"Schnellert" (Commune de Berdorf) - Musée national d'histoire ...
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R. Gerend, F. Köhler, C. Braunert Käfer – coléoptères - Coleoptera<br />
272<br />
Die Artenliste reflektiert ebenfalls <strong>de</strong>n geringen<br />
Anteil <strong>de</strong>r Eichen im Baumbestand <strong>de</strong>s "Schnellert".<br />
Viele typische Bewohner alter Eichenbestän<strong>de</strong><br />
und auch ansonsten häufige, xylophag an diesen<br />
Bäumen leben<strong>de</strong> Arten, die im Sü<strong>de</strong>n Luxemburgs<br />
charakteristisch für Eichen-Hainbuchenwäl<strong>de</strong>r<br />
sind (Gerend, unveröff.), konnten im Untersuchungsgebiet<br />
nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
4.2. Mulmkäfer (xylo<strong>de</strong>triticole Arten)<br />
inklusive Nestkäfer (Nidicole)<br />
Käfer dieser ökologischen Gil<strong>de</strong> besie<strong>de</strong>ln stärker<br />
zersetztes Holz und fin<strong>de</strong>n sich insbeson<strong>de</strong>re<br />
in <strong>de</strong>n Mulmansammlungen stärker dimensionierter,<br />
hohler Bäume, oft auch in Verbindung mit<br />
<strong>de</strong>n Nestern holzbewohnen<strong>de</strong>r Ameisen. Sie sind<br />
charakteristisch für die Zerfallsphase <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s<br />
(Köhler, 2002) und genau aus diesem Grund fin<strong>de</strong>t<br />
sich unter ihnen ein beson<strong>de</strong>rs hoher Anteil gefähr<strong>de</strong>ter<br />
und seltener Arten. Auch die im Anhang II<br />
<strong>de</strong>r FFH-Richtlinie <strong>de</strong>r EU als beson<strong>de</strong>rs schützenswert<br />
eingestuften Arten Osmo<strong>de</strong>rma eremita<br />
und Limoniscus violaceus sind Mulmbewohner.<br />
Das Vorkommen zahlreicher Mulmkäferarten kann<br />
<strong>de</strong>mnach als ein guter Indikator für einen naturnahen<br />
Wald mit einem ausreichen<strong>de</strong>n Angebot an<br />
"urwaldtypischen" Strukturelementen (Ausfaulungen,<br />
Stammhöhlen usw.) gewertet wer<strong>de</strong>n.<br />
Im "Schnellert" konnten 39 Arten <strong>de</strong>r Mulmkäfer<br />
nachgewiesen wer<strong>de</strong>n, davon 13 RL-Arten. Als<br />
selten o<strong>de</strong>r sehr selten sind insgesamt 20 Arten<br />
dieses Inventars einzustufen.<br />
Abb. 11: Euplectes infirmus (Pselaphidae): ein sehr kleiner,<br />
räuberisch im Mulm leben<strong>de</strong>r Palpenkäfer.<br />
Erstnachweis für Luxemburg. (Foto F. Köhler)<br />
Damit bewegt sich <strong>de</strong>r "Schnellert" im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s auch in vielen <strong>de</strong>utschen Naturwaldzellen<br />
Üblichen. Dass in wirklich urständigen Wäl<strong>de</strong>rn<br />
allerdings wesentlich höhere Artenzahlen erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n, zeigt das Beispiel <strong>de</strong>s "Urwalds von<br />
Taben" mit 96 Mulmkäferarten; auch <strong>de</strong>r Saarkohlewald<br />
bei Saarbrücken ist in dieser Hinsicht<br />
artenreicher (zit. nach Köhler, 2000b).<br />
Viele <strong>de</strong>r in Deutschland untersuchten Naturwaldreservate<br />
sind keine wirklich alten urwaldähnlichen<br />
Bestän<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong>n bis in jüngste Zeit<br />
bewirtschaftet. Auch im "Schnellert" wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
Vergangenheit sicher nicht auf forstliche Eingriffe<br />
verzichtet. So konnten beispielsweise keine<br />
Altbäume mit größeren, mulmgefüllten Stammhöhlungen<br />
gefun<strong>de</strong>n (und beprobt) wer<strong>de</strong>n.<br />
Zu dieser ökologischen Gil<strong>de</strong> gehören auch jene<br />
Käfer, die in <strong>de</strong>n Nestern holzbesie<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>r Tiere<br />
leben, also bei höhlenbrüten<strong>de</strong>n Vögeln o<strong>de</strong>r in<br />
Ameisen- o<strong>de</strong>r Wespennestern.<br />
Im "Schnellert" wur<strong>de</strong>n 3 Arten dieser "Nestkäfer"<br />
(Nidicole) gefun<strong>de</strong>n, 2 davon selten, 1 davon<br />
laut <strong>de</strong>utscher RL gefähr<strong>de</strong>t. In verschie<strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>r oben schon mehrfach erwähnten <strong>de</strong>utschen<br />
Waldreservate konnten teilweise drei bis fünfmal<br />
mehr Arten dieser Gruppe nachgewiesen wer<strong>de</strong>n,<br />
während die Zahlen aus vergleichbareren Gebieten<br />
<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s "Schnellert" entsprechen o<strong>de</strong>r doch nur<br />
leicht höher sind. So wur<strong>de</strong>n im "Kermeter", je nach<br />
Fläche, 1 bis 5 Arten gefun<strong>de</strong>n, am "Himbeerberg"<br />
im Hunsrück gar nur 2, im Saarkohlewald 5.<br />
Gera<strong>de</strong> bei dieser Gruppe hängt die "erreichte"<br />
Artenzahl viel vom Vorhan<strong>de</strong>nsein und <strong>de</strong>r<br />
Zugänglichkeit größerer Nester <strong>de</strong>r Holzameise<br />
Lasius brunneus ab. Das Aussieben dieser Nester<br />
gelingt meist nur dann, wenn sie in Weichhölzern<br />
angelegt wur<strong>de</strong>n, also am ehesten in Au- o<strong>de</strong>r<br />
Bruchwäl<strong>de</strong>rn.<br />
Im "Schnellert" ist diese Ameise zwar anzutreffen,<br />
untersucht wer<strong>de</strong>n konnten aber lediglich kleine (Teil-)<br />
Kolonien unter sich lösen<strong>de</strong>r Buchenrin<strong>de</strong>. Lediglich<br />
<strong>de</strong>r Palpenkäfer Batrisus formicarius als charakteristische<br />
Art konnte so nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
4.3. Rin<strong>de</strong>nkäfer (corticole Arten)<br />
Viele Rin<strong>de</strong>nkäfer sind weit verbreitet, eher ausbreitungsstark<br />
und fin<strong>de</strong>n auch in bewirtschafteten<br />
Wäl<strong>de</strong>rn aufgrund ihrer geringeren Ansprüche<br />
Ferrantia • 50 / 2007