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"Schnellert" (Commune de Berdorf) - Musée national d'histoire ...

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L. Beck, J. Römbke, F. Meyer, J. Spelda, S. Woas Bo<strong>de</strong>nfauna<br />

106<br />

entschei<strong>de</strong>n, ob es sich bei diesen Auffälligkeiten<br />

um anthropogene Störungen o<strong>de</strong>r um einen<br />

Ausdruck <strong>de</strong>r ausgeprägten kleinräumigen Variabilität<br />

<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>neigenschaften <strong>de</strong>r drei Standorte<br />

han<strong>de</strong>lt wie beispielsweise Vernässungen an einer<br />

Sickerstelle im Predigtstuhl, zeit- und stellenweise<br />

Staunässe in <strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>lle o<strong>de</strong>r das kleinräumige<br />

Mosaik zwischen Streuansammlungen und<br />

Kahlstellen am Steilhang <strong>de</strong>s Schluchtwal<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r<br />

zu<strong>de</strong>m durchsetzt ist mit Felsbrocken. Für anthropogene<br />

Einflüsse wie beispielsweise <strong>de</strong>n Eintrag<br />

von Schadstoffen gibt es keine Hinweise und die<br />

Auffälligkeiten gehen alle in die Richtung eines<br />

unerwartet reichen Artenspektrums. Die weitverbreiteten,<br />

kommunen Arten, zu <strong>de</strong>nen man z. B.<br />

die vorkommen<strong>de</strong>n Lumbricus rubellus, Cognettia<br />

sphagnetorum, Buchholzia appendiculata und<br />

Oconnoriella cambrensis rechnen kann, die eventuell<br />

eingeschleppt wur<strong>de</strong>n, haben offensichtlich keine<br />

indigenen Arten verdrängt, son<strong>de</strong>rn allenfalls ein<br />

neues Gleichgewicht einer artenreicheren Fauna<br />

erbracht. Zur Klärung dieser Situation wäre eine<br />

weitergehen<strong>de</strong> Beprobung <strong>de</strong>r Standorte unter<br />

beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung <strong>de</strong>r kleinräumigen<br />

Variabilität <strong>de</strong>r Standort- und Bo<strong>de</strong>neigenschaften<br />

empfehlenswert.<br />

Myriapo<strong>de</strong>n und Opilioni<strong>de</strong>n<br />

Geografische Einordnung: Dank <strong>de</strong>r Arbeiten von<br />

Remy & Hofmann (1959), sowie Kime (1994, 1996)<br />

ist die Myriapo<strong>de</strong>nfauna von Luxemburg recht<br />

gut bekannt. Während es nicht gelang, zu <strong>de</strong>n 36<br />

Diplopo<strong>de</strong>narten Neunachweise hinzuzufügen,<br />

konnten bei <strong>de</strong>n Chilopo<strong>de</strong>n immerhin zwei<br />

bisher aus Luxemburg unbekannte Arten gefangen<br />

wer<strong>de</strong>n. Damit erhöht sich <strong>de</strong>ren Artenzahl auf 30.<br />

Anhand <strong>de</strong>r genannten Arbeiten sowie anhand <strong>de</strong>r<br />

ebenfalls recht gut bekannten Fauna <strong>de</strong>r Nachbarlän<strong>de</strong>r<br />

(Deutschland, Belgien, Frankreich und die<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) lässt sich die Fauna <strong>de</strong>s Schnellert<br />

als atlantisch geprägt, jedoch nicht ausgesprochen<br />

atlantisch ansprechen. Sie schließt sich <strong>de</strong>r Fauna<br />

<strong>de</strong>r montanen Gebiete <strong>de</strong>s östlich angrenzen<strong>de</strong>n<br />

Deutschlands an und nicht <strong>de</strong>r wärmelieben<strong>de</strong>ren,<br />

atlantischen Fauna <strong>de</strong>s westlich benachbarten<br />

Frankreichs. So fan<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>n Untersuchungsflächen<br />

we<strong>de</strong>r ausgesprochen wärmelieben<strong>de</strong><br />

Arten, wie die Erdläufer Himantarium<br />

gabrielis und Dignathodon microcephalum o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Bandfüßer Stosatea italica, die in an<strong>de</strong>ren Teilen<br />

