"Schnellert" (Commune de Berdorf) - Musée national d'histoire ...
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Ch. Muster Weberknechte - opilions - Arachnida, Opiliones<br />
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überwiegend bo<strong>de</strong>nbewohnen<strong>de</strong> Art ein. Die<br />
Befun<strong>de</strong> vom Schnellert stehen in <strong>de</strong>utlichem<br />
Wi<strong>de</strong>rspruch dazu: lediglich 4% <strong>de</strong>r Individuen<br />
dieser Spezies wur<strong>de</strong>n mit Barberfallen erbeutet,<br />
92% dagegen in BSE. Auch bei Untersuchungen im<br />
Kottenforst bei Bonn erwies sich O. tri<strong>de</strong>ns als die<br />
zweithäufigste Opiliones-Art in Stammeklektoren<br />
(Gutberlet 1996). Metho<strong>de</strong>nübergreifend betrachtet<br />
ist O. tri<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>r zweithäufigste Weberknecht im<br />
Gebiet <strong>de</strong>s Schnellert.<br />
Paroligolophus agrestis (Mea<strong>de</strong>, 1855)<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um einen kleinen, kurzbeinigen<br />
Phalangii<strong>de</strong>n mit breitem hellen Medianstreif<br />
ohne <strong>de</strong>utliche Sattelzeichnung. Die atlantisch<br />
verbreitete Art kommt in Mitteleuropa nur in <strong>de</strong>r<br />
Tiefebene vor. An <strong>de</strong>r Nordseeküste besie<strong>de</strong>lt<br />
P. agrestis auch offene Biotope wie Sümpfe und<br />
Dünen, ansonsten lebt er fast ausschließlich im<br />
Laubwerk unterschiedlicher Wäl<strong>de</strong>r. Nach Literaturangaben<br />
kommt er seltener an Baumstämmen<br />
vor als Oligolophus hanseni (Martens 1978), worauf<br />
die insgesamt geringe Nachweisfrequenz im<br />
Schnellert (8 Ex. in BSE, 1 Ex. in BF 98/01) basieren<br />
könnte. In <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n ist P. agrestis "a very<br />
common species" (Spoek 1963), Nachweise aus<br />
Luxemburg fin<strong>de</strong>n sich in Schnei<strong>de</strong>r (1986), nicht<br />
aber bei Muller (1962).<br />
Platybunus pinetorum (C. L. Koch, 1839)<br />
Diese langbeinigen Schnei<strong>de</strong>r mit auffällig<br />
erhöhten Augenhügeln leben als Juvenile in<br />
<strong>de</strong>r Falllaubschicht, als Adulte dagegen in <strong>de</strong>r<br />
Krautschicht und an Baumstämmen. Die grauschwarze<br />
Färbung stellt eine Anpassung an die<br />
corticole Lebensweise dar: an flechtenüberzogenen<br />
Baumstämmen sind die Tiere kaum vom Untergrund<br />
zu unterschei<strong>de</strong>n (Helversen & Martens<br />
1971) und wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb regelmäßig erst mit<br />
<strong>de</strong>m Einsatz von Stammeklektoren ent<strong>de</strong>ckt. Nach<br />
Martens (1978) ist P. pinetorum eine stenotoper<br />
Bewohner feuchtkühler Laub- und Mischwäl<strong>de</strong>r.<br />
Bezüglich Arealsituation und Fortpflanzungsmodus<br />
han<strong>de</strong>lt es sich ein<strong>de</strong>utig um <strong>de</strong>n bemerkenswertesten<br />
Weberknecht Luxemburgs. Ein<br />
geschlossenes Areal weist diese "montane" Art nur<br />
in <strong>de</strong>n Alpen auf, disjunkte Vorkommen sind aus<br />
einigen <strong>de</strong>utschen Mittelgebirgen und <strong>de</strong>n Karpaten<br />
bekannt. Martens (1978) wertete <strong>de</strong>n Fundort von<br />
Muller (1962) aus Luxemburg (Differdange, sub P.<br />
bucephalus) als äußersten Vorposten <strong>de</strong>s nordwestlichen<br />
Arealausläufers. Inzwischen ist die Spezies<br />
