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"Schnellert" (Commune de Berdorf) - Musée national d'histoire ...

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R. Gerend, F. Köhler, C. Braunert Käfer – coléoptères - Coleoptera<br />

266<br />

beschränken sollen. Wie in an<strong>de</strong>ren Staaten<br />

auch besteht ein Hauptziel dieser Nutzungsaufgabe<br />

darin, Lebensraum für Tier-, Pflanzen<br />

und Pilzarten zu schaffen, die in herkömmlichen<br />

Wirtschaftswäl<strong>de</strong>rn kein Auskommen mehr<br />

fin<strong>de</strong>n und in weiten Teilen ihres ehemaligen<br />

Verbreitungsgebietes bereits ausgestorben sind.<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Forschung ist es, die zukünftige<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Organismenbestän<strong>de</strong> in diesen<br />

neu geschaffenen, großflächigen Schutzgebieten<br />

genau zu verfolgen. Wesentliche Voraussetzung<br />

dazu ist eine gewissenhafte und zeitige Erfassung<br />

<strong>de</strong>s Ist-Zustands <strong>de</strong>r Fauna dieser Gebiete, da nur<br />

so das Beschreiben und Analysieren von Verän<strong>de</strong>rungen<br />

möglich sein wird und Sinn macht.<br />

Urwäl<strong>de</strong>r zeichnen sich unter an<strong>de</strong>rem durch ihr<br />

großes Angebot an Totholz jeglicher Dimension,<br />

<strong>de</strong>ssen langfristige Ansammlung und, beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtig, eine ungebrochene Totholztradition<br />

gegenüber herkömmlichen Wirtschaftswäl<strong>de</strong>rn<br />

aus (Scherzinger, 1996, Köhler, 1998). Die Habitatvielfalt<br />

wird durch <strong>de</strong>n jeweiligen Zustand <strong>de</strong>s<br />

Totholzes, sein Volumen, seine Exposition, seine<br />

Lage usw. noch zusätzlich erhöht. Zu<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>n<br />

sich in Urwäl<strong>de</strong>rn, aber auch in sehr extensiv<br />

bewirtschafteten Altwäl<strong>de</strong>rn ("old-growth forests"),<br />

Bäume hohen Alters, teils lebend, teils absterbend,<br />

die eine Vielfalt an Habitaten zur Verfügung<br />

stellen. Derartig alte, langsam absterben<strong>de</strong> Bäume<br />

stellen über Jahrzehnte eine im Wirtschaftswald<br />

zumeist völlig verschwun<strong>de</strong>ne Ressource für die<br />

Besiedlung durch Pilze und Tiere dar.<br />

Beson<strong>de</strong>rs xylobionte Käfer sind in natürlichen<br />

o<strong>de</strong>r sehr naturnahen Wäl<strong>de</strong>rn in hoher Artenzahl<br />

vertreten. Köhler (2000b) führt für Deutschland<br />

1371 an Totholz gebun<strong>de</strong>ne Arten an, von <strong>de</strong>nen<br />

mittlerweile 59% in einer <strong>de</strong>r Rote Liste-Kategorien<br />

geführt wer<strong>de</strong>n. Er weist dabei auf <strong>de</strong>n hohen<br />

Spezialisierungsgrad <strong>de</strong>r meisten Arten hin, die als<br />

Struktur- und Milieuspezialisten in <strong>de</strong>r Lage sind,<br />

die zahlreichen Mikrohabitate <strong>de</strong>s Urwal<strong>de</strong>s zu<br />

nutzen. Die Vernichtung urwaldähnlicher Wäl<strong>de</strong>r<br />

durch konsequente forstwirtschaftliche Nutzung<br />

und falsch verstan<strong>de</strong>ne Waldhygiene muss daher<br />

als "massiver Habitatentzug" (Köhler, 2000b) für<br />

die xylobionte Käferfauna gewertet wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Begriff "xylobiont" <strong>de</strong>ckt neben <strong>de</strong>n direkt<br />

von <strong>de</strong>r toten Holzmasse leben<strong>de</strong>n Käfern auch<br />

solche Arten ab, die im Zuge <strong>de</strong>s natürlichen<br />

Zersetzungsprozesses unter sich lösen<strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>,<br />

im Mulm von Stammhöhlungen und an <strong>de</strong>n sich<br />

entwickeln<strong>de</strong>n Pilzen leben. Hinzu kommen die<br />

auf diese Arten und an<strong>de</strong>re xylobionte Tiere spezialisierten<br />

Prädatoren, die Nutzer von Saftflüssen,<br />

sowie die Besiedler von Hymenopteren- und<br />

Vogelnestern, wie sie sich in Höhlungen und<br />

Ausfaulungen <strong>de</strong>r Altbäume fin<strong>de</strong>n. Dabei ist<br />

zu berücksichtigen, dass die mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

enge Habitatbindung <strong>de</strong>r Arten über die ökologischen<br />

Ansprüche <strong>de</strong>r Larven <strong>de</strong>finiert wird,<br />

die aufgrund ihrer geringen Mobilität obligat an<br />

bestimmte Faktorenkomplexe gebun<strong>de</strong>n sind.<br />

Dieser Definition nach Köhler (2000b) wird bei<br />

<strong>de</strong>r ökologischen Analyse <strong>de</strong>s Artenspektrums in<br />

dieser Arbeit konsequent gefolgt.<br />

Die große Zahl von Struktur- und Milieuspezialisten<br />

erlaubt bei <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r Artenspektren<br />

eine differenzieren<strong>de</strong> Darstellung, die<br />

es u.a. ermöglicht, das Ressourcen-Angebot <strong>de</strong>s<br />

Waldgebietes im Hinblick auf seine Totholzfauna<br />

<strong>de</strong>utlich zu charakterisieren und Hinweise auf<br />

Naturnähe und Totholztradition zu liefern. Aus<br />

Abb. 1: Totholzaspekt im "Schnellert".<br />

(Foto R. Gerend)<br />

Ferrantia • 50 / 2007

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