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Jahresbericht 2011 - Presse - Kunsthistorisches Museum Wien

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126<br />

naturwIssenschaFtlIches labor<br />

An dem Querschliff der Probe aus dem relief<br />

des Schützen zeigt sich ein fünfschichtiger<br />

Malschichtaufbau, die drei hellen Schichten<br />

weisen als Pigmente vor allem Bleiweiß,<br />

vereinzelt aber auch etwas ocker auf. Die<br />

mittlere braune Schicht besteht neben<br />

Kreide und Bleiweiß auch aus etwas ocker<br />

und Spuren eines Kupferpigmentes, während<br />

die Farbgebung der obersten blauen<br />

Malschicht auf Azurit zurückzu führen ist.<br />

Die histochemische Färbung zeigt vorwiegend<br />

Protein als Bindemittel in den Malschichten.<br />

Das Vorliegen von proteinischem Bindemittel<br />

konnte durch die Gc-MS-Analysen der Proben<br />

bestätigt werden, die Untersuchungen sollten<br />

jedoch nicht nur die bereits nachgewiesenen<br />

Bindemittel genauer bestimmen, sondern die<br />

Analyse auch auf weitere Bindemittelklassen<br />

ausweiten. So wurden die Proben auch hinsichtlich<br />

des Vorhandenseins von Kohlenhydraten<br />

untersucht. Aufgrund der hohen<br />

Glycinkonzentration und des nachweises<br />

Querschliff der Probe aus dem relief des Schützen,<br />

normallichtaufnahme bei 100-facher Vergrößerung<br />

reM-Spektrum des Querschliffs<br />

von Hydroxyprolin in den Proben konnte<br />

das Protein als tierischer Leim identifiziert<br />

werden, während die hohen intensitäten<br />

von Galaktose und Arabinose die Verwendung<br />

von Gummi Arabicum beweisen.<br />

Diese ergebnisse bestätigen die Vermutung<br />

der restauratoren, dass beim Spielbrett sowohl<br />

tierische als auch pflanzliche Leime einsatz<br />

fanden, und helfen so bei der Ausarbeitung<br />

des am besten geeigneten Konzeptes für die<br />

erfolgreiche restaurierung des objektes.<br />

Zur Übermalungssituation ergab die rFA<br />

der untersuchten roten Umrandungen, dass<br />

überwiegend Kreide als Grundmaterial verwendet<br />

wurde, nur an einigen wenigen<br />

Stellen konnte Gips nachgewiesen werden.<br />

Hierbei dürfte es sich um eine spätere Überarbeitung<br />

handeln. Als rotpigment kam in<br />

beiden Fällen überwiegend Zinnober zum<br />

einsatz. Teilweise lässt ein deutlich erhöhter<br />

eisenpeak auf die Verwendung eines (roten)<br />

erdpigments schließen, eine Überarbeitung<br />

an diesen Stellen erscheint wahrscheinlich.<br />

Anfärbung des Querschliffs auf Protein mit<br />

Amidoschwarz, 100-fache Vergrößerung<br />

Zusätzlich wurden auch die Abdeckungen<br />

der Spielfelder analysiert, wobei neben Bergkristall<br />

für das farblose Glas Kalk-natron-<br />

Silikat-Glas nachgewiesen werden konnte,<br />

welches mit Mangan entfärbt wurde. Das<br />

rote Glas hingegen ist ein Kali-Kalk-Glas,<br />

das ebenfalls mit Mangan entfärbt und mit<br />

Kupfer gefärbt wurde. in Bezug auf das verwendete<br />

Glas stellte sich die Frage, ob es<br />

venezianischen Ursprungs sein könnte und<br />

es der entstehungszeit des Spielbretts (Anfang<br />

14. Jahrhundert) zuzuordnen ist. Dies erscheint<br />

aber nicht gesichert: Kalk-natron-<br />

Silikat-Glas wurde zwar in Venedig zu dieser<br />

Zeit produziert bzw. verarbeitet, vergleichbare<br />

Analysen dieses Glastyps zeigen aber einen<br />

höheren Gehalt an Al 2 o 3 . Auch konnten in<br />

beiden Gläsern Spuren von Barium gefunden<br />

werden, von denen in entsprechender Literatur<br />

nicht berichtet wird. Dieselbe Quelle<br />

erwähnt zwar rotes Pottascheglas, jedoch erst<br />

aus dem 15. Jahrhundert. es ist daher wahrscheinlich,<br />

dass es sich bei den Glasabdeckungen<br />

um spätere ergänzungen handelt.<br />

Gc-chromatogramm einer weiteren Probe<br />

a. nach Hcl-Hydrolyse und Sylilierung;<br />

b. nach TFA-Hydrolyse und Acetylierung.<br />

(Aminosäuren von tierischem Leim: Ala…Alanin, Gly…Glycin, Val…<br />

Valin, Leu…Leucin, ile…isoleucin, Ser…Serin, Phe…Phenylalanin,<br />

Asp…Asparaginsäure, Hyp…Hydroxyprolin, Glu…Glutaminsäure;<br />

Monosaccharide von Gummi Arabicum: rhm…rhamnose, Arb…<br />

Arabinose, Gal…Galaktose.)

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