auch aus <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n gemel<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />
(Wijnhoven 1999). Aufgrund <strong>de</strong>r Feststellung<br />
reiner Weibchen-Populationen in einigen Regionen<br />
(Südschwarzwald, Umgebung Stuttgart) wur<strong>de</strong><br />
mehrmals unisexuelle Fortpflanzung vermutet<br />
(Helversen & Martens 1971, Martens 1978). Der<br />
fehlen<strong>de</strong> Nachweis von Männchen bei 42 Weibchen<br />
in 10 BSE im Schnellert legt einen solchen Verdacht<br />
auch für Luxemburg dringend nahe. Generell ist<br />
Parthenogenese bei Weberknechten eine große<br />
Ausnahme (Tsurusaki 1986). In Mitteleuropa ist<br />
Thelytokie nur für zwei Megabunus-Arten sicher<br />
belegt. Die periphere Parthenogenese beim Alpenen<strong>de</strong>mischen<br />
Megabunus lesserti lässt sich nach<br />
Muster (2000) gut mit <strong>de</strong>m evolutionsbiologischökologischen<br />
Mo<strong>de</strong>ll Cuellars (1977) erklären,<br />
wonach Parthenogenese vorzugsweise unter<br />
Disklimax-Bedingungen entsteht. Beim Rückgang<br />
<strong>de</strong>r Vergletscherung waren weiträumig <strong>de</strong>vastierte<br />
Alpenregionen wie<strong>de</strong>rzubesie<strong>de</strong>ln, wobei für<br />
schnelle Kolonisationsprozesse Parthenogenese<br />
von Vorteil ist, weil sie höhere Vermehrungsraten<br />
ermöglicht als bisexuelle Reproduktion. Analog<br />
könnte argumentiert wer<strong>de</strong>n, dass bei P. pinetorum<br />
die Parthenogenese einen raschen postglazialen<br />
Arealvorstoß vom einem Alpenrefugium nach<br />
Nordwesten ermöglicht habe. Allerdings scheinen<br />
bei P. pinetorum uniparentale und bisexuelle<br />
Formen mosaikartig entlang <strong>de</strong>s nordwestlichen<br />
Arealausläufers verteilt zu sein, so dass zur<br />
Klärung <strong>de</strong>r biogeographischen Zusammenhänge<br />
weiterer Forschungsbedarf besteht. Wijnhoven<br />
(1999) belegte Männchen aus <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n,<br />
verweist allerdings selbst auf die Möglichkeit eines<br />
akzi<strong>de</strong>ntiellen Imports <strong>de</strong>r Population.<br />
Rilaena triangularis (Herbst, 1799)<br />
Die Männchen dieser hell gefärbten Art sind<br />
anhand einer charakteristischen, größenvariablen<br />
Apophyse auf <strong>de</strong>m zweiten Chelizerenglied leicht<br />
anzusprechen. Nach Martens (1978) ist R. triangularis<br />
eine euryöke Art, die in verschie<strong>de</strong>nen Laub-<br />
und Na<strong>de</strong>lwaldgesellschaften zumeist in höheren<br />
Straten lebt. Bei rezenten Untersuchungen in <strong>de</strong>r<br />
Kronen- und Stammregion erwies sich R. triangularis<br />
wie<strong>de</strong>rholt als <strong>de</strong>r mit Abstand häufigste<br />
Weberknecht (z. B. Region Bonn: Gutberlet 1996,<br />
Bialowiezca-Nationalpark: Muster unpub.).<br />
Vom gesamten Opiliones-Material <strong>de</strong>s Schnellert<br />
entfallen 58% auf diese Spezies. Ganz überwiegend<br />
stammen die Exemplare aus Baumstamm-Eklektoren<br />
(91%), wobei fast die Hälfte <strong>de</strong>r Individuen<br />
in BSE 99/04 gefangen wur<strong>de</strong>. Dabei han<strong>de</strong>lt<br />
es sich um <strong>de</strong>n einzigen an einer Kiefer installierten<br />
Eklektor. Engel (2001) berichtet ebenfalls<br />
von Weberknechtarten, die Koniferenbestän<strong>de</strong><br />
gegenüber Buchenwäl<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>utlich bevorzugen.<br />
Ferrantia • 50 / 2007