Christoph Pfister Die Entstehung der Jahrzahl 1291 - Dillum
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in aufhalten konnten (darmit die Römer sich nit mer darinn enthalten<br />
möchtind). (41 v).<br />
Ebenfalls seien alle römischen Monumente zerstört worden, doch<br />
mehr im alemannischen, denn im burgundischen Teil Helvetiens (41<br />
v f.).<br />
<strong>Die</strong> meisten <strong>der</strong> zerstörten helvetischen Orte seien nachher wie<strong>der</strong><br />
aufgebaut worden; doch etliche immer in Schutt und Asche geblieben<br />
(42 r).<br />
Man kann aus den obigen Mitteilungen interessante Schlüsse auf die<br />
<strong>Entstehung</strong> eines unabhängigen Helvetiens ziehen. Offenbar galten<br />
die Römer als Feinde des Landes. Aber diese kamen nicht aus Italien,<br />
son<strong>der</strong>n wohnten jenseits des Rheins. – Liegt hier eine antike<br />
Blaupause für den Schwabenkrieg <strong>der</strong> Eidgenossen vor?<br />
<strong>Die</strong>trich <strong>der</strong> Ostgote sei 481 in Italien eingefallen, habe 485 Odoaker<br />
erstochen und bis zu seinem Tod 522 dort geherrscht (43 v ff.).<br />
Auch hier fällt eine Verschiebung des Todesdatums von Theo<strong>der</strong>ich<br />
dem Grossen auf: Gemeinhin wird dieses heute auf 526 AD gesetzt.<br />
Wie in <strong>der</strong> Helvetischen Chronologie wird auch hier unter <strong>der</strong> <strong>Jahrzahl</strong><br />
615 AD berichtet, wie <strong>der</strong> Thunersee an einigen Tagen so warm<br />
wurde, daß viele Fische darin gesotten wurden (50 r).<br />
Vielleicht sollte dieses son<strong>der</strong>bare Naturereignis die gleichzeitig gemeldeten<br />
Predigten und den Kampf gegen die Abgötterei von Kolumban<br />
und Gallus am Bodensee erklären.<br />
Aber da <strong>der</strong> Thunersee die Grenze zwischen Ost- und Westhelvetien<br />
bildete, könnte damit auch ein Ereignis im Folgejahr erklärt werden:<br />
616 sollen die alemannischen Helvetier des Zürich- und Thurgaus<br />
nach Kleinburgund bis Genf gezogen sein und das Land gebrandschatzt<br />
haben (50 v).<br />
<strong>Die</strong> ausgleichende Gerechtigkeit kam 42 Jahre später: Durch einen<br />
Krieg <strong>der</strong> fränkischen Hausmeier wurde das alemannische Helvetien,<br />
<strong>der</strong> Zürichgau und <strong>der</strong> Thurgau, gar übel verhergt und beschädiget<br />
(53 r).<br />
Zweimal sollen die Sarazenen und Mohren aus Afrika in Südgallien<br />
eingefallen sein: 725 eroberten sie Avignon, 739 Arles; aber beide<br />
Male wurden sie durch Karl Martell vertrieben (57 r, v).