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[PDF] Bevor hitler kam

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fen den vielfach sich vordrängenden und zersetzenden jüdischen Einfluß<br />

auf unser Volksleben." Die Gemäßigteren wollten den Zusatz „Wir<br />

verwerfen die Ausschreitungen des Antisemitismus" noch mit<br />

durchbringen, unterlagen aber nach einer Rede des Hofpredigers<br />

Stoecker mit 7 zu 1200 Stimmen.<br />

Nach dem Ersten Weltkriege drängte sich der Antisemitismus immer<br />

zielstrebiger in die Politik hinein. Schon am 11.12.1918 <strong>kam</strong> es in<br />

Berlin von sozialistischer Seite aus zu den ersten antijüdischen<br />

Pogromen 265 ). In Österreich verlangten die Deutschnationalen und jene<br />

antisemitischen Sozialdemokraten, die es im Lande damals recht häufig<br />

gab, eine Abschiebung der Ostjuden in ihre heimatlichen Gefilde; ja im<br />

Mai 1919 schlugen die Antisemiten in der Nationalversammlung sogar<br />

vor, die Juden in Konzentrationslagern zu internieren, wie es der<br />

Abgeordnete Kunschak wollte. Als „barbarische Kulturschande" lehnte<br />

die große Mehrheit der Parlamentarier dies ab. In der Deutschen<br />

Republik betrieben neben den Natioalsozialisten und den antisemitischen<br />

Gruppierungen auch eine große Anzahl von völkischen<br />

Schriftchen und Blättchen antijüdische Propaganda; ihre Zahl wird im<br />

Jahre 1927 auf 718 geschätzt. Die Geldgeber stammten dabei aus besten<br />

Kreisen von Wirtschaft und Gesellschaft: wie Herzog Ludwig Wilhelm<br />

in Bayern, die bayrischen Industriellen Aust, Baron Cramer-Klett,<br />

Hornschuch und Maf-fei sowie außerhalb Bayerns Bechstein, Borsig,<br />

Kirdorf, Krupp, Mannesmann, Thyssen u.v.a. So verwundert es nicht,<br />

wenn auch die Judenverfolgungen im Weimarer Staat sich immer<br />

häufiger in tätlichen Angriffen äußerten: zwischen 1923 und September<br />

1932 wurden 128 Friedhofs- und 50 Synagogenschändungen gezählt —<br />

ein Handwerk, das also damals schon von geist- und ehrfurchtslosen<br />

Kreaturen geübt wurde. Anfang 1930 allein wurden 8 Juden in Berlin<br />

erschlagen, 8 Monate später deren 78 verletzt. Am 2. 5. 1931 überfielen<br />

Studenten in der Berliner Universität alle jüdischen Kommilitonen und<br />

verletzten viele von ihnen schwer 266 ). Damit beginnt sich allmählich die<br />

kommende Hitler-Herrschaft abzuzeichnen, welche die schwächliche<br />

und sich durch ihre großen demokratischen Parteien selbst aufgebende<br />

erste deutsche Republik ablöste 267 ).<br />

Es kann keinerlei Zweifel darüber herrschen, daß der überwiegende<br />

Teil der Nationalsozialisten antisemitisch eingestellt war, während eine<br />

allerdings sehr kleine Gruppe sich hierbei sogar aktiv und d. h. aggressiv<br />

bis zu verbrecherischen Ausschreitungen beteiligte. Daß diese bei der<br />

Mehrheit des deutschen Volkes keine Zustimmung fanden, ja sicher<br />

auch von der Mehrzahl<br />

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