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[PDF] Bevor hitler kam

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stätte" in Palästina. Allerdings sollten dort nicht alle Juden wohnen,<br />

sondern nur ihr Überschuß nach Israel gehen — so, wie es heute etwa<br />

geschieht. Die anderen sollten bleiben, wo sie wohnen. Für sie forderte<br />

der Verfasser in diesen Staaten nationale Rechte — die er jedoch den<br />

Fremden in Palästina nicht geben wollte (Hinweis auf den katholischen<br />

Priester jüdischer Abstammung, dem im heutigen Israel die<br />

Einbürgerung verweigert wurde). Er behauptete, die Juden seien nicht<br />

Staatsangehörige der Länder, in denen sie lebten — nur anderen<br />

Glaubens als die Mehrzahl der Bevölkerung —, sondern sie seien<br />

Glieder einer eigenen und anderen Nation. Trotzdem aber sollten sie die<br />

berechtigte Staatsbürgerschaft der respektiven Gaststaaten voll und ganz<br />

genießen dürfen — eine in ihrer Form einmalige Forderung, wie sie<br />

sonst vielleicht nur Sieger sich anzumaßen vermögen. (Die<br />

Nationalsozialisten haben später im Sinne Pinskers in ihrem<br />

Parteiprogramm für die Juden die Fremdenrechte in Deutschland<br />

verlangt.) Nach diesen mannigfachen Vorbereitungen wurde der<br />

Zionismus dann 1882 im Gefolge der russischen Judenverfolgungen<br />

geboren und als jüdisch-völkischer Gedanke von seinem Begründer<br />

Theodor Herzl aus Budapest (1860/1904) in die Tat umgesetzt. Der<br />

ehemals deutschnationale Burschenschafter der „Albia" Herzl schrieb<br />

1896 das Buch „Der Judenstaat" und gründete 1897 auf dem ersten<br />

Basler Kongreß die Zionistische Weltorganisation, welche alle Juden<br />

nach dem Staate Palästina hin zu sammeln bestrebt war. Diese<br />

Bewegung war nicht eine philanthropine oder eine soziale Frage,<br />

sondern eine nationale und politische Maßnahme, mit der die Juden auf<br />

den Antisemitismus verständlicherweise antworteten — wodurch sie<br />

aber die gegenseitigen Spannungen erhöhen mußten. Sie wollten<br />

übrigens die Rückkehr in ihre alte Stammheimat, die jetzt zumeist von<br />

Arabern bewohnt wurde, durch ein internationales Abkommen der<br />

Großmächte erreichen. In Deutschland faßten die Zionisten vor allem<br />

bei den jungen und den akademischen Juden Fuß. Als nach Herzls Tod<br />

der aus Litauen gebürtige Kölner Kaufmann David Wolfsohn<br />

(1856/1914) Präsident wurde, verlegte die Bewegung ihren Sitz nach<br />

Deutschland; 1911 übernahm der Berliner Professor Otto Warburg die<br />

Führung, bis er 1920 nach Palästina auswanderte. Damit spitzten sich<br />

aber zu dem von außen ausgeübten Druck noch die Verhältnisse innerhalb<br />

der deutschen jüdischen Gemeinden zu und brachten eine politische<br />

Note in ihre Arbeit — wenn auch kaum 10 000 der deutschen Juden<br />

Zionisten gewesen sein mögen. Ihre überwiegende Mehrheit lehnte den<br />

Zionismus ab und trennte sich von<br />

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