05.01.2013 Aufrufe

[PDF] Bevor hitler kam

[PDF] Bevor hitler kam

[PDF] Bevor hitler kam

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Vererbung ist eine Tatsache . . . und wir können sie im Laufe der<br />

Generationen in andere Bahnen lenken, sowohl mittels einer heilsamen<br />

Individual- und Rassenhygiene wie einer guten Zuchtwahl unter den auf<br />

die Allgemeinheit eingestellten wahren Menschenwerten, einer<br />

Auswahl, die im Gegensatz steht zu unserer derzeitigen Fehlzucht . . .<br />

und wir müssen lernen, bei unserer Fortpflanzung das Ziel im Auge zu<br />

haben: glückliche, gesunde, arbeitsfrohe und gut begabte Kinder zu<br />

zeugen." Im Sinne dieser Worte wurde dann später von R. Walter Darre<br />

(s. S. 204), Hans K. F. Günther, Professor Walter Groß, Staatsrat<br />

Professor Karl Astel und anderen Praktikern des Nationalsozialismus<br />

Rassenpflege getrieben — wobei sie aber durch Verquickung mit ihrem<br />

Antisemitismus das sonst durchaus diskutable Unternehmen in tiefen<br />

Mißkredit brachten.<br />

Ein dritter Ausländer, der sich in der Eugenik hervortat, war der<br />

französische Arzt und Biologe Alexis Carrel, Jahrgang 1873, der sich<br />

im Ersten Weltkrieg der französischen Verwundeten-Organisation<br />

annahm. Der Nobelpreisträger von 1912 verließ 1940 das Rockefeller-<br />

Institut in New York, an dem er eine Professur innehatte, um dem<br />

klerikal-faschistischen französischen Staatschef Marschall Petain zu<br />

dienen (1944 richtete man ihn deswegen hin). Carrel schwärmte von<br />

einem neuen Menschentum, das seinen fast hysterischen Zorn auf die<br />

Zivilisation des 20. Jahrhunderts teilen sollte. In seinem Werk „Der<br />

Mensch, das unbekannte Wesen", das dieser Jahre in der<br />

Bundesrepublik Deutschland als Taschenbuch des Paul-List-Verlages<br />

erschien, tritt er für die Vernichtung des lebensunwerten Lebens ein.<br />

Der Tod sollte „in kleinen Anstalten für schmerzlose Tötung durch<br />

geeignete Gase" gegeben werden — eine Empfehlung, die viele Jahre<br />

später dann von einer kleinen Gruppe von Nationalsozialisten an<br />

Hekatomben unschuldiger Menschen, den Juden, angewandt wurde. Der<br />

radikale Franzose behauptete, daß auch die denkenden Klassen heute<br />

schon durch Zeitungen, billige Literatur, Kino und Radio geistig<br />

heruntergekommen seien und daher an Schulen und Universitäten<br />

endlich einmal „mannhafte Sitten" einkehren müßten. Gegen die<br />

Verweichlichung durch die Zivilisation empfiehlt er den militärischen<br />

Dienst. Das Verbrechertum müsse radikal bekämpft werden, indem für<br />

die kleineren Übeltäter die Peitsche bereitstehe, für Raub, Mord,<br />

Kindesentführung und „bewußte Mißleitung von Menschen" (ein<br />

Passus, der ihn nachher seinen eigenen Kopf kostete) aber der Tod: als<br />

„lebensunwertes Leben". Für diese und andere geistig Minderwertige,<br />

die zur „Brut der Kümmerlinge" gehörten, sei in der moder-<br />

314

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!