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[PDF] Bevor hitler kam

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ten Weltkrieg vieles mit. So finden sich, nach einer Privaterhebung des<br />

Verfassers (s. Seite 14 ff.), unter den 4000 Männern der führenden<br />

Gesellschaft des Dritten Reiches über 670 Adlige, d. s. immerhin 16%,<br />

darunter 75 fürstlichen Geblüts, 55 Grafen, 140 Barone. Dazu wären<br />

auch noch etwa 200 adlige und bürgerliche Besitzer von Rittergütern zu<br />

rechnen. Diese Feudalaristokratie erhielt 1789 durch die Französische<br />

Revolution ihren ersten Stoß; die Reichsauflösung von 1803 sowie die<br />

Jahre 1815 und 1866 haben ihr weitere Einbußen gebracht. Die<br />

Auflösung der Leibeigenschaft und die Industrialisierung nagten an<br />

ihrer wirtschaftlichen Position, so daß um 1880 von den 11 015 Gutsbesitzern<br />

des östlichen Preußen (d. h. der sieben Ostprovinzen) bereits<br />

7086 bürgerlich waren, also über 64%. Der so viel umredete Ostjunker<br />

war also bereits im starken Rückzug begriffen — er ist nach dem<br />

Zweiten Weltkriege, als ungewollte Folge des Nationalsozialismus, als<br />

Stand endgültig und wohl für immer verschwunden. Die politische<br />

Entmachtung des Adels, der seine wirtschaftliche Notlage oft durch<br />

Ehen mit bürgerlichen und jüdischen Familien aufzubessern versuchte,<br />

erfolgte durch die Revolution von 1918, die ihm in Österreich und der<br />

Tschechoslowakei sogar die Abschaffung der Adelstitel einbrachte, aber<br />

dem Stand genügend Macht ließ, um sein Gewicht in die Waagschale<br />

des Konservativismus und der Restauration zu werfen — und das<br />

bedeutete damals, trotz allen Geredes von einer sozialistischen<br />

Revolution: in die Waagschale Hitlers und seiner Partei, in der Prinzen,<br />

Fürsten, Grafen, Generale, Hofmarschälle und Kammerherren zu<br />

Dutzenden mitmarschierten. So haben auch manche Großgrundbesitzer<br />

aus dem Hochadel dem Manne aus Braunau ihre wohlwollende<br />

Unterstützung nicht versagt, weil sie sich von ihm erhofften, was er bis<br />

1934, bis zum Tode Hin-denburgs, des kaiserlichen Statthalters, noch zu<br />

erfüllen versprach: die Wiedererrichtung der Monarchie. Da wäre das<br />

Haus Hohenzollern (regierende preußische Linie) zu nennen, das (alle<br />

Zahlen 1929) über 388 000 Morgen verfügte; das Haus Sachsen-<br />

Coburg-Gotha (636 000 Morgen); das Haus Anhalt-Dessau (117 000<br />

Morgen); das Haus Hohenlohe-Oehringen (193 000 Morgen) und andere<br />

kleinere Familien 284 ). Der Adel, der in allen deutschen Kriegen bis 1945<br />

hin stets einen sehr hohen Blutzoll erbracht hatte, mag auch gehofft<br />

haben, im Soldatenhandwerk wieder zu einer günstigeren Position zu<br />

kommen, als das nach 1918 der Fall war. Er mag an jene Zeiten gedacht<br />

haben, als er 1856 in der preußischen Armee fast 50% aller Offiziere<br />

stellte, in der bayrischen und österreichischen Armee des selben<br />

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