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[PDF] Bevor hitler kam

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„Thomas Paine" von 1927 forderte den heroischen Einsatz des<br />

einzelnen für die Nation. Jeder Mensch muß ein unbedingter Nationalist<br />

sein, denn nur das Heldische und der starke autoritär wirkende Mann<br />

sind die eigentlichen Elemente der Geschichte. Sein Lutherdrama<br />

„Propheten" hat einen antisemitischen Zug; sein Drama „Schlageter"<br />

widmete er 1933 Adolf Hitler „in unwandelbarer Treue und liebender<br />

Verehrung". Er war Inhaber der Goethe-Medaille.<br />

Die deutschen Kriegs- und Arbeiterdichter sind von den Nationalsozialisten<br />

fast alle hoch geschätzt worden. Unter ihnen befand<br />

sich mancher ehemalige Sozialist, dessen diszipliniertes Preußentum in<br />

der Bebeischen Sozialdemokratie noch Verwandtes empfunden hatte,<br />

aber den bürgerlich-verweichlichten Parteiapparat der Weimarer<br />

Republik ablehnte. Diese Männer waren meist bis zuletzt Revolutionäre,<br />

deren Werk ein einziger Aufschrei und Protest gegen die überkommene<br />

Ordnung darstellt. Das wird an dem ersten Dichter, den wir jetzt zu<br />

besprechen haben — zugleich dem an Jahren Ältesten unter ihnen —<br />

deutlich sichtbar: an Hermann Löns, 1866/1914, nach Adolf Bartels<br />

angeblich 1/32. Jude, nach NS-Kultusminister Rust „ein Künder des<br />

Dritten Reiches". Der katholische Sohn eines Oberlehrers aus dem<br />

Kulmer Lande wird in Niedersachsen heimisch, kommt zum<br />

Protestantismus und bleibt als Dichter der Heide, Einzelgänger und<br />

Sonderling, mit riesigen Auflagen auch heute noch unvergessen. Der<br />

nicht völlig gesunde Mann führt ein unstetes Leben: mit Widerwillen<br />

studiert er Medizin; der gescheiterte Korpsbruder arbeitet ab 1891 als<br />

Journalist in Hannover, wechselt vom „Anzeiger" zum „Tageblatt" und<br />

ist zeitweise Redakteur. Zwei Ehen sind dem Alkoholiker zerbrochen,<br />

als der Heimat-und Wandervogeldichter mit sozialistisch-pazifistischem<br />

Einschlag schließlich 1914 in den Krieg zieht, der auch für ihn<br />

Befreiung aus einer mißlungenen bürgerlichen Karriere war. Bei seinem<br />

Ausbruch schreibt er: „Wie gedeppt gehen jetzt die Juden rum — fein!"<br />

Weit bekannt wurde in beiden Weltkriegen sein Lied „Denn wir fahren<br />

gegen Engelland!" Er sagte dazu: „Der Tag, an dem England verloren<br />

ist, wird ein Gewinn für die Kulturmenschheit sein!" So schürte Löns<br />

Anschauungen völkischer Erwählung und nationalistische Intoleranz,<br />

etwa im „Wehrwolf" (1910) oder in der Geschichte der roten Beeke im<br />

„Braunen Buch". Karl der Große war für ihn der Sachsenschlächter und<br />

Herzog Widukind der heimliche Kaiser. Im Hakenkreuz erblickte er<br />

bereits damals den Ursprung des Kreuzes überhaupt. Unter dem Titel<br />

„Antichrist" plante Löns einen Roman, „dessen Held ein Mann war, der<br />

sei-<br />

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