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Christoph Pfister Die Entstehung der Jahrzahl 1291 - Dillum

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103<br />

Bei <strong>der</strong> Tellen-Frage behauptet Bordier, daß die Schweizer Legende<br />

am Ursprung des dänischen Märchens stehe. Damit aber lasse er<br />

bildlich gesprochen den Kranken sterben, damit man das Heilmittel<br />

anwenden könne. Bordiers Argumentation sei absurd. Einerseits habe<br />

Tell keine Rolle in <strong>der</strong> Geschichte gespielt; an<strong>der</strong>seits sei die Gestalt<br />

eine literarische Schöpfung. So aber werde Wilhelm Tell überflüssig:<br />

Il perd du même coup sa raison d’être aussi bien dans la légende<br />

que dans l’histoire 1 .<br />

Bordier kontert Rilliet mit einer Schrift La querelle sur les traditions<br />

suisses, die zuerst im Juli 1869 im Journal de Genève erschienen<br />

ist.<br />

Wie<strong>der</strong>um bemüht Bordier alle möglichen Argumente, um eine frühe<br />

Besiedelung <strong>der</strong> Innerschweiz plausibel zu machen: Eine solche sei<br />

zwar nicht belegt. Aber man könne jene Län<strong>der</strong> auch nicht während<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten als eine Siedlungswüste ansehen.<br />

Und die gewissen Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Tradition und den Urkunden,<br />

ebenso die gewaltige zeitliche Verzögerung <strong>der</strong> chronikalischen<br />

Aufzeichnung, könnten die Wahrhaftigkeit <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Geschichte nicht beeinträchtigen. Bordiers Schlußfolgerung ist deshalb:<br />

La tradition peut subsister d’autant plus calme que les critiques ne<br />

répondent pas suffisamment non plus à un argument de simple bon<br />

sens qu’on leur avait opposé à peu près en ces termes: … 2<br />

Bordier macht sich hier – vierzig Jahre nach dem historischen Anfangswerk<br />

von Hisely - zum unbedingten Verteidiger sowohl <strong>der</strong> Tradition<br />

wie <strong>der</strong> Legende von <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Eidgenossenschaft.<br />

Doch damit schiebt er die unterdessen groß gewordene kritische<br />

Geschichtsmethode auf die Seite.<br />

Pierre Vaucher (1813 – 1898) 3 aus Genf studierte in seiner Heimatstadt<br />

Theologie, um sich später ganz <strong>der</strong> allgemeinen und beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Schweizer Geschichte zu widmen. Er hat die kritische Me-<br />

1 Rilliet : A M. H. Bordier, 52<br />

2 Bordier : La querelle sur les traditions suisses, 24<br />

3 Zu Pierre Vaucher vgl. Feller/Bonjour, II, 694 f. Ferner : Gardy, Frédéric:<br />

Pierre Vaucher, 1833 – 1893 : allocution et bibliographie ; Genève 1899

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