08.12.2012 Aufrufe

Jahresbericht 2011 - Presse - Kunsthistorisches Museum Wien

Jahresbericht 2011 - Presse - Kunsthistorisches Museum Wien

Jahresbericht 2011 - Presse - Kunsthistorisches Museum Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

detailgenauen Analyse, da hier der große<br />

einfluss der Graphiken Hopfers auf die süddeutsche<br />

Kunst die Feststellung der eigenhändigkeit<br />

erheblich erschwert. im rahmen<br />

des Projektes wurde bereits eine große Zahl<br />

verzierter Harnische studiert, die mit Daniel<br />

Hopfer in Verbindung zu bringen sind. Die<br />

erkenntnisse dieser Untersuchung – zahlreiche<br />

Zu- und Abschreibungen sowie einige<br />

Hilfestellungen für die Datierung der Graphiken<br />

Hopfers – werden in Form eines umfassenden<br />

Artikels im Jahrbuch des Kunsthistorischen<br />

<strong>Museum</strong>s <strong>Wien</strong> veröffentlicht<br />

werden.<br />

restaurIerwerkstätten<br />

Seit den Wintermonaten 2010/11 entstanden<br />

in der restaurierwerkstätte der Hofjagd- und<br />

rüstkammer in Zusammenarbeit mit den<br />

Bildhauern Bernhard ortner und Johannes<br />

Falkeis als markanteste Projekte fünf neue,<br />

farbig gefasste, figurale Ausstellungsbehelfe<br />

zur Präsentation von rüstungen: zwei reiterkörper<br />

für Turnierrüstungen aus dem Besitz<br />

von König Philipp dem Schönen und erzherzog<br />

Sigmund von Tirol, zwei reiterfiguren<br />

mit Porträtköpfen erzherzog Ferdinands ii.<br />

von Tirol, eine davon für die sogenannte<br />

Mailänder rüstung A785, die andere für die<br />

Deutsche rüstung A787, weiters ein stehender<br />

Jüngling für die romanische rüstung<br />

A783 mit einem jugendlichen Porträtkopf<br />

Ferdinands ii. Diese neuen Behelfsfiguren<br />

stellen für die Sammlung lang erhoffte<br />

ästhetische und technische Verbesserungen<br />

dar. Sie erfüllen unsere konservatorischen<br />

Vorgaben und eignen sich vorzüglich zur<br />

Verschickung der rüstungen als Leihgaben.<br />

Um ihre Handhabung und anfallende Montagen<br />

vor allem auf reisen zu erleichtern,<br />

bestehen sie aus einzelteilen. Die nach der<br />

natur geschnitzten Unterkörper bringt man<br />

gesondert in Position. Darauf senkt man von<br />

oben herab den bereits mit der rüstung bekleideten,<br />

einfacher geformten oberkörper<br />

mit angeschraubten Armen und Händen.<br />

Die zusammengesetzten Puppen sitzen als<br />

reiter von Gewicht und Form her voll kommen<br />

austariert und sicher im Sattel, sie benötigen<br />

keine weitere Befestigung. in Gestaltungsdetails<br />

hielt man sich bei den Puppen<br />

für die rüstungen Ferdinands ii. an zeitgenössische<br />

Vorlagen: bei der Puppe für die<br />

Mailänder rüstung an das Blatt iV des handschriftlichen<br />

Bildinventars der 3. Ambraser<br />

rüstkammer inv.-nr. KK 5250 von 1580,<br />

das erzherzog Ferdinand ii. zu Pferde zeigt,<br />

angetan mit eben der Mailänder rüstung<br />

(inv.-nr. A785), die selbst aus dem Jahr 1559<br />

stammt. Die reiterfigur für Ferdinands sogenannte<br />

Deutsche rüstung (inv.-nr. A787,<br />

1555–1560) folgt in ihrer Kostümierung<br />

dem Bild GG 8049, Erzherzog Ferdinand II.<br />

im Löwenkopfharnisch. Der Porträtkopf des<br />

Jünglings im Kettenhemd der romanischen<br />

offene Sturmhaube des Konrad von Bemelberg (1494–1567),<br />

Valentin Siebenbürger (erw. 1531–1564), nürnberg, um 1540,<br />

inv.-nr. A 376<br />

sammlungen khm<br />

rüstung folgt vor allem dem Gemälde GG<br />

5947, Erzherzog Ferdinand als 19-Jähriger<br />

von 1548, also gleichzeitig mit jener rüstung.<br />

– Die beiden Turnierreiter schließlich<br />

fanden ihre Vorbilder in Kaiser Maximilians<br />

zeitgleicher Turnier-Handschrift Freydal.<br />

Für den stehenden Jüngling der romanischen<br />

rüstung Ferdinands (inv.-nr. A783,<br />

1545–1550) wurde seine Körperform durch<br />

genaues Vermessen und Anprobieren des<br />

für den jungen erzherzog ja maßgefertigten<br />

all’antica-Kettenhemdes und der Schuhe<br />

erarbeitet, die die tonangebenden Teile der<br />

rüstung darstellen. im Gegensatz zu den reiterfiguren<br />

mit ihren festen Harnischteilen als<br />

richtgrößen musste hier der Körper des Jünglings<br />

sozusagen fließenden Formen – rieselndem<br />

Panzergeflecht – angepasst werden.<br />

Die <strong>2011</strong> erarbeiteten Trägerfigurinen stellen<br />

weitere Schritte in der reihe der neuadaptierungen<br />

unserer rüstungen dar, die wir seit<br />

einigen Jahren entwickeln. Die rüstkammer<br />

verfügt über eine große Zahl an figuralen<br />

Ausstellungsbehelfen, die meist aus dem<br />

20. Jahrhundert übernommen wurden, leider<br />

fast durchgehend in nach Verbesserung rufender<br />

und künstlerisch gesehen schlechter<br />

Qualität. Da sie nicht durch abstrakte Behelfe<br />

ersetzt werden sollen, nahmen wir an diesen<br />

alten Figurinen immer größere Korrekturen<br />

vor, um die Harnische ästhetisch und konservatorisch<br />

würdiger zu präsentieren. Korrekturen<br />

allein befriedigen jedoch nur selten.<br />

Küriss für Feld und Turnier des Andreas Graf Sonnenberg<br />

(ermordet 1511), Kolman Helmschmid (1471–1532),<br />

Augsburg, um 1505/10, inv.-nr. A 310<br />

57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!