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Der Okkultismus - Ursprung und Entwicklung aus biblischer Sicht - 1 ...

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die Offenbarung Gottes nur nach <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nie in vollem Umfang erkennt. Manche Worte <strong>und</strong><br />

Aussa¬gen der Bibel sind dunkel für uns <strong>und</strong> bleiben es auch (1. Kor. 13,12).<br />

Aber die Erkenntnis wächst unter der Wirkung des Heiligen Geistes (Joh. 16,13). Sie wächst<br />

auch mit der geschichtlichen Erfahrung. Denn auch in ihr wirkt Gottes Geist, wie es besonders in<br />

der Geschichte des Volkes Israel deutlich wird. Um tiefere Erkenntnis der Offenbarung Gottes<br />

dürfen wir uns bemühen. Paulus betet für die Gemeinden, »daß ihr erfüllt werdet mit Erkenntnis<br />

seines Willens in aller geistlichen Weisheit <strong>und</strong> Einsicht« (Kol. 1,9), <strong>und</strong> er ermahnt sie: »wachset<br />

in der Erkenntnis Gottes« (Kol. 1, 11). Dazu darf auch wissenschaftliche Erkenntnis dienen; denn<br />

der Verstand, mit dem wir sie gewinnen, ist eine Gabe Gottes. Jedoch bedarf es beim<br />

Durchdenken der Ehrfurcht vor der Offenbarung, die Gott gegeben hat, <strong>und</strong> ebenso der Achtung<br />

vor den Menschen, denen sie gegeben würde. Denn sie waren von Gott dazu erwählt, <strong>und</strong> er hat<br />

sie zu rechten H<strong>aus</strong>haltern über seine Geheimnisse bestimmt.<br />

Das unanschauliche Ineinander<br />

In dieser Haltung gehe ich an die in der Bibel überlieferten Berichte heran <strong>und</strong> befrage sie nach<br />

ihrer <strong>Sicht</strong> von der Gesamtwirklichkeit, d.h. nach der <strong>Sicht</strong>, wie sie von der Offenbarung (nicht<br />

von der Menge der Zeugen) vermittelt wird. Als »Gesamtwirklichkeit« verstehe ich dabei die<br />

beiden Wirklichkeiten, von denen die Bibel spricht, das <strong>Sicht</strong>bare <strong>und</strong> das Unsichtbare in dem<br />

vorhin beschriebenen Sinne. Die Bezeichnung »Weltbild« ist unzureichend <strong>und</strong> irreführend, denn<br />

die <strong>Sicht</strong> der Bibel ist überzeitlich <strong>und</strong> bleibt von jedem Wechsel wissenschaftlicher <strong>und</strong><br />

ideologischer Weltbilder unberührt. (Damit distanziere ich mich von einer Redeweise, die ich<br />

selbst früher gebraucht habe. Vgl. H. Rohrbach, Naturwissenschaft, Weltbild, Glaube, 1967) Vor<br />

allem ist ihre <strong>Sicht</strong>, wie es sein muß, unanschaulich <strong>und</strong> von einem an die diskursive Logik<br />

gewohnten Denken nicht zu erfassen.<br />

Die Beziehung, in der die beiden Wirklichkeiten zueinander stehen, erweist sich, wie im nächsten<br />

Kapitel durch charakteristische Beispiele belegt werden soll, als ein eigentümliches Ineinander.<br />

Es geht weder um ein Übereinander wie bei Stockwerken noch um ein Umeinander wie bei Kern<br />

<strong>und</strong> Schale, sondern um ein Ineinander be¬sonderer Art: um ein gegenseitiges Sichdurchdringen<br />

. Das Unsichtbare durchdringt das <strong>Sicht</strong>bare in einer unanschaulichen, dem natürlichen Verstand<br />

unbegreifbaren, nur im Glauben erfaßbaren Weise.<br />

Um diese Aussage näher zu präzisieren, knüpfe ich an einen Sachverhalt an, der im Gr<strong>und</strong>e<br />

genau so unbegreifbar <strong>und</strong> unanschaulich ist. Er ist uns aber vertrauter, da er das Zentrum des<br />

christlichen Glaubens umfaßt. Es ist die Aussage im Glaubensbekenntnis von Chalzedon, in dem<br />

451 unsere Väter im Glauben von der Bibel her die Lehre von den zwei Naturen Jesu in Worte<br />

gefaßt haben. Vom Heiligen Geist geleitet haben sie die paradox klingende, aber zutreffende<br />

Formulierung gewagt, daß in der einen Person Jesus von Nazareth die wahre Menschheit <strong>und</strong><br />

die wahre Gottheit »unvermischt, unwandelbar, ungeschieden <strong>und</strong> ungetrennt« vereinigt sind.<br />

Diese Formulierung spiegelt in vollkommener Parallele das Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong><br />

Unsichtbarem wider.<br />

Ich folge hier gern dem Theologen H. H. Schrey (Schrey, Weltbild <strong>und</strong> Glaube im 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert, Göttingen 1956), wenn er sagt, daß ein Dualismus, d.h. ein unverb<strong>und</strong>enes<br />

Nebeneinander von Weltbild <strong>und</strong> Glauben unzumutbar sei, da »es nicht zu unserem Schicksal<br />

gehöre, in zwei Bereichen leben zu müssen, zwischen denen es keine Brücke geben kann«.<br />

Weiter meint er, daß wir ebensowenig an die Stelle des Dualismus einen Monismus setzen<br />

dürfen, also Weltbild <strong>und</strong> Glauben zusammenfügen <strong>und</strong> damit gewaltsam einen Brückenschlag<br />

versuchen, weil »solche Syntheseversuche weder der Eigenständigkeit des Denkens noch der<br />

des Glaubens gerecht werden«.<br />

Wer noch im alternativen Denken des »entweder oder« (der diskursiven Logik) befangen ist, wird<br />

der Ansicht sein, sich nur zwischen diesen beiden Möglichkeiten eines Dualismus

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