Jahresbericht 2011 - Presse - Kunsthistorisches Museum Wien
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neues kunstdepot FÜr das khm mIt mVk und Ötm<br />
Durch die einrichtung von räumen für<br />
Forschung und restaurierung, Stickstoffbegasung<br />
und Quarantäne sowie eines<br />
Fotoraums zur weiteren digitalen erfassung<br />
und erforschung der Depotbestände wurde<br />
dafür gesorgt, dass das neue Kunstdepot<br />
nicht nur ein ort des Bewahrens, sondern<br />
auch einer des Forschens und der Wissenschaft<br />
ist. Selbstverständlich sind in Planung<br />
und Bau auch alle sicherheitstechnischen<br />
Aspekte eingeflossen.<br />
Als den Planungen übergeordnetes Prinzip<br />
fungierte der sogenannte „Horizont 100“<br />
und somit die Frage: „Was muss das neue<br />
Depot können und wie muss es beschaffen<br />
sein, damit auch noch nach hundert Jahren<br />
möglichst viel an originalsubstanz erhalten<br />
ist und künftigen Besucher- und Forschergenerationen<br />
zur Verfügung steht?“ Besonderes<br />
Augenmerk wurde deshalb der Haustechnik<br />
sowie dem Gebäude- und raumklima<br />
geschenkt. Die größten Schäden an deponier-<br />
tem Kulturgut sind weltweit in den letzten<br />
Jahren durch den plötzlichen Ausfall moderner<br />
Gebäudetechnik, etwa der Klimaanlagen,<br />
entstanden. Kunstgegenstände brauchen für<br />
eine optimale Lagerung in erster Linie konstante<br />
Temperatur- und Klimawerte.<br />
Das neue Depot des Kunsthistorischen <strong>Museum</strong>s<br />
verzichtet deshalb weitgehend auf<br />
maschinelle Klimatisierung und setzt auf<br />
Bau teilaktivierung mit geothermischer Speisung,<br />
also auf erdwärme. Dies gewährleistet<br />
Kühlung im Sommer und natürliche erwärmung<br />
im Winter, hat neben ausge wogenen<br />
Temperatur- und Luftfeuchtigkeitskurven eine<br />
Verringerung der Betriebs kosten zur Folge<br />
und bringt eine weitgehende Unabhängigkeit<br />
von fossiler energie mit sich. im<br />
nächsten Jahr soll darüber hinaus eine Fotovoltaik-Anlage<br />
die innovative energiebewirtschaftung<br />
des Depots ergänzen und auch<br />
die Kraft der Sonne für unsere Museen nutzbar<br />
machen.<br />
ressourcen zu schonen statt hungrig nach<br />
ressourcen zu sein, Funktion vor Design zu<br />
stellen und die rückbesinnung auf natürliche<br />
energievorkommen statt der Verwendung<br />
von High-Tech-energie waren die<br />
technischen und ökonomischen Leitlinien<br />
des Depotprojekts. Ziel war es letztendlich,<br />
damit eine fast „natürliche“ Umgebung zu<br />
schaffen, wie sie den meisten objekte auch<br />
schon in den Jahrhunderten davor zur<br />
Verfügung gestanden war, und gleichzeitig<br />
die erkenntnisse vor allem der letzten Jahrzehnte<br />
in den Bereichen Konservierung und<br />
Materialkunde einfließen zu lassen.<br />
Das neue Depot des KHM mit MVK und<br />
ÖTM ist bereits jetzt ein Vorzeigeprojekt<br />
im internationalen <strong>Museum</strong>sumfeld und kann<br />
sich in zahlreichen Symposien, Veranstaltungen<br />
und Vorträgen als innova tiver Beitrag<br />
zum „grünen <strong>Museum</strong>“ und zu einer<br />
„Kultur der nachhaltigkeit“ prä sentieren.<br />
Bericht: Dr. Paul FreY