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"Schnellert" (Commune de Berdorf) - Musée national d'histoire ...

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L. Beck, J. Römbke, F. Meyer, J. Spelda, S. Woas Bo<strong>de</strong>nfauna<br />

in Raum und Zeit, einzeln und gemeinsam in<br />

<strong>de</strong>r Biozönose. Um <strong>de</strong>r Vielfalt Herr zu wer<strong>de</strong>n,<br />

fasst man die Arten auf verschie<strong>de</strong>ne Weise zu<br />

Einheiten zusammen, primär nach systematischer<br />

Zugehörigkeit zu Familien und höheren<br />

Taxa ("Gruppen"). Ebenso wichtig ist aber auch<br />

ihre Glie<strong>de</strong>rung nach ökologischen Kriterien wie<br />

Größenklasse, Lebensweise o<strong>de</strong>r Trophiestufe<br />

("Gil<strong>de</strong>n"). Bei<strong>de</strong> Möglichkeiten wi<strong>de</strong>rsprechen<br />

einan<strong>de</strong>r nicht, sie sind vielmehr wie zwei Seiten<br />

ein und <strong>de</strong>rselben Medaille. Denn die Funktion<br />

setzt die Struktur voraus und verän<strong>de</strong>rt ihrerseits<br />

die Struktur. Nur <strong>de</strong>shalb können wir beispielsweise<br />

von <strong>de</strong>r Humusform als Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

Funktion <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>norganismen auf die Struktur<br />

ihrer Gemeinschaft schließen o<strong>de</strong>r bei bekannter<br />

Struktur <strong>de</strong>rselben ihre funktionellen Eigenschaften<br />

erschließen. Wegen <strong>de</strong>r mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Artenzahl auch zunehmen<strong>de</strong>n funktionellen<br />

Redundanz – und je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r drei großen Trophiestufen<br />

<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nökosystems, Primärzersetzer,<br />

Sekundärzersetzer sowie Räuber und Aasfresser,<br />

umfasst min<strong>de</strong>stens 300 bis 500 Tierarten – ist es<br />

allerdings präziser, aufgrund einer bekannten<br />

Struktur <strong>de</strong>r Biozönose <strong>de</strong>ren funktionelle Eigenschaften<br />

vorherzusagen als umgekehrt. Und im<br />

Falle <strong>de</strong>r Prüfung von Standorten auf eventuelle<br />

Störungen ihres natürlichen Gleichgewichts ist es<br />

sinnvoller, zuerst o<strong>de</strong>r sogar ausschließlich strukturelle<br />

Parameter wie Artenzahl, Artenspektrum,<br />

Abundanz und Dominanz zu ermitteln, da sie<br />

bereits Möglichkeiten <strong>de</strong>r Verschiebung <strong>de</strong>s<br />

Gleichgewichts anzeigen, bevor diese wegen <strong>de</strong>r<br />

hohen Redundanz <strong>de</strong>r Leistungen als eine Beeinträchtigung<br />

<strong>de</strong>s Systems in Erscheinung tritt.<br />

Diese Systemeigenschaften macht sich die Bo<strong>de</strong>nbiologische<br />

Standortklassifikation ("BBSK")<br />

zunutze (Römbke et al. 1998). Die zentrale I<strong>de</strong>e<br />

<strong>de</strong>s BBSK-Konzepts ist, dass die Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r bo<strong>de</strong>nbiologischen Qualität eines Standorts<br />

durch einen Vergleich einer vorhergesagten mit<br />

<strong>de</strong>r real am Standort vorkommen<strong>de</strong>n Biozönose<br />

ermöglicht wird. Voraussetzung <strong>de</strong>r BBSK ist,<br />

dass das Vorkommen <strong>de</strong>r jeweiligen Biozönose<br />

durch bekannte abiotische Faktoren <strong>de</strong>terminiert<br />

wird. Zur BBSK sind daher zwei verschie<strong>de</strong>ne<br />

Klassen von Standortdaten erfor<strong>de</strong>rlich: Auf<br />

<strong>de</strong>r einen Seite Daten abiotischer Faktoren wie<br />

Höhenlage, Temperatur, Nie<strong>de</strong>rschlag und vor<br />

allem Bo<strong>de</strong>neigenschaften wie Korngrößenverteilung,<br />

organische Substanz und pH-Wert, auf<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite Parameter <strong>de</strong>r Biozönose wie<br />

Ferrantia • 50 / 2007<br />

Artenzahl, Artenspektrum und Abundanz <strong>de</strong>r<br />

Arten o<strong>de</strong>r Organismengruppen.<br />

Eine allgemeine biologische Standortklassifikation<br />

ist prinzipiell mit sämtlichen Organismen<br />

durchführbar. Die bo<strong>de</strong>nbiologische Standortklassifikation<br />

bezieht sich aber auf Seiten <strong>de</strong>r<br />

abiotischen Faktoren <strong>de</strong>zidiert auf die Bo<strong>de</strong>neigenschaften<br />

von Standorten und hat <strong>de</strong>shalb auf<br />

Seiten <strong>de</strong>r biotischen Faktoren die Bo<strong>de</strong>norganismen<br />

als organismisches Korrelat. Unter <strong>de</strong>n<br />

Bo<strong>de</strong>norganismen wie<strong>de</strong>rum besteht ein grundlegen<strong>de</strong>r<br />

Unterschied zwischen Mikroorganismen<br />

und Bo<strong>de</strong>nfauna. Zwar sind erstere für rund 90<br />

% <strong>de</strong>s Energie- und 70 % <strong>de</strong>s Stickstoffumsatzes<br />

verantwortlich (An<strong>de</strong>rson 1999), die Erfassung<br />

ihrer artlichen Differenzierung wird auch als<br />

notwendig, gleichzeitig jedoch als methodisch<br />

<strong>de</strong>rzeit noch nicht möglich beurteilt (Frie<strong>de</strong>l et al.<br />

1999). Umgekehrt verhält es sich mit <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>ntieren,<br />

die ihrem Stoff- und Energieumsatz nach<br />

zwar eine untergeordnete Rolle spielen, aber als<br />

Regulatoren und Modulatoren umso be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />

(An<strong>de</strong>rson 1999) und vor allem artlich reich differenziert<br />

sind. Deswegen, und weil die artliche<br />

Differenzierung bei zahlreichen Tiergruppen<br />

gut bekannt ist, stehen die Bo<strong>de</strong>ntiere im Mittelpunkt<br />

<strong>de</strong>r BBSK (zu <strong>de</strong>n praktischen Problemen<br />

<strong>de</strong>r Anwendung siehe Kap. 3.2). Die Beurteilung<br />

eines Standorts erfolgt auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s<br />

Vorkommens o<strong>de</strong>r Fehlens gleicher o<strong>de</strong>r ökologisch<br />

vergleichbarer Arten innerhalb <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Zönosen, d.h. Maßstab ist letztlich die<br />

Biodiversität.<br />

Die autotrophen Pflanzen wer<strong>de</strong>n als Standortfaktoren<br />

berücksichtigt. Dies ist insofern berechtigt,<br />

Beschreiben <strong>de</strong>r Standorteigenschaften<br />

Ermitteln <strong>de</strong>s Sollwertes Erfassen <strong>de</strong>s Istwertes<br />

Vergleich Sollwert - Istwert<br />

Beurteilung <strong>de</strong>r<br />

Standortverhältnisse<br />

Abb. 2: Schematische Darstellung <strong>de</strong>s BBSK-Konzepts.<br />

(nach Römbke et al. 2002)<br />

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