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Das an<strong>der</strong>e Extrem, Option 3, würde den mit Abstand schwerwiegendsten<br />
Eingriff darstellen. Zum einen sind hierfür große Investitionen in den Aufbau<br />
alternativer Publikationsprozesse <strong>und</strong> <strong>der</strong> hierfür notwendigen Ressourcen,<br />
Infrastruktur <strong>und</strong> Know-how erfor<strong>der</strong>lich, zum an<strong>der</strong>en wäre dies auch ein<br />
massiver Eingriff in eine bestehende <strong>und</strong> in vielen Bereichen wirkungsvolle<br />
Industrie, das Verlagswesen. In Anbetracht <strong>der</strong> internationalen Vernetzung<br />
ist auch zu erwarten, dass nationale WTI-politische Eingriffe nur sehr begrenzte<br />
Hebelwirkung erzielen können.<br />
Weiterhin ist auch zu beachten, dass einzelne Wissenschaftsbereiche sehr<br />
unterschiedliche Voraussetzungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an den Publikationsprozess<br />
haben. Selbst innerhalb eines Fachgebiets gibt es differenzierte<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen, z.B. schnelle Verbreitung aktueller Forschungsergebnisse<br />
versus sorgfältige Vorauswahl. Schmolling stellt hierzu fest:<br />
Hier ist die Orientierung <strong>der</strong> Wissenschaftler am Impact-Faktor renommierter<br />
wissenschaftlicher Zeitschriften <strong>und</strong> ihr Interesse an einem dauerhaften<br />
Nachweis ihrer <strong>wissenschaftlichen</strong> Leistungen zu dominant, um<br />
auch bei kostengünstigeren Alternativen einer Veröffentlichung auf dem<br />
eigenen Hochschulserver positiv gegenüberzustehen. Wissenschaftler<br />
werden auch in absehbarer <strong>Zukunft</strong> die Publikation in renommierten<br />
Verlagszeitschriften als Gr<strong>und</strong>lage für ihre akademische Laufbahn betrachten<br />
1 .<br />
In Wissenschaftsfel<strong>der</strong>n mit hohem kommerziellem Potential <strong>und</strong> guter<br />
Verlagsabdeckung existieren in <strong>der</strong> Regel qualitativ hochwertige Angebote.<br />
Solange hier eine ausreichende Anbietervielfalt einen funktionierenden<br />
Markt gewährleistet, ist davon auszugehen, dass dann Vollständigkeit <strong>und</strong><br />
Qualität des WTI-Angebots gewährleistet sind. Eine Intervention ist erst<br />
dann erfor<strong>der</strong>lich, wenn eine Oligopol-/Monopolbildung mit Konzentration<br />
auf wenige, große Verlage mit globaler Ausrichtung, breiter Ressourcenbasis<br />
<strong>und</strong> hoher Verhandlungsmacht gegenüber Nutzern/innen die Angebotsvielfalt<br />
<strong>und</strong> den ungehin<strong>der</strong>ten, „bezahlbaren“ WTI-Zugang gefährdet.<br />
In an<strong>der</strong>en WTI-Fel<strong>der</strong>n, insbeson<strong>der</strong>e in solchen, die kommerziell gesehen<br />
nur Nischen darstellen, gilt es vor allem, Qualität <strong>und</strong> Vollständigkeit des<br />
WTI-Angebots nachhaltig zu sichern <strong>und</strong> – wo noch nicht erfolgt – den Übergang<br />
zur digitalen WTI voranzutreiben. Kleine Verlage mit geringen<br />
Auflagen o<strong>der</strong> Eigeninitiativen <strong>der</strong> Wissenschaft haben hierfür häufig unzureichende<br />
IuK-Kompetenzen <strong>und</strong> -Ressourcen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser großen Vielfalt <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Potential <strong>der</strong> beteiligten<br />
Akteure ist es unseres Erachtens nicht sinnvoll, eine einheitliche,<br />
1<br />
R. Schmolling, Paradigmenwechsel in <strong>wissenschaftlichen</strong> Bibliotheken, S. 1037-<br />
1061, Bibliotheksdienst 35. Jg. (2001), H.9<br />
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