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[PDF] Bevor hitler kam

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durch, der auch die Weimarer Republik nicht verteidigungswert erschien<br />

und die ihre ablehnende Haltung durch Gemeinschaft, Einordnung,<br />

Autorität, Gehorsam und Führerprinzip ersetzen wollte. So bauten sie<br />

Organisationen auf mit strenger Disziplin, wobei der ganzen<br />

Wandervogel-Bewegung ein homo-erotischer Zug anhaftete, wie er uns<br />

etwa bei Hans Blüher (s. S. 395) entgegentritt, der die deutsche<br />

Jugendbewegung in der Schrift „Wandervogel, die Geschichte einer<br />

Jugendbewegung" (1912) als gleichgeschlechtliche Gemeinschaft<br />

begreift. Das hat sich dann in gewissem Grade unter den jungen SA-<br />

Führern um den Stabschef Röhm bis zum grausigen Ende am 30. 6.<br />

1934 erhalten. 1913 schlossen sich 13 Verbände dieser Jugend<br />

zusammen und riefen zum Treffen auf dem Hohen Meißner bei Kassel<br />

auf, wo man in einem Fest der Freideutschen Jugend ein „Freideutsches<br />

Bekenntnis" ablegen wollte. 4000 Jugendliche strömten am 11./12. 10.<br />

1913 dorthin, um aus dem Munde ihres geistigen Führers Dr. Gustav<br />

Wyneken, der sie vor übertriebenem Nationalismus warnte und für eine<br />

neue „Jugendkultur" eintrat, ihre „Meißnerformel" entgegenzunehmen:<br />

„Die Freideutsche Jugend will aus eigener Bestimmung vor eigener<br />

Verantwortung und mit innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten." Ihr<br />

Sprecher starb 1964 hochbetagt in Göttingen. 1875 in Stade als Sohn<br />

eines Pastors und Ehrendoktors der Theologie geboren, trat der<br />

Humanist und freireligiöse Kämpfer aus Überzeugung bereits 1901 aus<br />

der Kirche aus, gründete als Lehrer 1906 die „Freie Schulgemeinde<br />

Wickersdorf", aus der ihn 1910 die Regierung von Sachsen-Meiningen<br />

vertrieb, und wandte sich dann mit großem Erfolge der Schriftstellerei<br />

zu: 1914 schrieb er „Die neue Jugend" und „Was ist Jugendkultur?" Er<br />

betonte den Eigenwert der Jugend und wollte in Wickersdorf aufgrund<br />

einer besonderen Pflege des deutschen Kulturgutes eine Schule zur<br />

Heranbildung einer Führerelite schaffen — wobei ihn der deutsche<br />

Idealismus und Nietzsche besonders beeindruckten; schon vor 1914<br />

sprach Wyneken von einer „freien Hingabe an gewählte Führer" und<br />

wünschte einer kleinen Elite jene Freiheit zu verwirklichen, die er für<br />

die große Menge in klarer Erkenntnis ablehnte. So herrschte denn auch<br />

in Wickersdorf die Freiheit der Auserwählten, der Privilegierten, wobei<br />

die Internatserziehung das bürgerliche Familienleben aufhob. Aber der<br />

Einzelgänger und Sozialist, der Marxismus und deutschen Idealismus<br />

miteinander verbinden wollte, scheiterte an dieser unmöglichen<br />

Aufgabe. Er hinterließ uns ein philosophisches Hauptwerk von<br />

bleibendem Wert: „Weltanschauung" (1940, 2. Auflage 1947). 1914 gab<br />

es in Deutschland etwa 30 000<br />

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