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Download PDF - Gedenkort für die im Nationalsozialismus ...

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Grußwort anlässlich des Mahnmal-Kolloquiums am 7. und 8.April 2005Vor 60 Jahren endete der nationalsozialistische Völkermord. Die Konzentrationslagerwaren nach qualvollen Jahren befreit. Die Schrecken des Kriegeserschienen unermesslich und <strong>die</strong> Folgen der nationalsozialistischenMenschheitsverbrechen entzogen sich jedweder Bemessung. Bis zum heutigenTag begleitet uns <strong>die</strong> gesellschaftliche Auseinandersetzung hierüber.Kein Ende ist absehbar, keine kühle Distanz konnte wirklich Raum greifen.Der Abstand vom Abgrund spielt keine Rolle. Gegenwart und Lebensperspektivenwerden an der Tiefe des Abgrunds unmenschlicher Verwerfungengemessen.Zwar hat <strong>die</strong> Zeit manche Wunde geheilt; so mancher ist allerdings, oftallzu unbeachtet, über <strong>die</strong>se hinweggestorben. Doch wir vergessen nicht.Das Intaktsein von Gewissen und historischem Wissen ist zu einem Qualitätskriteriumder Demokratie geworden.Dies sind <strong>die</strong> Zusammenhänge und Hintergründe, vor denen wir heuteüber Denkmale sprechen, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> Verbrechen des <strong>Nationalsozialismus</strong>gemahnen und an dessen Opfer.Viele Jahre lang best<strong>im</strong>mten vor allem ideologische Momente, nationaleZuschreibungen oder das quantitative Ausmaß der Verbrechen, also gewissermaßen<strong>die</strong> Sicht aus der Vogelperspektive auf das Geschehen, <strong>die</strong> Themender Erörterungen. Erst seit vergleichsweise kurzer Zeit treten individuelleSchicksale und Lebenswege stärker in den Vordergrund. Generationenabfolgewird spürbar. Ein Paradox zeigt sich: Die Loslösung von dereigenen, belasteten Geschichte <strong>im</strong> biologischen Gang menschlicherExistenz wird zur Voraussetzung für einen persönlichen Zugang zur eigenenHerkunftsgeschichte.Gerade <strong>die</strong>se individuellen Erinnerungen erlauben uns den stärker aufEinzelpersonen und ihre Schicksale oder Handlungen bezogenen Zugangzum damaligen Geschehen und sind geeignet, das Holzschnittartige derverallgemeinernden Betrachtung zu einem differenzierteren Bild umzuformen.Zugleich allerdings zwingen sie dazu, manche Lebenslügen und mancherleiVerdrängung als das zu erkennen, was sie sind. Wenn es vereinzeltMenschen gab, <strong>die</strong> individuell halfen, <strong>die</strong> der Versuchung zum Mittun beider Verfolgung widerstanden, dann stellt sich um so dringender <strong>die</strong> Frage,warum so viele mitwirkten, warum so viele anschließend sagten: „Aber wirkonnten ja nichts machen.“Wenn also, selbst in den Gruppen der NS-Verfolgten, <strong>die</strong> seit Jahrzehntenals Opfer der Verfolgung anerkannt sind, erst seit kurzem <strong>die</strong> individuellenSchicksale stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit treten, wie viel mehrgilt das dann für solche Opfergruppen, denen jahrzehntelang <strong>die</strong> Anerkennungals Verfolgte versagt war.Erst in den späten 1970er Jahren etwa begann in der BundesrepublikDeutschland eine noch sehr vereinzelte Forschung zur Verfolgung vonHomosexuellen in der Zeit des <strong>Nationalsozialismus</strong>. Solche Lebenswege ineiner wahrhaft humanitären Sichtweise nachzuzeichnen, ist erst um <strong>die</strong>17

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