Luxemburgs nachgewiesen wur<strong>de</strong>n, noch typisch<br />

atlantische Tiere wie <strong>de</strong>r Schnurfüßer Leptoiulus<br />

kervillei, <strong>de</strong>r Samenfüßer Nanogona poly<strong>de</strong>smoi<strong>de</strong>s<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erdläufer Gnathomerium inopinatum,<br />

die bereits in Belgien o<strong>de</strong>r Luxemburg gefun<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n. Vor allem aber spricht das Auftreten<br />

<strong>de</strong>s montan-mitteleuropäischen Schurfüßers<br />

Leptoiulus simplex und <strong>de</strong>s kontinentalen Steinläufers<br />

Lithobius mutabilis für eine Anglie<strong>de</strong>rung<br />

an das montane West<strong>de</strong>utschland. Auch anhand<br />

<strong>de</strong>r Isopo<strong>de</strong>nfauna ergibt sich ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Bild. Dieser Befund erlaubt es, die untersuchten<br />

Standorte <strong>de</strong>s Schnellert anhand vergleichbarer<br />

Flächen in Deutschland zu beurteilen.<br />

Ökologische Einordnung: Die drei Standorte<br />

weisen einerseits viele Gemeinsamkeiten auf,<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich an<strong>de</strong>rseits aber auch in<br />

wichtigen Details. So wird die Diplopo<strong>de</strong>nfauna<br />

von <strong>de</strong>n Kuglern Glomeris marginata und G. intermedia<br />

sowie <strong>de</strong>n Schnurfüßern Allajulus nitidus<br />

und Tachypodoiulus niger dominiert. Daneben tritt<br />

<strong>de</strong>r Bandfüßer Poly<strong>de</strong>smus angustus auf. Diese<br />

anspruchsvolle Kombination weist auf einen<br />

höheren pH-Wert und einen höheren Nährstoff-<br />

/Stickstoffgehalt hin, als er auf Sandsteinbö<strong>de</strong>n<br />

üblicherweise auftritt. Aufgrund <strong>de</strong>ssen müssen<br />

die drei Standorte <strong>de</strong>s Schnellert im Vergleich zu<br />

an<strong>de</strong>ren, bisher bearbeiteten, mitteleuropäischen<br />

Standorten nach <strong>de</strong>m BBSK-Konzept als auffällig<br />

gewertet wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Trend zu einer anspruchsvollen Waldfauna<br />

verstärkt sich am Standort Mar<strong>de</strong>lle. Die hier<br />

vermehrt auftreten<strong>de</strong>n Arten, wie <strong>de</strong>r Steinläufer<br />

Lithobius macilentus und die Samenfüßer<br />

(Chor<strong>de</strong>uma, Craspedosoma, Melogona und Orthochor<strong>de</strong>umella)<br />

weisen auf eine höhere Feuchte dieses<br />

Standortes hin. In dieser Hinsicht <strong>de</strong>cken sich<br />

die Befun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Myriapo<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>njenigen <strong>de</strong>r<br />

Oribati<strong>de</strong>n.<br />

Das verstärkte Auftreten <strong>de</strong>r Mauerassel (Oniscus<br />

asellus) an <strong>de</strong>n Standorten Predigtstuhl und<br />

Mar<strong>de</strong>lle spricht für Störungen an <strong>de</strong>nselben.<br />

Dabei ist hier wohl kaum an eine menschliche<br />

Einflussnahme, son<strong>de</strong>rn vielmehr an Verän<strong>de</strong>rungen<br />

durch Wild zu <strong>de</strong>nken, wie sie sich z. B. aus<br />

<strong>de</strong>r Wühltätigkeit von Wildschweinen ergeben.<br />

Der Schluchtwald muss <strong>de</strong>mgegenüber als <strong>de</strong>r<br />

naturbelassenste Standort gelten. Er schließt sich<br />

ten<strong>de</strong>nziell an <strong>de</strong>n Predigtstuhl an..<br />

Die Myriapo<strong>de</strong>n und, eingeschränkt aufgrund<br />

ihrer geringeren Arten- und Individuenzahlen<br />

Ferrantia • 50 / 2007

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