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Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

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Eberhard Arnold - <strong>Innenland</strong> 228den zu jedem neuen Unternehmen Wegzehrung <strong>und</strong> Feuer mitauf den Weg gegeben. Feuerträger begleiteten jeden Aufbruch<strong>und</strong> Neuanfang. Wenn <strong>die</strong> zu neuer Ansiedlung geweihte <strong>und</strong>am ersten März ausgesandte Jungmannschaft <strong>der</strong> Römer wieauch <strong>der</strong> Germanen im sogenannten Weihefrühl<strong>in</strong>g den Mutterstammverlassen sollten, hatten sie das Heimatfeuer mitzunehmen,während daheim alle Feuer verlöscht wurden. Die heiligeHütung auf dem Weg, <strong>die</strong> Neuentfachung des Funkens <strong>und</strong><strong>der</strong> Flamme war den Feuerjungfrauen anvertraut. Für sie – wieauch für <strong>die</strong> späteren Vestal<strong>in</strong>nen, <strong>die</strong> geweihten Hüter<strong>in</strong>nen <strong>der</strong>heiligen Tempelflamme – blieb Keuschheit strengstes Gebot.Auch <strong>die</strong> ständige Erhaltung <strong>und</strong> Bewahrung des zurückbleibenden<strong>und</strong> ansässigen Stammes war von dem heiligenFeuer<strong>die</strong>nst abhängig. Stammesdauer <strong>und</strong> Feuerdauergalten als e<strong>in</strong>es. Das e<strong>in</strong>e bed<strong>in</strong>gte das an<strong>der</strong>e. Wie das Feuerverlosch, wenn <strong>der</strong> Stamm ausstarb, so verlor sich se<strong>in</strong>eSelbständigkeit, sobald das Feuer zu brennen aufhörte. Undg<strong>in</strong>g <strong>der</strong> wan<strong>der</strong>nden Schar doch e<strong>in</strong>mal <strong>die</strong> Flamme aus, soholte man, um nicht Fremden <strong>die</strong>nstbar zu werden, den neuenFunken vom alten heimatlichen Herd. Der nordische HeldGretter durchschwamm <strong>die</strong> stürmischen Wogen des Fjord,um auf gefährlichem Weg <strong>in</strong> erhobener Hand das Feuerzurückzubr<strong>in</strong>gen. „Man hegt“, wie Homer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Odyssee sagt,„den Samen des Feuers, um nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ferne zu zünden.“Durch das Feuer war <strong>die</strong> Heimat dem Stamm <strong>und</strong> se<strong>in</strong>erGottheit geweiht.Wie <strong>die</strong> Flamme des Landes überall <strong>in</strong> heiliger Geme<strong>in</strong>schaftgehalten wurde, so war von jeher auch bei den Germanendas Land als Almende eigentumsloser Geme<strong>in</strong>schaftsbesitz,geme<strong>in</strong>same Mark <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>de. „Mit Feuer heiligen",bedeutete den Norwegern, dass sie durch <strong>die</strong> ihnen zugehörigeGeme<strong>in</strong>schaftsflamme e<strong>in</strong> Land für ihre Geme<strong>in</strong>schaft zueigen nahmen. Wo ihr Funke entbrannte, war ihre Heimat. Dasheimatliche Feuer gehörte wie das mit ihm <strong>in</strong> Besitz genommeneLand <strong>der</strong> ganzen Volksgeme<strong>in</strong>schaft.Das Teilhaben am Stammesfeuer war wie <strong>die</strong> soziale Geme<strong>in</strong>samkeitdes Landbesitzes e<strong>in</strong>e religiöse Angelegenheit.Das Versagen des Feuers bedeutete Verbannung aus demw w w . p l o u g h b o o k s . c o . u k / g e r m a n

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