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Wladimir Kaminer Ich bin kein Berliner

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Berlin ist eine Kneipe<br />

Eigentlich darf ich nicht mehr über Berlin schreiben. Oft genug<br />

wurde ich von meinen hiesigen Freunden angewiesen, <strong>kein</strong>e<br />

Werbung für diese Stadt zu machen. Letztens, als ich in einer<br />

Fernsehsendung in der Schweiz von unserer Tanzveranstaltung<br />

»Russendisko« im <strong>Berliner</strong> Kaffee Burger erzählte, geriet der<br />

Geschäftsführer des Burger in Panik.<br />

»Jetzt kommen die Schweizer! Jetzt kommen auch noch die<br />

Schweizer!«, fasste er sich an den Kopf. Er beschuldigte die<br />

Schweizer, sie würden eine Stunde brauchen, um ein kleines<br />

Bier zu konsumieren, und wenn es um Trinkgeld ginge, dann<br />

machten sie einen auf toten Käfer. Am liebsten würde er allein<br />

in seinem Laden sitzen und Fußball gucken.<br />

Im letzten Sommer landete das Kaffee Burger in<br />

verschiedenen Hauptstadt-Reiseführern, in denen es als »ein Ort<br />

zum Flirten und Kennenlernen – mit Frauenüberschuss«<br />

bezeichnet wurde. Busweise kamen männliche Touristen aus der<br />

ganzen Welt an. Sie fragten: »Hat hier Honecker gegessen?«<br />

und fotografierten sich mit der DDR-Speisekarte, die als heilige<br />

Reliquie über dem Tresen hängt. Dann bestellten sie eine Cola<br />

für zwei und warteten auf den Frauenüberschuss. Sie wollten,<br />

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