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Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

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Eberhard Arnold - <strong>Innenland</strong> 85Bei allen heidnischen Völkern ist etwas von <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<strong>die</strong>ser Aktivität spürbar. So wurde Sokrates 25 vierhun<strong>der</strong>t Jahrevor Christus durch <strong>die</strong> bekannte Stimme se<strong>in</strong>es Innerennicht nur von falschen Schritten zurückgehalten, son<strong>der</strong>n auchzu positiven Handlungen angetrieben. Das zeigte sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>ebeim Suchen <strong>der</strong> Wahrheit im fragenden Gesprächmit allen Menschen. Aber gerade se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Stimme, <strong>die</strong>ebenso starke wie unklare Empf<strong>in</strong>dung se<strong>in</strong>er <strong>Seele</strong>, liefertden Beweis, daß das menschliche Gewissen trotz schärfstenWahrheitsstrebens ohne Erneuerung durch den Heiligen GeistGottes <strong>in</strong> verwirren<strong>der</strong> Unklarheit gefangen bleibt. Daß er <strong>die</strong>se<strong>in</strong>nere Stimme als Dämon bezeichnet, verweist weit mehr auf<strong>die</strong> dunklen Ausstrahlungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Welt als auf <strong>die</strong> helleOffenbarung <strong>der</strong> Wahrheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en <strong>und</strong> völligen Liebe <strong>der</strong>Gottesgerechtigkeit. Es ist e<strong>in</strong> gefährlicher Irrtum, wenn vielemit dem großen christlichen Dichter Dante 26 me<strong>in</strong>en: “Es stehtmir e<strong>in</strong> Gewissen, re<strong>in</strong> <strong>und</strong> treu, zur Seite als Gewährsmann,dem Vertrauen wohl unbedenklich zukommt ohne Scheu.”Es ist mehr als bedenklich, se<strong>in</strong> Gewissen als unfehlbarenGewährsmann zu betrachten. Weil es an je<strong>der</strong> Entartung <strong>der</strong><strong>Seele</strong> se<strong>in</strong>en Anteil behält, kann es <strong>in</strong> sich selbst we<strong>der</strong> re<strong>in</strong>noch unbestechlich werden. Es gleicht etwa e<strong>in</strong>em Lotsen,<strong>der</strong> - <strong>in</strong> fremde Gewässer h<strong>in</strong>ausgestoßen - se<strong>in</strong>e Orientierungverloren hat. Ob er <strong>in</strong> ehrlicher Beschämung se<strong>in</strong>e Ratlosigkeite<strong>in</strong>gesteht o<strong>der</strong> ob er <strong>in</strong> sche<strong>in</strong>barer Sicherheit das Schiffh<strong>in</strong> <strong>und</strong> her steuert - er kann nicht eher se<strong>in</strong>er Bestimmungentsprechen, als bis er se<strong>in</strong>e ihm von Anfang her vertrautenGewässer wie<strong>der</strong>gewonnen hat. Das Gewissen möchte wohlimmer <strong>und</strong> überall richtig steuem. Aber es hat den Weg verloren.Es begehrt nach dem Hafen <strong>der</strong> Heimat. Aber dichte Nebelverhüllen ihm den Blick. Wie für immer ist ihm das Land <strong>der</strong>Klarheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ferne entschw<strong>und</strong>en. Stets von neuem stellt es<strong>die</strong> beängstigende Frage: “Me<strong>in</strong>e arme irrende <strong>Seele</strong>, wirst dunach Hause f<strong>in</strong> den? Welche Wege mußt du noch gehen, bis due<strong>in</strong> Licht wirst sehen?”_______________________________25Sokrates, griech. Philosoph, 470 od. 469-399 v. Chr.26Dante Alighieri, ital. Dichterphilosoph, 1265-1321w w w . p l o u g h b o o k s . c o . u k / g e r m a n

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