Christoph Pfister Die Entstehung der Jahrzahl 1291 - Dillum
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Tschudi nun beläßt 1307/08 als Gründungsdatum, befreit aber die<br />
<strong>Jahrzahl</strong> <strong>1291</strong> von <strong>der</strong> Verknüpfung mit <strong>der</strong> Befreiungsschlacht <strong>der</strong><br />
Berner am Donnerbühl (Dornbühl). <strong>Die</strong>se Schlacht wird im Chronicon<br />
– aber auch bei Justinger – nunmehr mit dem Jahr 1298 verbunden.<br />
Aus Gründen des Vergleichs soll erwähnt werden, daß auch Sebastian<br />
Münster für die Schlacht am Dornbühl das neue Datum 1298<br />
nennt 1 .<br />
Zusätzlich vermerkt Tschudi bei <strong>1291</strong> ausdrücklich, daß die Waldstätte<br />
<strong>der</strong> feindseligen Politik von Albrecht von Habsburg gewahr<br />
wurden 2 , was die beiden hier behandelten Zeitbücher noch nicht tun,<br />
auch nicht Haffner und Grasser.<br />
Und Tschudi setzt auch das Datum <strong>der</strong> erstmaligen Erhebung <strong>der</strong><br />
Waldstätte von 1260 hintan: Bei ihm wird dieses Ereignis und Datum<br />
nur mehr in einer Anmerkung und kommentarlos vermeldet 3 .<br />
Da Tschudis Chronik – gleich wie die Gallia Comata – sicher in den<br />
späten 1750er Jahren gedruckt wurde, ist <strong>der</strong> Verdacht nicht weit,<br />
daß <strong>der</strong> Tschudi-Kreis den Bundesbrief von <strong>1291</strong> inhaltlich und<br />
chronologisch vorbereitet, aber bei <strong>der</strong> Drucklegung <strong>der</strong> Chronik<br />
noch nicht vollständig ausgeführt hat 4 .<br />
Sowohl inhaltlich und von <strong>der</strong> Zeitstellung her bedingen das Diplom<br />
von <strong>1291</strong> also Aegidius Tschudi und seine Vorarbeit.<br />
<strong>Die</strong> neu eingeführte Urkunde mit dem Datum <strong>1291</strong> wurde zwar sofort<br />
bekannt. Doch das alte Gründungsdatum hielt sich bis weit ins 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Joseph Eutych Kopp ab 1835 betonte zwar die Urkunden. Doch entgegen<br />
bestehenden Meinungen war er nicht Anwalt des Gründungsjahres<br />
<strong>1291</strong> 5 . – Der Prozeß dauerte länger und war verbunden mit<br />
dem in jenem Jahrhun<strong>der</strong>t entwickelten Zentenardenken 6 .<br />
1 Münster, Sebastian: Cosmographia, ND Lindau 1984, I, 739<br />
2 Tschudi: Chronicon Helveticum, I, 3, 204<br />
3 Tschudi: Chronicon Helveticum, I, 3, 159<br />
4 Jean-Jacques Hisely ärgert sich 1826 über den englischen Historiker Francis<br />
Hare Naylor, <strong>der</strong> in seiner The History of Helvetia, London 1801, I, 187<br />
behauptet, <strong>der</strong> Bundesbrief <strong>1291</strong> sei 1760 von Tschudi entdeckt worden (Hisely<br />
: Guillaume Tell, 254)<br />
5 Kreis: Mythos <strong>1291</strong>, op.cit.<br />
6 Kreis: Mythos <strong>1291</strong>, op.cit.