleistpark, to identify from her experience, which artistic forms ofapproaching such a theme were more appropriate than others. ProfessorEndlich: “Is there a specific, and intellectually precise development in thearts that could be observed with particular awareness, or would that begeneralizing too broadly? Does every artistic form, every style and signaturehave its own possibilities?”Ms. Kaiser concurred with Professor Morsch when he described memorialsas expressions of their t<strong>im</strong>es, <strong>im</strong>mortalizing contemporary thought of theperiod because they were so visible.Ms. Kaiser: “I share your view about the shaping of memorial sitesaccording to contemporary social and cognitive factors. At the same t<strong>im</strong>e, Ihave confidence in – as the initiative for the homosexual memorial formulatedin their first publication in 1995 – the “subversive power of art”. It is myfirm conviction that art can unfetter curiosity and bring people to allowthemselves to absorb the factual information communicated at memorials.But <strong>im</strong>portant indeed is that artists commissioned with shaping a nationalmemorial do not submit to the demands of representation. It is no accidentthat the really interesting, innovative memorials of recent years were notestablished at centrally located sites but on peripheries. The 1986 work ofGerz and Esther Shalev-Gerz developed a new memorial language throughtheir piece set in a worker’s district on the outskirts of Hamburg. Or in Saarbrücken,which is not exactly the centre of the world, where a memorialspace was shaped in the 1990s. And there’s the work of Sigrid Sigurdssonin Braunschweig, which has remained on the edge of the media’s perception.Even Micha Ullman’s silent memorial on Bebelplatz (Bebel Square),can be considered to lie on a periphery, a location that allowed h<strong>im</strong> todevelop something conceptual that he would not have been able to createhad he been working under the rubric of a national monument. The memorialin the Bayerische Viertel (so called ‘Bavarian Quarter’) mentioned byProfessor Stephanie Endlich could only be carried off by Stih and Schnock118
Nach unserer Erfahrung ist es schwierig, Information, pädagogischeArbeit und Denkmäler von den Denkmälern her zu verbinden. Es geht eherandersherum. Wir suchen mit Gruppen, <strong>die</strong> unser Haus besuchen, Denkmälerauf, <strong>die</strong> mit dem Thema des Seminars, z.B. der Organisation derDeportationen, inhaltlich verbunden sind. Dieses Vorgehen hat sichbewährt. Der Denkmalbesuch wird von den Teilnehmern als ein bedeutsamerTeil des Gesamtseminars wahrgenommen, als eine andere Form derAuseinandersetzung, sollte aber nicht am Anfang des Seminars stehen,sondern vielleicht am dritten Tag stattfinden. Das Denkmal funktioniert vordem Hintergrund des vermittelten Wissens. Das gilt übrigens auch für internationaleGruppen.Natürlich kann man sich auch vorstellen, dass das Denkmal Fragen aufwirft,<strong>die</strong> dann anderenorts beantwortet werden, oder ein Bedürfnis nachInformation weckt. Aber auf der Grundlage einer tabula rasa wird <strong>die</strong>serProzess nicht ausgelöst werden können.“Frau Endlich fragt, welche Möglichkeiten bestehen, <strong>die</strong> Unterschiede inder Verfolgung und in den Lebensschicksalen der verschiedenen Opfergruppenmit einem Denkmal herauszuarbeiten. Herr Kaiser betont, derRassismus sei Kernideologie des <strong>Nationalsozialismus</strong> und <strong>die</strong> gemeinsameBasis der Verfolgung der verschiedenen Gruppen. Worauf es in der Wahrnehmungder Denkmäler ankäme, wäre nicht etwa <strong>die</strong> Zahl der Opfer zudiskutieren, sondern zu vermitteln, welches schreckliche Unrecht und LeidMenschen zugefügt worden ist. „Das Denkmal geht <strong>im</strong> Prinzip alle an, <strong>die</strong>in einer Gesellschaft leben, <strong>die</strong> in der Tradition eines Reg<strong>im</strong>es steht, das<strong>die</strong>ses Unrecht organisiert hat. Von daher halte ich es für besonders wichtig,dass <strong>die</strong>ses Denkmal sich nicht als ein <strong>Gedenkort</strong> einer best<strong>im</strong>mtenOpfergruppe präsentiert, sondern sich in der Gegenwart an alle wendet,obwohl es auf das Gedenken an <strong>die</strong> Angehörigen einer best<strong>im</strong>mten Opfergruppegerichtet ist. Nur auf <strong>die</strong>ser Basis sind auch <strong>die</strong> unfruchtbaren Hierarchisierungenzu vermeiden. Und da liegt vielleicht auch eine Chance derZentralisierung und Nationalisierung – bei allen Gefahren, <strong>die</strong> Herr Morschzu Recht betont hat – indem <strong>die</strong> Gesellschaft und der Staat das Denkmalund das Gedenken zur Sache aller erklären, kann es auch so wahrgenommenwerden.“Die Moderatorin bittet Katharina Kaiser, Leiterin des Hauses am Kleistpark,aus ihren Erfahrungen künstlerische Formen der Annäherung an einsolches Thema zu identifizieren, <strong>die</strong> sich möglicherweise besser eignen alsandere. Gibt es eine best<strong>im</strong>mte, auch gedanklich präzise formulierte Kunstentwicklung,<strong>die</strong> man besonders aufmerksam betrachten könnte, oder wäredas zu pauschal gedacht? Oder habe <strong>im</strong> Prinzip jede künstlerische Form,jeder Stil, jede Handschrift hier ihre eigenen Möglichkeiten?Frau Kaiser gibt zunächst Herrn Morsch Recht, wenn er beschreibt, dassDenkmale <strong>im</strong>mer auch ein Ausdruck ihrer Zeit sind, also das Denken derZeit in einer Form festschreiben, „denn sie stehen ja sichtbar da.Ich teile auch seine Ansicht, über <strong>die</strong> Überformung der Gedenkstätten.Zugleich aber vertraue ich, wie <strong>die</strong> Initiativgruppe zum Homosexuellendenkmal1995 in ihrer ersten Schrift formuliert hat, auf <strong>die</strong> subversive Kraft vonKunst. Kunst kann, das ist meine feste Überzeugung, etwas ‚aufschließen’,Leute neugierig machen und sie dazu bringen, sich auf das einzulassen,was in den Gedenkstätten an Sachinformationen vermittelt wird.119
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InhaltEröffnung, BegrüßungThomas
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EröffnungMit dem Kolloquium am 7.
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Das Denkmal kann durch seine bloße
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„Die Debatten zur Rehabilitierung
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Rede von Dr. Christina Weiss, Staat
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Lea RoshVorsitzende des Förderkrei
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Plant, Richard: Rosa Winkel. Der Kr