Der Okkultismus - Ursprung und Entwicklung aus biblischer Sicht - 1 ...
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Beispiel im liturgischen Leben möglich ist, daß wir den Ritus miterleben <strong>und</strong> so stark darin<br />
stehen, daß er uns niemals ein Anruf von Gott her werden kann. In einem Christentum zum<br />
Beispiel, das das Kirchenjahr feiert, haben wir doch immer die Gefahr, daß wir von Station zu<br />
Station mitgehen, ohne sie ernst zu nehmen. Es kommt ja wieder Weihnachten, wieder Ostern,<br />
wieder Pfingsten. Und wir bewegen uns in einem Kreislauf, der niemals zur Entscheidung führt.<br />
Wir sind mit Beschlag belegt gegen Gott. Und gibt es das nicht auch bei uns, daß wir den Schein<br />
des Guten tragen, aber festhalten an der Lüge? Daß wir dann am christlichsten reden, wenn wir<br />
am wenigsten christlich handeln? Daß wir uns flüchten in das Wort Gottes, nicht um den Heiligen<br />
Geist zu empfangen, sondern um uns der Gnade zu vergewissern ohne Buße? Gibt es das nicht<br />
auch bei uns, daß wir <strong>aus</strong> Gottes Kraft gegen Gott leben? Wenn wir etwa denken an das<br />
magische Gebet gibt es nicht ein Gebet, das um Erhörung bittet <strong>und</strong> tatsächlich auch erhört wird<br />
<strong>und</strong> das doch eigentlich nichts anderes ist als die magische Handlung des Christen, weil es im<br />
innersten gar nicht Gott meint, gar nicht sagt: »Dein Wille geschehe«, sondern: mein Wille<br />
geschehe? Hier haben wir in dieser ständigen Bedrohung durch das Dämonische wirklich eine<br />
Gemeinsamkeit zwischen dem Christentum <strong>und</strong> den Religionen, <strong>und</strong> ganz gewiß keine<br />
Überlegenheit des Christentums.<br />
Haben wir das gesehen, dann wird aber auch deutlich, was das Christentum nun von den<br />
Religionen unterscheidet. Es ist nicht das, was es sieht, sondern das, was es glaubt <strong>und</strong><br />
verkündigt. Was kann uns retten vor dieser ständigen Gefahr, daß wir uns beschlagnahmen<br />
lassen durch unser Christentum gegen Gott? Daß wir den Schein des Guten annehmen <strong>und</strong> am<br />
Bösen festhalten? Daß wir <strong>aus</strong> Gottes Kraft gegen Gott leben? Nichts anderes als das, was Gott<br />
getan hat <strong>und</strong> was Er tut; oder noch konkreter: kein anderer als Christus selbst. Nur in Ihm ist<br />
diese Gefahr überw<strong>und</strong>en. Nur Er selbst ist unsere Rettung. Wenn wir Ihn meinen, sind wir<br />
bewahrt vor der Liturgie, die uns gegen ihn mit Beschlag belegte. Wenn wir Ihn meinen, dann<br />
kommt es zur Buße. Wenn wir Ihn meinen <strong>und</strong> uns an Ihn halten, dann leben wir <strong>aus</strong> Seiner Kraft<br />
ein neues Leben nach seinem Willen.« - Soweit W. Freytag.<br />
Wie das praktisch vollzogen werden kann, bedarf zuweilen einer tiefergehenden Seelsorge.<br />
Darauf gehe ich im letzten Kapitel dieses Buches ein.<br />
Kapitel 7: Die Geister im Unsichtbaren<br />
Gott über allem <strong>und</strong> allen<br />
Wem der Glaube an den lebendigen Gott geschenkt ist, der hält sich an ihn als den verborgenen,<br />
unsichtbaren Gott. Er weiß, »wir wandeln im Glauben <strong>und</strong> nicht im Schauen« (2. Kor. 5,7). Aber<br />
auch der noch nicht an den Gott der Bibel Glaubende sollte sich von den Worten mahnen lassen<br />
(Röm. 1,20): »Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft <strong>und</strong> Gottheit, wird<br />
ersehen seit der Schöpfung der Welt <strong>und</strong> wahrgenommen an seinen Werken, so daß sie (die<br />
Menschen) keine Entschuldigung haben.« Gott hat sich nicht unbezeugt gelassen. Sein Wesen<br />
nicht ihn selbst kann man in Natur <strong>und</strong> Geschichte an seinem Wirken wahrnehmen. Dieses<br />
merkwürdige, zur Entscheidung her<strong>aus</strong>fordernde Verhalten Gottes, sich so zu offenbaren, daß er<br />
dennoch der verborgene bleibt, hat B. Pascal in prachtvoll formulierten Sätzen gekennzeichnet.<br />
In seinen Pensées schreibt er:<br />
»Weil so viele Menschen sich Gottes Milde unwürdig machen, hat er sie in der Entbehrung eines<br />
Gutes belassen wollen, nach dem sie nicht verlangten. Es war also nicht gerecht, in einer Weise<br />
zu erscheinen, die mit ihrer unverhüllten Göttlichkeit unbedingt fähig gewesen wäre, alle<br />
Menschen zu überzeugen. Es war aber auch nicht gerecht, auf eine so verborgene Weise zu<br />
erscheinen, daß er von denen, die ihn aufrichtig suchten, nicht erkannt werden konnte. Da er also<br />
unverhüllt denen erscheinen wollte, die ihn von ganzem Herzen suchen, <strong>und</strong> da er denen<br />
verborgen bleiben wollte, die ihn von ganzem Herzen fliehen, setzt er seine Erkennbarkeit in der<br />
Weise herab, daß er Zeichen seiner selbst gibt, sichtbar denen, die ihn suchen, aber nicht<br />
sichtbar denen, die ihn nicht suchen. Es gibt Licht genug für die, die nichts anderes wollen als<br />
sehen, <strong>und</strong> es gibt Finsternis genug für die anderen, die nicht sehen wollen.«<br />
Diese Sätze geben einen tiefen Einblick in Gottes Wesen: in seine absolute Souveränität, daß er<br />
allein entscheidet, wie <strong>und</strong> wem er sich offenbaren will; in seine unbedingte Anerkennung des