Innenland: Ein Wegweiser in die Seele der Bibel und in ... - Plough

Eberhard Arnold - Innenland 31verdecken und verkleiden kann, die aber doch das Wesen desCharakters ausmacht. Nur das hat Wert und Kraft, was durchsHerz zu Herzen geht, weil es von Herzen kommt. Wer Begegnungenerlebt hat von Menschen, die sich vorher kaum odergar nicht gekannt haben und die sich nun gegenseitig ihr Innersteserschließen, spürt immer wieder den echten Herzschlag injedem wahren Wort. Er wendet sich ab, wo leere Worte gesprochenwerden, ohne daß das Herz etwas zu sagen hat.Der Zusammenklang der Herzen erfährt seinen Höhepunktin der lebendigen Gemeinde. Sie empfängt ihre Einheit undEinstimmigkeit stets neu von dem über sie kommenden Geist,denn dort sind alle ein Herz und eine Seele geworden. Und siewerden dies stets wieder von neuem, so oft sie an den HeiligenGeist glauben.Wer nur mit dem Munde vergeben oder nur mit den Lippenpredigen will, kann uns nichts geben als Enttäuschung. “EinPrediger muß in seinem Innern zuerst entflammt sein, bevor erzu reden anfängt.” Mit diesen Worten hat Franz von Assisi dasGeheimnis seines wirksamen Lebens enthüllt. “Denn es mußvon Herzen gehen, was auf Herzen wirken soll.” So fordert esPhorkyras in Goethes “Faust” 6 als das Höhere im Gegensatz zudem Gemenge der alten Götter.Die Kraft des Herzens ist reich. Welche Vielfalt lebendigerRegungen umschließt das Herz! Manche mögen in ihm nichtsanderes als Gefühle vermuten. Und der Sprachgebrauch gehtin der Tat nicht fehl, wenn er so gem das innere Gefühlslebenals eine Sache des Herzens anspricht. Denn im Innersten desMenschen wohnen seine tiefsten und besten und nicht wenigerseine schädlichsten und bösesten Empfindungen. Alle wahreFreude kommt aus dem Herzen und erfüllt es mit jauchzendemJubel oder mit stillem Glück. Alle echten Wohltaten berührendas Herz. Jede freudige Hoffnung hat im Inneren ihr Leben.Nicht nur die geistlichen, sondem auch die leiblichen und seelischenErquickungen sind Gaben für das Innere, für das Herz.Denn das Herz ist dankbar für jeden Trost, der Brot und nichtSteine reicht. Hat es doch mit Angst und Unruhe, mit Schmerzund Traurigkeit zu kämpfen!______________________________6“Faust”, Johann Wolfgang v. Goethe, dt. Dichter, 1749-1832w w w . p l o u g h b o o k s . c o . u k / g e r m a n