28.02.2013 Aufrufe

Der Okkultismus - Ursprung und Entwicklung aus biblischer Sicht - 1 ...

Der Okkultismus - Ursprung und Entwicklung aus biblischer Sicht - 1 ...

Der Okkultismus - Ursprung und Entwicklung aus biblischer Sicht - 1 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

(Auseinanderfallens) von Weltbild <strong>und</strong> Glauben oder eines Monismus (Zusammenfallens)<br />

entscheiden zu können, falls er sich überhaupt entscheiden will. Demgegenüber weist Schrey auf<br />

die dritte Möglichkeit hin, auf das in der Physik entwickelte komplementäre Denken, »das allein<br />

der Christologie des Credo Chalcedonense mit ihren für die diskursive Logik widerspruchsvollen<br />

Aussagen über das Zusammen von Menschheit <strong>und</strong> Gottheit in der Person Jesu angemessen«<br />

sei.<br />

Er schreibt: »Die wahre Gottheit <strong>und</strong> die wahre Menschheit können nur dann zusammen<br />

<strong>aus</strong>gesagt werden, wenn keiner von beiden etwas abgebrochen wird. Man kann hier von einer<br />

komplementären Einheit der beiden Naturen sprechen. Zum Wesen der Komplementarität gehört,<br />

daß erst das Zusammen von zwei scheinbar sich widersprechenden mögen das wahre Bild der<br />

Wirklichkeit ergibt. Christus ist dann nicht in seiner wahren Bedeutung umschrieben, wenn von<br />

ihm nur <strong>aus</strong>gesagt wird: wahrer Mensch. Er ist aber auch dann nicht in seiner wahren Bedeutung<br />

erfaßt, wenn von ihm nur <strong>aus</strong>gesagt wird: wahrer Gott. Erst im Zusammen der beiden Aussagen<br />

wird die Wahrheit Christi sichtbar.«<br />

Ebenso paradox, also unvermischt <strong>und</strong> ungetrennt, hat man sich das Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem<br />

<strong>und</strong> Unsichtbarem zu denken (mit einem an der Komplementarität geschulten Denken): zwei<br />

unterschiedliche Wirklichkeiten <strong>und</strong> doch nur eine Gesamtwirklichkeit, beide ganz <strong>und</strong> gar ohne<br />

Bezug (unvermischt) <strong>und</strong> doch völlig miteinander verwoben (ungetrennt), zu unterscheiden, aber<br />

nicht zu scheiden, so daß man von da her das Geheimnis der zwei Naturen Jesu beschreiben<br />

darf: Jesus war im <strong>Sicht</strong>baren ganz <strong>und</strong> gar Mensch, im Unsichtbaren ganz <strong>und</strong> gar Gott <strong>und</strong><br />

doch nur Einer. Dieses unbegreifbare Geheimnis in der Person Jesus von Nazareth spiegelt das<br />

geheimnisvolle Ineinander der beiden Wirklichkeiten, von denen die Bibel spricht, treffend wider.<br />

Es wurde wohl erstmals Petrus offenbart, als er bekennen durfte (Luk.9,20): »Du bist der Christus<br />

Gottes.«<br />

Zwei wichtige Konsequenzen<br />

Aus dem Ineinander von <strong>Sicht</strong>barem <strong>und</strong> Unsichtbarem ergeben sich wichtige Konsequenzen für<br />

das Verständnis <strong>biblischer</strong> Aussagen, von denen ich zwei hervorheben möchte. Zum einen sind<br />

für Begriffe <strong>und</strong> Ereignisse in den verschiedenen Wirklichkeiten verschiedene Ausdrucksweisen<br />

notwendig. Im <strong>Sicht</strong>baren kommen wir mit der menschlichen Sprache <strong>aus</strong>. Für das Unsichtbare<br />

aber haben wir keine angemessene Ausdrucksweise, weil unsere Sprachen dort nicht angreifen.<br />

Auch Jesus, der von dort kam, verwendete Gleichnisse, wenn er vom Unsichtbaren sprach: Das<br />

Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, einem Sauerteig, einem verborgenen Schatz im Acker,<br />

einem Kaufmann, der gute Perlen sucht, einem Menschen, der guten Samen säte, u.a. Er<br />

gebrauchte Worte des <strong>Sicht</strong>baren, um vom Unsichtbaren gleichnishaft reden zu können. Ebenso<br />

benutzte er Gleichnisworte, wenn er von sich selbst als dem Sohn Gottes sprach: Ich bin die Tür,<br />

der Weg, das lebendige Wasser, das Brot vom Himmel, der gute Hirte u.a.<br />

Man denke auch an ein Erlebnis, das Paulus widerfuhr (2.Kor.12,2ff.): Er sei entrückt worden bis<br />

in den dritten Himmel, bis ins Paradies (d.h. ins Unsichtbare) <strong>und</strong> habe dort un<strong>aus</strong>sprechliche<br />

Worte gehört, die ein Mensch nicht sagen darf, d.h. Worte, die <strong>aus</strong>zusprechen einem Menschen<br />

nicht zusteht! Das ist es: Wo Gott von den himmlischen Heerscharen angebetet wird, wo Jesus<br />

als der Auferstandene <strong>und</strong> Erhöhte ein unvergängliches Reich empfangen hat, wird eine<br />

besondere Sprache gesprochen. <strong>Der</strong>en Worte sind uns hier nicht erlaubt, weil wir Sünder, wenn<br />

auch begnadigte Sünder sind. Erst drüben, wenn wir im Kleid der Gerechtigkeit bei Ihm sind,<br />

dürfen wir mit solchen Worten einstimmen in den Lobpreis zur Ehre Gottes. Und weil uns im<br />

irdischen Leben die angemessenen Worte für das Unsichtbare abgehen, brauchen wir Ersatz.<br />

Deshalb gebraucht Jesus Gleichnisworte, Gleichniserzählungen <strong>und</strong> Gleichnishandlungen.<br />

Allgemein gilt: Um von der unsichtbaren Wirklichkeit im <strong>Sicht</strong>baren in rechter Weise reden zu

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!