Christoph Pfister Die Entstehung der Jahrzahl 1291 - Dillum
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vom Rütli, noch von Wilhelm Tell erzählt. Das tun nur das Weiße<br />
Buch von Sarnen, Russ und Petermann Etterlin.<br />
Bei dieser Gelegenheit bekommt <strong>der</strong> berühmteste Schweizer Geschichtsschreiber<br />
vom Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts ein Lob: Jean de<br />
Muller, le plus éloquent et le plus philosophe, sinon le plus exact et<br />
le plus impartial des historiens suisse, … (I, 172).<br />
Hierauf gibt Daguet eine verkürzte Zusammenfassung <strong>der</strong> Gründungssage<br />
auf Grund <strong>der</strong> Chroniken und moniert dabei, in wie vielen<br />
Variationen die Tell-Sage erzählt werde und mit welchem Durcheinan<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Datierungen.<br />
Obwohl Daguet also zum Gründungsdatum von <strong>1291</strong> hält, zählt er<br />
auch die an<strong>der</strong>en genannten <strong>Jahrzahl</strong>en auf, nämlich 1296, 1300,<br />
1314 und 1334 (I, 175). – Nach ihm sind es gerade die verschiedenen<br />
Daten, welche dazu geführt hätten, daß einige Forscher die<br />
Gründungsgeschichte <strong>der</strong> Waldstätte für eine Sage hielten:<br />
Cette confusion extrême de dates n’a pas peu contribué à jeter du<br />
doute sur l’authenticité des récits traditionnels et a fourni un de ses<br />
principaux arguments à l’école critique inaugurée par l’archiviste lucernois<br />
Schneller …. et le professeur Eutych Kopp. (I, 175)<br />
Bei letztgenanntem Historiker wird moniert, dessen Geschichte <strong>der</strong><br />
eidgenössischen Bünde sei plutôt une histoire d’Allemagne que de<br />
Suisse (I, 176).<br />
Daguet setzt sich mit den Angaben an<strong>der</strong>er Chroniken, nämlich Johannes<br />
Victring, Matthias von Neuenburg und Johannes von Winterthur<br />
auseinan<strong>der</strong>, welche zwar die Waldstätte nennen, aber nicht<br />
vom Rütlischwur und von Wilhelm Tell erzählen.<br />
Um die Geschichtlichkeit von Tell zu stützen, hätte man nach Daguet<br />
auch Dokumente gefälscht (on a eu recours à des fraudes pieuses et<br />
à une véritable fabrication de documents) (I, 178).<br />
Als baugeschichtliche Belege für die Gründungssage würden die<br />
Kapellen in <strong>der</strong> Innerschweiz, etwa in Bürglen und in <strong>der</strong> Hohlen<br />
Gasse nichts taugen; diese stammten aus späterer Zeit.<br />
Den aufgezählten Einwänden stellt Daguet eine Liste <strong>der</strong> bejahenden<br />
Argumente gegenüber. <strong>Die</strong>se gipfeln in <strong>der</strong> Aussage, daß die<br />
Befreiungsgeschichte <strong>der</strong> Eidgenossen im Grunde authentisch sei (I,<br />
180).