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[PDF] Bevor hitler kam

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Kant und Herder, Goethe und Schiller, Fichte und Schopenhauer,<br />

Bismarck und Moltke, Billroth und Franz Liszt und viele andere, aber<br />

sie pflegten sozusagen einen „kultivierten Antisemitismus", nicht jenen<br />

pöbelhaften, der sich dann immer mehr durchgesetzt hat. Eine<br />

Ausnahme macht hierbei der schon oben behandelte (s. S. 33 ff.) Johann<br />

Gottlieb Fichte, der sich — trotz seiner engen Freundschaft mit<br />

Dorothea Schlegel, der Tochter des Moses Mendelssohn — in seiner<br />

1793 erschienenen Schrift „Beitrag zur Berichtigung der Urteile des<br />

Publikums über die Französische Revolution" (VI. Band, S. 149 ff.) zu<br />

einer inhumanen Gesinnung hinreißen ließ. Das Judentum sei ein durch<br />

alle Länder Europas verbreiteter feindselig gesinnter Staat, der<br />

„fürchterlich schwer" auf die Bürger drücke. „Fällt euch denn nicht hier<br />

der begreifliche Gedanke ein, daß die Juden . . . eure übrigen Bürger<br />

völlig unter die Füße treten werden?" „ ... Aber ihnen Bürgerrechte<br />

geben, dazu sehe ich wenigstens kein Mittel als das, in einer Nacht<br />

ihnen allen die Köpfe abzuschneiden und andere aufzusetzen, in denen<br />

auch nicht eine jüdische Idee sei.. . Um uns vor ihnen zu schützen, dazu<br />

sehe ich wieder kein anderes Mittel, als ihnen ihr gelobtes Land zu<br />

erobern und sie alle dahin zu schicken . . ." Aus dem Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts gibt es nun die Schmähschrift des Berliner Anwalts K. W.<br />

Fr. Grattenauer, die 1803 in 13 000 Exemplaren verteilt wurde: „Wider<br />

die Juden, eine Warnung an meine christlichen Mitbürger!" — womit<br />

also das christliche Thema des Judenhasses gleich wieder anklingt.<br />

Darin wurde der Umgang mit Juden, denen man keine<br />

Gleichberechtigung gewähren dürfe, sondern sie zeichnen müsse durch<br />

ein besonderes Kennzeichen, als schmachvoll hingestellt. Ein Freund<br />

dieses Grattenauer war der in Breslau geborene preußische Kriegsrat<br />

Friedrich von Gentz, einer der bedeutendsten Publizisten Deutschlands<br />

(1764/1832), der seit 1802 in der österreichischen Staatskanzlei tätig<br />

und dort als erbitterter Feind Napoleons sowie aller neuen Ideen und ein<br />

Verfechter konservativer Gedanken war. Von Kant war er sozusagen zur<br />

Redigierung seiner Schrift „Zum ewigen Frieden" hinzugezogen. In<br />

Berlin und Wien verkehrte er in jüdischen Salons, liebte die Eybenburg,<br />

bewunderte die Rahel und war Gast bei der Baronin Fanny von Arnstein<br />

geborene Itzig (1780/ 1859), Tochter eines friederizianischen<br />

Münzjuden, deren Wiener Bankiersgatte die Habsburger gegen<br />

Napoleon finanzierte. Trotzdem war Gentz ein bissiger Antisemit: „Der<br />

Teufel hole die Juden! ... die geborenen Repräsentanten des Atheismus,<br />

des Jakobinismus, der Aufklärerei . . . Alles Unglück in der moder-<br />

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