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"Schnellert" (Commune de Berdorf) - Musée national d'histoire ...

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L. Beck, J. Römbke, F. Meyer, J. Spelda, S. Woas Bo<strong>de</strong>nfauna<br />

Steinen nicht selten in Mengen von wenigstens<br />

500 bis 1000 Individuen je m² vorzukommen". Die<br />

übrigen aufgeführten Tiergruppen gehören zur<br />

Makrofauna und sind als zufälliger Ausschnitt<br />

einer tatsächlich wesentlich reicheren Fauna vor<br />

Ort zu betrachten.<br />

5 Diskussion<br />

Oligochaeten<br />

Geografische Einordnung: Unter biogeografischen<br />

Gesichtspunkten hat die Beprobung<br />

<strong>de</strong>s Standorts Schnellert zu einer <strong>de</strong>utlichen<br />

Ausweitung <strong>de</strong>r Kenntnisse zu <strong>de</strong>n Oligochaeten<br />

Luxemburgs geführt (vgl. Anhang 1). Neben acht<br />

bekannten Arten wur<strong>de</strong>n drei Regenwurmspezies<br />

erstmals in Luxemburg gefun<strong>de</strong>n: Aporrecto<strong>de</strong>a<br />

minuscula, Dendrobaena attemsi und Lumbricus<br />

meliboeus. Erstere ist bisher vor allem aus <strong>de</strong>r<br />

Rheinebene und Norditalien bekannt, während<br />

die D. attemsi in einem Streifen zwischen Südskandinavien<br />

und Italien gefangen wur<strong>de</strong>. L. meliboeus<br />

ist bisher nur aus <strong>de</strong>n Mittelgebirgen Frankreichs<br />

sowie in Deutschland aus <strong>de</strong>m Schwarzwald und<br />

<strong>de</strong>m hessischen Vogelsberg bekannt. Damit erhöht<br />

sich die Zahl <strong>de</strong>r Regenwurmspezies Luxemburgs<br />

von 22 auf 25. Ihre geografische Orientierung<br />

<strong>de</strong>hnt sich – auf einer breiten mitteleuropäischen<br />

Artenbasis – eher weiter in südliche und westliche<br />

Richtung aus.<br />

Größer ist <strong>de</strong>r Effekt bei <strong>de</strong>n Enchytraeen:<br />

Statt bisher elf Arten sind jetzt 25 Enchytraeenarten<br />

bekannt; d.h. <strong>de</strong>ren Zahl hat sich mehr als<br />

verdoppelt. Dieser Anstieg ist vor allem auf die<br />

bisherige mangelhafte Bearbeitung dieser Familie<br />

zurückzuführen; z.B. fällt auf, dass die meisten<br />

neuen Arten in ganz Mittel- und Nor<strong>de</strong>uropa<br />

weit verbreitete Bewohner saurer Waldbö<strong>de</strong>n<br />

sind wie Arten <strong>de</strong>r Gattung Achaeta, Cognettia<br />

sphagnetorum, Marionina clavata, Oconnoriella<br />

cambrensis und Mesenchytraeus glandulosus. Bei<br />

<strong>de</strong>n Nachweisen von Arten aus <strong>de</strong>r Gattung<br />

Fri<strong>de</strong>ricia ist zu beachten, dass es sich dabei um<br />

Artengruppen han<strong>de</strong>ln kann. Genauere Angaben<br />

dazu sind gegenwärtig nicht möglich, da eine<br />

umfassen<strong>de</strong> Revision dieser Gattung noch nicht<br />

abgeschlossen ist (Schmelz 2003). Beson<strong>de</strong>rs<br />

interessant ist <strong>de</strong>r Luxemburger Erstnachweis <strong>de</strong>s<br />

Ferrantia • 50 / 2007<br />

terrestrischen Polychaeten Hrabiella periglandulata,<br />

<strong>de</strong>r bisher vor allem aus Tschechien, Deutschland<br />

und Italien bekannt war (Jans & Römbke 1989). Für<br />

die Enchytraeen ist die geografische Orientierung<br />

ebenfalls eine schwerpunktmäßig mitteleuropäische,<br />

die Verbreitungsgebiete <strong>de</strong>r Arten <strong>de</strong>hnen<br />

sich fallweise in südliche ebenso wie westliche,<br />

nördliche und östliche Richtungen aus.<br />

Ökologische Einordnung: An einem Standort mit<br />

ähnlichen Eigenschaften wie Mar<strong>de</strong>lle und Predigtstuhl,<br />

<strong>de</strong>m Stadtwald Ettlingen bei Schluttenbach<br />

im nördlichen Schwarzwald, wur<strong>de</strong>n die Oligochaeten<br />

intensiv bearbeitet (Römbke 1985; Römbke<br />

1989). Dort wur<strong>de</strong>n drei Regenwurmarten, Dendrodrilus<br />

rubidus, Lumbricus eiseni, Lumbricus rubellus,<br />

mit einer Abundanz von 16 Ind/m2 gefun<strong>de</strong>n.<br />

Hinsichtlich Abundanz und Artenspektrum gibt es<br />

<strong>de</strong>mnach teils Übereinstimmungen, teils <strong>de</strong>utliche<br />

Unterschie<strong>de</strong>: In Schluttenbach fehlen die in<br />

Predigtstuhl gefun<strong>de</strong>nen Mineralschichtbewohner<br />

<strong>de</strong>r Gattungen Aporrecto<strong>de</strong>a (A. minuscula, A. rosea)<br />

und Octolasion sp.<br />

Am gleichen Standort im Stadtwald Ettlingen<br />

wur<strong>de</strong>n elf Enchytraeenarten gefun<strong>de</strong>n. Davon<br />

wur<strong>de</strong>n insgesamt neun Spezies (Achaeta eiseni,<br />

Cognettia cognettii, C. sphagnetorum, Enchytraeus<br />

buchholzi, Enchytronia parva, Marionina clavata,<br />

Mesenchytraeus glandulosus, M. pelicensis, Oconnoriella<br />

cambrensis) auch an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Standorten<br />

Mar<strong>de</strong>lle und Predigtstuhl (zusammen genommen)<br />

gefun<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n im Schnellert fehlen<strong>de</strong>n<br />

Arten han<strong>de</strong>lt es sich um einen typischen<br />

Bewohner von Moospolstern, Bryodrilus ehlersi,<br />

bzw. eine Spezies mit ausgeprägter Saisonalität,<br />

Stercutus niveus. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite fehlten in<br />

Schluttenbach Fri<strong>de</strong>ricia-Spezies, die im Schnellert<br />

vorkommen. Die Abundanz lag in Schluttenbach<br />

bei 46.000 Ind/m² und damit wie in <strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>lle<br />

und auch das Altersverhältnis Juvenile: Adulte<br />

war mit 88: 12 % sehr ähnlich.<br />

Die drei Standorte im Gebiet Schnellert unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich hinsichtlich ihrer Oligochaetenbesiedlung<br />

<strong>de</strong>utlich voneinan<strong>de</strong>r, was aufgrund<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlichen Bo<strong>de</strong>neigenschaften<br />

und Humusformen nicht überraschend ist. Im<br />

Vergleich zu an<strong>de</strong>ren mitteleuropäischen Standorten<br />

mit ähnlichen Standorteigenschaften und<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Beurteilung nach <strong>de</strong>m BBSK-<br />

Konzept sind die Standorte Mar<strong>de</strong>lle und vor<br />

allem Predigtstuhl als auffällig und Schluchtwald<br />

als unklar zu klassifizieren. Dabei ist schwer zu<br />

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