Der Okkultismus - Ursprung und Entwicklung aus biblischer Sicht - 1 ...
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können, bedarf es der bildhaften Denkform <strong>und</strong> Sprache. Diese begegnen uns in der Bibel in der<br />
wahren <strong>und</strong> eigentlichen Form. Sobald man aber meint, es gäbe keine andere Wirklichkeit außer<br />
der sichtbaren, der Welt des Menschen, wird die bildhafte Rede inhaltslos, werden die großen<br />
Taten Gottes zu Fabeln, zu Legenden ohne wirkliche Ereignisse. Beginnt man dann, die Bibel zu<br />
»entmythologisieren«, so nimmt man dem Menschen die Möglichkeit, diese seine Welt richtig zu<br />
verstehen.<br />
W. Stählin sagt: »Indem die Wissenschaft uns denjenigen Teil der Welt, der der rationa¬len<br />
Forschung zugänglich ist, als die ganze Wirklichkeit vortäuscht, betrügt sie uns um die ganze<br />
Wahrheit. Und indem der Mythos uns in seinen Bildern die Fülle jener Wirklichkeit vor Augen<br />
stellt, in die wir selber verflochten sind, weitet er unseren Blick über die Grenzen der ratio hin<strong>aus</strong><br />
auf die größere <strong>und</strong> umfassendere Wirklichkeit«*. Damit weist auch Stählin auf die<br />
Gesamtwirklichkeit <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong> Unsichtbarem hin.<br />
Zum anderen hat man zu beachten: Jedes Geschehen ereignet sich in beiden Wirklichkeiten<br />
zugleich. Weil beide sich durchdringen, läßt jeder Vorgang zwei Aspekte zu. Im <strong>Sicht</strong>baren, wo<br />
es Materie, Raum <strong>und</strong> Zeit gibt, erweist er sich als Ablauf in Raum <strong>und</strong> Zeit, also als ein Werden,<br />
ein Sich entwickeln, als Evolution. Im Unsichtbaren aber, wo es Raum <strong>und</strong> Zeit unserer Erfahrung<br />
nicht gibt, weil dort keine Materie ist, sondern Pneuma, hat derselbe Vorgang einen zeitlosen<br />
Charakter, ist ein zeitloses Setzen Gottes, ein Schaffen. Diese doppelte <strong>Sicht</strong> ist beim<br />
Durchdenken <strong>biblischer</strong> Berichte entscheidend. Es geht stets um einen Ablauf, um ein Werden in<br />
Raum <strong>und</strong> Zeit, <strong>und</strong> zugleich um ein Gesetztsein, um ein Handeln Gottes, frei von Raum <strong>und</strong><br />
Zeit. Das gilt besonders für den Schöpfungsbericht, der mit den Worten schließt (1. Mose 2,4a):<br />
»Also sind Himmel <strong>und</strong> Erde geworden, als sie geschaffen wurden«, Geworden <strong>und</strong> geschaffen<br />
beides trifft zu; beides gilt auch für den Menschen. Es geht nicht um ein »entweder oder«.<br />
Ferner gilt es für die W<strong>und</strong>erberichte. Sie beschreiben Abläufe im Naturgeschehen, in Raum <strong>und</strong><br />
Zeit, <strong>und</strong> sind zugleich Zeichen für ein Handeln Gottes <strong>aus</strong> dem Unsichtbaren in das <strong>Sicht</strong>bare<br />
hinein durch sein Wort.<br />
Das Ineinander der beiden Wirklichkeiten bedingt auch, daß jeder Mensch ob er es weiß <strong>und</strong><br />
wahrhaben, will oder nicht zugleich im <strong>Sicht</strong>baren <strong>und</strong> im Unsichtbaren lebt. Ein Glaubender<br />
wird <strong>aus</strong> seiner Glaubenserfahrung etwas davon erahnen. Ebenso jemand, der abergläubischen<br />
Vorstellungen anhängt oder magischen Praktiken nachgeht oder gar mit »Geistern« Verbindung<br />
aufzunehmen versucht. Auch die wissenschaftlichen Untersuchungen der Parapsychologie<br />
stoßen auf Phänomene, die als Auswirkungen des Unsichtbaren ver¬standen werden können.<br />
Wer sich jedoch ganz der ratio verpflichtet fühlt, weiß nur vom <strong>Sicht</strong>baren <strong>und</strong> sieht darin das<br />
Ganze der Wirklichkeit. Erst mit dem befreienden Glauben an Jesus, erst mit der Erweckung des<br />
»inwendigen Menschen« in uns (Röm. 7,22 Eph. 3,16) wird dem Glaubenden das Wissen um<br />
die Geborgenheit geschenkt, die er mitten im <strong>Sicht</strong>baren vom Unsichtbaren her empfängt. Er<br />
erfährt die Wahrheit der Schriftworte: »Ich gehe oder liege, so bist du um mich . . . Von allen<br />
Seiten umgibst du mich <strong>und</strong> hältst deine Hand über mir» (Psalm 139,3 5). »Wo zwei oder drei<br />
versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen« (Matth. 18,20). »Siehe,. ich<br />
bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende« (Matth. 28,20). »Wer in mir bleibt <strong>und</strong> ich in ihm,<br />
der bringt viel Frucht« (Joh.15,5). So lauten Zuspruch <strong>und</strong> Verheißungen an die Gläubigen. Und<br />
es ist immer das uns überall umgebende Unsichtbare, von dem Geborgenheit <strong>aus</strong>strahlt <strong>und</strong> von<br />
dem <strong>aus</strong> Jesus die Zusage erfüllt, daß er als der Unsichtbare um uns <strong>und</strong> bei uns oder in uns ist<br />
<strong>und</strong> wir in ihm sind.<br />
Kapitel 3: Augen, die sehen - Ohren, die hören<br />
Beispiele <strong>aus</strong> dem Alten Testament