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[PDF] Bevor hitler kam

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auffassung des marxistischen Sozialismus nachwies, schuf er zugleich<br />

eine Lehre von der „charismatischen Herrschaft". Diese bedeutete ihm<br />

nicht die Chance, Macht auszuüben, sondern die Gelegenheit, für<br />

bestimmte Befehle Gehorsam zu finden. Dem „Alltagsglauben" an die<br />

legale und traditionale Herrschaft steht die Hingabe an die Heiligkeit<br />

oder Heldenkraft oder Vorbildlichkeit einer Person gegenüber. Diese<br />

außeralltägliche, aus Begeisterung, Not oder Hoffnung geborene<br />

gläubige und ganz persönliche Hingabe ist die Voraussetzung<br />

charismatischer (d. h. durch höhere Gabe gegebener) Herrschaft. Als<br />

Wirtschaftspolitiker ist Max Weber vor allem durch seine Freiburger<br />

Antrittsrede von 1894 bekannt geworden, die dem Thema „Nationalstaat<br />

und Volkswirtschaftspolitik" galt. Im Mittelpunkt steht für ihn die<br />

nationale Macht. Er verlangt einen starken Schutz für das Deutschtum<br />

im Osten, wo sich der ökonomische Todes<strong>kam</strong>pf des altpreußischen<br />

Junkertums abzeichne. Das gegenwärtige Bürgertum sei politisch unreif<br />

und suche deshalb einen Schutzdiktator seiner Prosperity. Es sei aber<br />

falsch verstandene Sozialpolitik, die nur beglücken wolle, während sie<br />

doch sozial auszugleichen und vor allem das Führungsproblem zu lösen<br />

habe. So gesehen nennt Weber sich einen „ökonomischen<br />

Nationalisten", dem die Förderung der politischen Reife der deutschen<br />

Nation als das erstrebenswerte Ziel unserer Weltmachtpolitik<br />

vorschwebt. Diese Rede gewann durch ihre spätere Veröffentlichung<br />

noch an Gewicht, u. a. auch auf Friedrich Naumann (s. u.) — obwohl<br />

gerade er von Weber mehrfach kritisiert wurde.<br />

Dem kommenden deutschen Staat eine sichere soziale und wirtschaftliche<br />

Grundlage mit zu erarbeiten, war das Bestreben von<br />

Ferdinand Tönnies. 1855 in Schleswig als Bauernsohn geboren, wurde<br />

er 1881 Dozent an der Universität Kiel, 1891 dort Professor der<br />

Staatswissenschaften und Soziologie, später Geheimrat sowie Präsident<br />

der deutschen Gesellschaft für Soziologie. Als er 1936 starb, hatte der<br />

Nationalsozialismus ihm die Pension entzogen. Tönnies führte eine<br />

scharfe begriffliche Trennung durch zwischen der „gewachsenen<br />

Gemeinschaft" von Familie und Volk und der in Großstadt und Staat<br />

„geschaffenen Gesellschaft" mit ihrem Egoismus, ihrer Profitsucht und<br />

Ausbeutung. Sein Hauptwerk „Gemeinschaft und Gesellschaft" (1887<br />

und 1935) wurde grundlegend für die deutsche<br />

Gesellschaftswissenschaft und war in gewissem Sinne ein<br />

sozialphilosophischer Vorläufer der Speng-lerschen Gedanken über<br />

Kultur und Zivilisation. In der Gemeinschaft sah man nun<br />

Vollständigkeit und Ganzheit in der Gruppe, von der der Einzelmensch<br />

nur ein Teil sei. Sie wird durch unbe-<br />

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