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"Schnellert" (Commune de Berdorf) - Musée national d'histoire ...

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R. Gerend, F. Köhler, C. Braunert Käfer – coléoptères - Coleoptera<br />

Abb. 19: Carabus irregularis (Carabidae): diese Art<br />

kommt in Luxemburg nur im Bereich <strong>de</strong>r Sandsteinlandschaften<br />

<strong>de</strong>s Gutlan<strong>de</strong>s vor. Die stenöke<br />

Waldart wur<strong>de</strong> bislang ausschließlich in Buchenwäl<strong>de</strong>rn<br />

nachgewiesen. (Foto S. Krejcik)<br />

Wie schon erwähnt gelten hohe Artenzahlen bei<br />

Holzpilz- und Mulmkäfern als Indiz für beson<strong>de</strong>re<br />

Naturnähe. Die leicht überdurchschnittlichen<br />

Werte <strong>de</strong>r polyporicolen Käferfauna, direkter<br />

Ausdruck <strong>de</strong>r reichen Pilzflora, sind in dieser<br />

Hinsicht aussagekräftig. Das Arten<strong>de</strong>fizit bei<br />

<strong>de</strong>n saproxylobionten Käfern zeigt aber ebenso<br />

<strong>de</strong>utlich, dass im "Schnellert" mulmgefüllte Strukturen<br />

unterrepräsentiert sind. Diese bil<strong>de</strong>n sich<br />

vor allem an sehr alten, starken Bäumen aus und<br />

stellen an solchen, noch leben<strong>de</strong>n Bäumen über<br />

Jahre und Jahrzehnte eine wichtige Ressource für<br />

xylo<strong>de</strong>triticole und nidicole Arten dar.<br />

Die doch recht hohe Zahl <strong>de</strong>r nachgewiesenen<br />

Rote Liste-Arten unter <strong>de</strong>n Totholzkäfern unterstreicht<br />

eindrucksvoll <strong>de</strong>n aktuellen Wert <strong>de</strong>s<br />

"Schnellert" aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Naturschutzes (Abb.<br />

17). Lediglich in sehr "guten" Gebieten, wie <strong>de</strong>m<br />

pfälzischen Bienwald o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m "Tabener Urwald"<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich mehr Arten nachgewiesen, wobei<br />

dort zum Teil klimatische Aspekte und ein an<strong>de</strong>res<br />

Baumartenspektrum eine wichtige Rolle spielen<br />

(Abb. 18).<br />

Neben <strong>de</strong>n Totholzkäfern konnten über 80 weitere<br />

faunistisch interessante Käferarten gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, die im Bearbeitungsgebiet selten sind<br />

und/o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Roten Liste geführt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>n meisten davon han<strong>de</strong>lt es sich um charakteristische<br />

Waldarten, viele davon Bewohner<br />

Ferrantia • 50 / 2007<br />

<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nstreu. Eine genauere faunistische<br />

Darstellung <strong>de</strong>s gesamten Arteninventars ist in<br />

Vorbereitung.<br />

Im "Schnellert" konnten 9 <strong>de</strong>r 13 aktuell in<br />

Luxemburg vorkommen<strong>de</strong>n Carabus-Arten<br />

(Braunert & Gerend, 1997 führen 15 Arten an, von<br />

<strong>de</strong>nen allerdings eine ausgestorben ist und eine<br />

weitere als unsicher gelten muss) nachgewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n. Drei davon sind in Luxemburg und in<br />

<strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Gebieten selten o<strong>de</strong>r sehr selten.<br />

Es sind dies Carabus irregularis, C. intricatus und<br />

C. arvensis, die alle drei auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Roten<br />

Liste geführt wer<strong>de</strong>n (Trautner et al. 1997).<br />

Die Tatsache, dass es sich dabei um flugunfähige<br />

Großkäfer mit geringem Dispersionsvermögen<br />

und strikter Habitatbindung han<strong>de</strong>lt, spricht für<br />

die lange Tradition <strong>de</strong>s "Schnellert" als ungestörtes<br />

Waldgebiet. Auch das Vorhan<strong>de</strong>nsein großer<br />

Mengen toten Holzes, das u.a. als Überwinterungsquartier<br />

von Be<strong>de</strong>utung ist, und einer sehr<br />

reichen Molluskenfauna kann die Artenvielfalt<br />

von Carabus im "Schnellert" erklären.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re Carabus irregularis ist ein stenöker<br />

Bewohner <strong>de</strong>r Laub- und Laubmischwäl<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

kollinen bis montanen Stufe, <strong>de</strong>r in Luxemburg<br />

bislang nur im Bereich <strong>de</strong>r ausge<strong>de</strong>hnten<br />

Hangwäl<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Lias-Sandsteins angetroffen<br />

wer<strong>de</strong>n konnte. Die geringe Ausbreitungskapazität,<br />

vor allem was die Dispersion über Waldgrenzen<br />

hinaus betrifft, macht diese Art höchstwahrscheinlich<br />

zu einem wertvollen Indikator für<br />

sogenannte "Altwäl<strong>de</strong>r" mit langer bis ungebrochener<br />

Standorttradition (vgl. Pott, 1996).<br />

6. Danksagung<br />

Bedanken möchten sich die Autoren in erster Linie<br />

beim Naturhistorischen Museum Luxemburg<br />

für die Initiierung und Durchführung <strong>de</strong>s<br />

"Schnellert"-Projektes, insbeson<strong>de</strong>re bei Marc<br />

Meyer, Kustos <strong>de</strong>r zoologischen Abteilung,<br />

und bei allen an <strong>de</strong>n Aufsammlungen und <strong>de</strong>m<br />

Betreuen <strong>de</strong>r Fallen Beteiligten. Für seine Informationen<br />

zum Alter <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s, insbeson<strong>de</strong>re aber<br />

für seinen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt <strong>de</strong>s<br />

"Schnellert" in seinem <strong>de</strong>rzeitigen artenreichen<br />

Zustand und seine Aufgeschlossenheit unserer<br />

Arbeit gegenüber, gebührt <strong>de</strong>m Revierförster,<br />

Herrn Jean-Marc Weiss, unser herzlicher Dank.<br />

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