Der Okkultismus - Ursprung und Entwicklung aus biblischer Sicht - 1 ...
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(Auseinanderfallens) von Weltbild <strong>und</strong> Glauben oder eines Monismus (Zusammenfallens)<br />
entscheiden zu können, falls er sich überhaupt entscheiden will. Demgegenüber weist Schrey auf<br />
die dritte Möglichkeit hin, auf das in der Physik entwickelte komplementäre Denken, »das allein<br />
der Christologie des Credo Chalcedonense mit ihren für die diskursive Logik widerspruchsvollen<br />
Aussagen über das Zusammen von Menschheit <strong>und</strong> Gottheit in der Person Jesu angemessen«<br />
sei.<br />
Er schreibt: »Die wahre Gottheit <strong>und</strong> die wahre Menschheit können nur dann zusammen<br />
<strong>aus</strong>gesagt werden, wenn keiner von beiden etwas abgebrochen wird. Man kann hier von einer<br />
komplementären Einheit der beiden Naturen sprechen. Zum Wesen der Komplementarität gehört,<br />
daß erst das Zusammen von zwei scheinbar sich widersprechenden mögen das wahre Bild der<br />
Wirklichkeit ergibt. Christus ist dann nicht in seiner wahren Bedeutung umschrieben, wenn von<br />
ihm nur <strong>aus</strong>gesagt wird: wahrer Mensch. Er ist aber auch dann nicht in seiner wahren Bedeutung<br />
erfaßt, wenn von ihm nur <strong>aus</strong>gesagt wird: wahrer Gott. Erst im Zusammen der beiden Aussagen<br />
wird die Wahrheit Christi sichtbar.«<br />
Ebenso paradox, also unvermischt <strong>und</strong> ungetrennt, hat man sich das Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem<br />
<strong>und</strong> Unsichtbarem zu denken (mit einem an der Komplementarität geschulten Denken): zwei<br />
unterschiedliche Wirklichkeiten <strong>und</strong> doch nur eine Gesamtwirklichkeit, beide ganz <strong>und</strong> gar ohne<br />
Bezug (unvermischt) <strong>und</strong> doch völlig miteinander verwoben (ungetrennt), zu unterscheiden, aber<br />
nicht zu scheiden, so daß man von da her das Geheimnis der zwei Naturen Jesu beschreiben<br />
darf: Jesus war im <strong>Sicht</strong>baren ganz <strong>und</strong> gar Mensch, im Unsichtbaren ganz <strong>und</strong> gar Gott <strong>und</strong><br />
doch nur Einer. Dieses unbegreifbare Geheimnis in der Person Jesus von Nazareth spiegelt das<br />
geheimnisvolle Ineinander der beiden Wirklichkeiten, von denen die Bibel spricht, treffend wider.<br />
Es wurde wohl erstmals Petrus offenbart, als er bekennen durfte (Luk.9,20): »Du bist der Christus<br />
Gottes.«<br />
Zwei wichtige Konsequenzen<br />
Aus dem Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong> Unsichtbarem ergeben sich wichtige Konsequenzen für<br />
das Verständnis <strong>biblischer</strong> Aussagen, von denen ich zwei hervorheben möchte. Zum einen sind<br />
für Begriffe <strong>und</strong> Ereignisse in den verschiedenen Wirklichkeiten verschiedene Ausdrucksweisen<br />
notwendig. Im <strong>Sicht</strong>baren kommen wir mit der menschlichen Sprache <strong>aus</strong>. Für das Unsichtbare<br />
aber haben wir keine angemessene Ausdrucksweise, weil unsere Sprachen dort nicht angreifen.<br />
Auch Jesus, der von dort kam, verwendete Gleichnisse, wenn er vom Unsichtbaren sprach: Das<br />
Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, einem Sauerteig, einem verborgenen Schatz im Acker,<br />
einem Kaufmann, der gute Perlen sucht, einem Menschen, der guten Samen säte, u.a. Er<br />
gebrauchte Worte des <strong>Sicht</strong>baren, um vom Unsichtbaren gleichnishaft reden zu können. Ebenso<br />
benutzte er Gleichnisworte, wenn er von sich selbst als dem Sohn Gottes sprach: Ich bin die Tür,<br />
der Weg, das lebendige Wasser, das Brot vom Himmel, der gute Hirte u.a.<br />
Man denke auch an ein Erlebnis, das Paulus widerfuhr (2.Kor.12,2ff.): Er sei entrückt worden bis<br />
in den dritten Himmel, bis ins Paradies (d.h. ins Unsichtbare) <strong>und</strong> habe dort un<strong>aus</strong>sprechliche<br />
Worte gehört, die ein Mensch nicht sagen darf, d.h. Worte, die <strong>aus</strong>zusprechen einem Menschen<br />
nicht zusteht! Das ist es: Wo Gott von den himmlischen Heerscharen angebetet wird, wo Jesus<br />
als der Auferstandene <strong>und</strong> Erhöhte ein unvergängliches Reich empfangen hat, wird eine<br />
besondere Sprache gesprochen. <strong>Der</strong>en Worte sind uns hier nicht erlaubt, weil wir Sünder, wenn<br />
auch begnadigte Sünder sind. Erst drüben, wenn wir im Kleid der Gerechtigkeit bei Ihm sind,<br />
dürfen wir mit solchen Worten einstimmen in den Lobpreis zur Ehre Gottes. Und weil uns im<br />
irdischen Leben die angemessenen Worte für das Unsichtbare abgehen, brauchen wir Ersatz.<br />
Deshalb gebraucht Jesus Gleichnisworte, Gleichniserzählungen <strong>und</strong> Gleichnishandlungen.<br />
Allgemein gilt: Um von der unsichtbaren Wirklichkeit im <strong>Sicht</strong>baren in rechter Weise reden zu