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Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

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Eberhard Arnold - <strong>Innenland</strong> 83unter se<strong>in</strong>em bestimmenden <strong>E<strong>in</strong></strong>fluß möglich. IndividualistischeAnarchisten haben deshalb den atheistischen Sozialismus <strong>und</strong>Kommunismus e<strong>in</strong>e säkularisierte o<strong>der</strong> verweltlichte Sekte desChristentums genannt. Ohne dessen Nächstenliebe, ohne dessenbrü<strong>der</strong>liche Ebenbürtigkeit, ohne dessen Zukunftsglaubenals Glauben an das Reich Gottes, ohne dessen soziales Gewissenfür Gottes Willen wäre <strong>die</strong>se europäische Ersche<strong>in</strong>ungniemals möglich geworden.Wenn das Gewissen <strong>in</strong> Christus <strong>die</strong> Gerechtigkeit Gottes gef<strong>und</strong>enhat, erkennt es <strong>die</strong> menschliche Ungerechtigkeit als denGegensatz zur Liebe <strong>und</strong> Lebendigkeit Christi. Die GerechtigkeitGottes, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Jesus Ersche<strong>in</strong>ung geworden ist, bedeutetmehr als alles juristische Recht <strong>der</strong> Staaten <strong>und</strong> ihrer Gerichte,mehr als alle religiöse <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit <strong>der</strong> Theologen<strong>und</strong> Moralisten. Denn sie ist wie e<strong>in</strong> Licht, wie e<strong>in</strong> Salz <strong>und</strong> wiee<strong>in</strong> Baum <strong>die</strong> lebendige Wesenskraft leuchten<strong>der</strong> Wärme, kräftigerErhaltung <strong>und</strong> Bewahrung, <strong>die</strong> Wesenskraft umfassendenLebens. Deshalb muß sie als völlige Liebe e<strong>in</strong> gänzlich an<strong>der</strong>esLeben hervorbr<strong>in</strong>gen, als es jede an<strong>der</strong>e noch so soziale Gerechtigkeitvermag.Auch das soziale Gewissen des Glaubenden erschöpft <strong>die</strong>Wahrheit <strong>die</strong>ses Lebens nicht, wenn sie auch se<strong>in</strong>e wichtigsteLebensäußerung unter den Menschen bleibt. Weil <strong>die</strong> Redlichkeitgegen uns selbst sich als <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>voraussetzung deschristlichen Lebens erwiesen hat, muß es se<strong>in</strong> erbittertsterGegner zugeben, daß <strong>die</strong> <strong>in</strong>nere Geschichte des Christentumsden immer strenger genommenen Begriff <strong>der</strong> Wahrhaftigkeithervorgebracht hat. Er sieht, daß <strong>die</strong> Sensibilität deschristlichen Gewissens auch das wissenschaftliche Gewissenzu vornehmster <strong>in</strong>tellektueller Redlichkeit geführt hat. Derimmer fe<strong>in</strong>er geschärfte Inst<strong>in</strong>kt <strong>der</strong> Wahrhaftigkeit hat se<strong>in</strong>Wachstum an Wissenschaftlichkeit zur Folge, so daß FriedrichNietzsche 24 sagen mußte: “Die Gewissenhaftigkeit im kle<strong>in</strong>en,<strong>die</strong> Selbstkontrolle des religiösen Menschen war e<strong>in</strong>e Vorschulezum wissenschaftlichen Charakter; vor allem <strong>die</strong> Ges<strong>in</strong>nung,welche Probleme ernst nimmt, noch abgesehen davon, was_______________________________24Friedrich Nietzsche, dt. Philosoph, 1844-1900w w w . p l o u g h b o o k s . c o . u k / g e r m a n

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