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[PDF] Bevor hitler kam

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schen musikalischen Gestaltens hinwies und behauptete: „Der Jude ist<br />

der klassische Dämon des Verfalls der Menschheit 254 )!" Dann wird er<br />

sogar alldeutsch: „Unbestreitbar ist in der ganzen Anlage des Deutschen<br />

eine große, andere Nationen kaum erkennbare Aufgabe vorbehalten."<br />

Seiner Meinung nach seien die Deutschen „zu Veredlern der Welt<br />

bestimmt!" Allerdings zweifelte er daran, ob es noch soweit kommen<br />

werde, denn er schreibt an König Ludwig II. von Bayern, seinen hohen<br />

Gönner, in einem Briefe vom 22. 11. 1881: „ . . . Daß ich die jüdische<br />

Rasse für den geborenen Feind der Menschheit und alles Edle in ihr<br />

halte: daß namentlich wir Deutschen an ihnen zugrunde gehen werden,<br />

ist gewiß, und vielleicht bin ich der letzte Deutsche, der sich gegen den<br />

bereits alles beherrschenden Judaismus . . . aufrechtzuerhalten wußte!"<br />

1869 gibt Wagner seine Antijuden-schrift unter eigenem Namen erneut<br />

heraus und widmet sie einer Gräfin Nesselrode. War er schon in seiner<br />

Frühzeit gegen das verfluchte Judengeschmeiß", von dem er sich Geld<br />

leihen mußte (das er selten zurückzahlte), so klagt er jetzt: „Die Juden<br />

halten zusammen wie Pech und Schwefel!" Trotz dieses wagnerianischen<br />

Antisemitismus haben sich viele jüdische Musiker immer wieder<br />

zu dem Meister von Bayreuth hingezogen gefühlt — und er hat „seine<br />

Juden" gehabt. So wurde z. B. die Oper „Par-sival", welche gerade den<br />

christlichen Gral so eindringlich verherrlicht, zu ihrer ersten Aufführung<br />

1882 in Bayreuth von Hermann Levi aus Gießen (1839/1900), dem<br />

Münchener Hofkapellmeister, dirigiert. Den Bau des Bayreuther<br />

Festspielhauses hat der Meister dem jüdischen Pianisten Karl Tausig mit<br />

zu verdanken, der die Geldsammlungen dafür vorbereitete; sowie dem<br />

Redakteur Georg Davidsohn vom „Berliner Börsen-Courier", der den<br />

ersten Wagner-Verein in Berlin gründete. Ohne den Wagner so<br />

verhaßten Philanthropen Giacomo Meyerbeer (1791/ 1864), dem er mit<br />

Undank und Hetze lohnte, ebenso wie dem Pariser Musikverleger<br />

Maurice Schlesinger, wären der „Rienzi" und der „Fliegende Holländer"<br />

kaum so bald aufgeführt worden. Sein Freund Geheimrat Professor Dr.<br />

Alfred Pringsheim (geboren 1850, Schwiegervater von Thomas Mann),<br />

der bedeutende Mathematiker, wurde ein Vorkämpfer des Meister der<br />

Tone. Der erfolgreichste Veranstalter seiner Tourneen in Europa war<br />

Angelo Neumann, der Treueste der Treuen sein Leibklavierspieler: der<br />

ukrainische Pianist Joseph Rubinstein. Und in den USA ist es Direktor<br />

Dr. h. c. Conried von der New Yorker Metropolitan Opera, der den<br />

„Parsival" drüben zuerst aufführen läßt.<br />

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