Jahresbericht 2011 - Presse - Kunsthistorisches Museum Wien
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naturwIssenschaFtlIches labor<br />
An dem Querschliff der Probe aus dem relief<br />
des Schützen zeigt sich ein fünfschichtiger<br />
Malschichtaufbau, die drei hellen Schichten<br />
weisen als Pigmente vor allem Bleiweiß,<br />
vereinzelt aber auch etwas ocker auf. Die<br />
mittlere braune Schicht besteht neben<br />
Kreide und Bleiweiß auch aus etwas ocker<br />
und Spuren eines Kupferpigmentes, während<br />
die Farbgebung der obersten blauen<br />
Malschicht auf Azurit zurückzu führen ist.<br />
Die histochemische Färbung zeigt vorwiegend<br />
Protein als Bindemittel in den Malschichten.<br />
Das Vorliegen von proteinischem Bindemittel<br />
konnte durch die Gc-MS-Analysen der Proben<br />
bestätigt werden, die Untersuchungen sollten<br />
jedoch nicht nur die bereits nachgewiesenen<br />
Bindemittel genauer bestimmen, sondern die<br />
Analyse auch auf weitere Bindemittelklassen<br />
ausweiten. So wurden die Proben auch hinsichtlich<br />
des Vorhandenseins von Kohlenhydraten<br />
untersucht. Aufgrund der hohen<br />
Glycinkonzentration und des nachweises<br />
Querschliff der Probe aus dem relief des Schützen,<br />
normallichtaufnahme bei 100-facher Vergrößerung<br />
reM-Spektrum des Querschliffs<br />
von Hydroxyprolin in den Proben konnte<br />
das Protein als tierischer Leim identifiziert<br />
werden, während die hohen intensitäten<br />
von Galaktose und Arabinose die Verwendung<br />
von Gummi Arabicum beweisen.<br />
Diese ergebnisse bestätigen die Vermutung<br />
der restauratoren, dass beim Spielbrett sowohl<br />
tierische als auch pflanzliche Leime einsatz<br />
fanden, und helfen so bei der Ausarbeitung<br />
des am besten geeigneten Konzeptes für die<br />
erfolgreiche restaurierung des objektes.<br />
Zur Übermalungssituation ergab die rFA<br />
der untersuchten roten Umrandungen, dass<br />
überwiegend Kreide als Grundmaterial verwendet<br />
wurde, nur an einigen wenigen<br />
Stellen konnte Gips nachgewiesen werden.<br />
Hierbei dürfte es sich um eine spätere Überarbeitung<br />
handeln. Als rotpigment kam in<br />
beiden Fällen überwiegend Zinnober zum<br />
einsatz. Teilweise lässt ein deutlich erhöhter<br />
eisenpeak auf die Verwendung eines (roten)<br />
erdpigments schließen, eine Überarbeitung<br />
an diesen Stellen erscheint wahrscheinlich.<br />
Anfärbung des Querschliffs auf Protein mit<br />
Amidoschwarz, 100-fache Vergrößerung<br />
Zusätzlich wurden auch die Abdeckungen<br />
der Spielfelder analysiert, wobei neben Bergkristall<br />
für das farblose Glas Kalk-natron-<br />
Silikat-Glas nachgewiesen werden konnte,<br />
welches mit Mangan entfärbt wurde. Das<br />
rote Glas hingegen ist ein Kali-Kalk-Glas,<br />
das ebenfalls mit Mangan entfärbt und mit<br />
Kupfer gefärbt wurde. in Bezug auf das verwendete<br />
Glas stellte sich die Frage, ob es<br />
venezianischen Ursprungs sein könnte und<br />
es der entstehungszeit des Spielbretts (Anfang<br />
14. Jahrhundert) zuzuordnen ist. Dies erscheint<br />
aber nicht gesichert: Kalk-natron-<br />
Silikat-Glas wurde zwar in Venedig zu dieser<br />
Zeit produziert bzw. verarbeitet, vergleichbare<br />
Analysen dieses Glastyps zeigen aber einen<br />
höheren Gehalt an Al 2 o 3 . Auch konnten in<br />
beiden Gläsern Spuren von Barium gefunden<br />
werden, von denen in entsprechender Literatur<br />
nicht berichtet wird. Dieselbe Quelle<br />
erwähnt zwar rotes Pottascheglas, jedoch erst<br />
aus dem 15. Jahrhundert. es ist daher wahrscheinlich,<br />
dass es sich bei den Glasabdeckungen<br />
um spätere ergänzungen handelt.<br />
Gc-chromatogramm einer weiteren Probe<br />
a. nach Hcl-Hydrolyse und Sylilierung;<br />
b. nach TFA-Hydrolyse und Acetylierung.<br />
(Aminosäuren von tierischem Leim: Ala…Alanin, Gly…Glycin, Val…<br />
Valin, Leu…Leucin, ile…isoleucin, Ser…Serin, Phe…Phenylalanin,<br />
Asp…Asparaginsäure, Hyp…Hydroxyprolin, Glu…Glutaminsäure;<br />
Monosaccharide von Gummi Arabicum: rhm…rhamnose, Arb…<br />
Arabinose, Gal…Galaktose.)