Der Okkultismus - Ursprung und Entwicklung aus biblischer Sicht - 1 ...
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empfindet sie die Unmöglichkeit einer Gebetsgemeinschaft. Es wird ihr vorgeworfen, sie gewähre<br />
dem Teufel noch zuviel Raum in ihrem Herzen, sonst müßte sie doch ihre Depressionen mehr<br />
<strong>und</strong> mehr überwinden können. Daß diese krankhafter Art sind, können ihre Angehörigen nicht<br />
begreifen. Sie sehen sie vielmehr als die Folge einer Bitterkeit gegen Gott oder einer anderen<br />
Schuld an. Falls eine gewisse Bitterkeit in ihr hochkommt, kann sie diese sofort Gott bekennen<br />
<strong>und</strong> sich vergeben lassen. <strong>Der</strong> innere Zwiespalt bringt sie oft in eine richtige Schwermut hinein,<br />
wobei sie viel weinen muß. Nur durch ihre Arbeit wird sie von ihren trüben Gedanken etwas<br />
abgelenkt.«<br />
Aufgr<strong>und</strong> zahlreicher Unterredungen, die mit der Patientin geführt wurden, unterliegt es keinem<br />
Zweifel, daß die Gemütsverstimmungen auf einer depressiven, von ihrer Mutter ererbten Anlage<br />
beruhen. Abgesehen von den früheren Selbstmordabsichten <strong>und</strong> der zeitweiligen Bitterkeit haben<br />
die Zustände mit einer teuflischen Einwirkung oder gar einer dämonischen Geb<strong>und</strong>enheit nichts<br />
zu tun.<br />
Das besondere Problem des Selbstmords schwermütiger Christen sei an einem weiteren Beispiel<br />
näher erörtert:<br />
>Ein in den vierziger Jahren stehender Pfarrer stammte <strong>aus</strong> belasteter Familie: seine Mutter <strong>und</strong><br />
zwei ihrer Brüder waren schwermütig wie auch einer seiner eigenen Brüder. Eine okkulte<br />
Vorgeschichte ist nicht nachweisbar. <strong>Der</strong> Patient selbst war von jeher schwernehmend, leicht<br />
gedrückt <strong>und</strong> viel allein. Er machte infolge strenger Erziehung eine freudlose Jugendzeit durch.<br />
Einen Fehltritt, den er mit 18 Jahren begangen hatte, konnte er nicht verwinden, obwohl er vor<br />
Gott <strong>und</strong> Menschen echte Buße getan hatte. Nach Abschluß seines Theologiestudiums befiel ihn<br />
erstmals eine richtige Depression, die mit großer Angst vor dem Predigen einherging, weil er sich<br />
nicht begabt genug <strong>und</strong> des Pfarrberufs nicht würdig fühlte. Er heiratete eine ges<strong>und</strong>e Frau, die<br />
seinem melancholischen Wesen liebevolles Verstehen entgegenbrachte <strong>und</strong> ihm zwei Kinder<br />
schenkte. Die Ausübung seines Berufes machte ihm große Not, er grübelte viel <strong>und</strong> hatte immer<br />
Schwierigkeiten bei der Vorbereitung seiner Predigten. Besonders wurde er von zahlreichen<br />
Selbstvorwürfen <strong>und</strong> Minderwertigkeitsgefühlen, von Apathie <strong>und</strong> Willenshemmungen wie auch<br />
von Selbstmordgedanken geplagt. Dazu kam die Sorge um seine schwer herzleidende Frau.<br />
Während einer Reihe von Jahren befand er sich mehrfach, monatelang wegen schwerer<br />
Depressionen in klinischer Behandlung. Er war überzeugt, diese furchtbare Krankheit niemals<br />
mehr zu verlieren, <strong>und</strong> geriet öfters in starke Anfechtungen. Dennoch wußte er sich als ein Kind<br />
Gottes <strong>und</strong> zweifelte nicht an der Macht seines Herrn, dessen Verheißungen er Ihm immer<br />
wieder vorhielt. Aber die Nichterhörung seiner Gebete rieb ihn nahezu auf. "Mein Schreien um<br />
Hilfe stößt auf verschlossene Türen; das ist ja auch so schwer, daß man sich in der Schwermut<br />
st<strong>und</strong>enlang mit Gottes Wort <strong>und</strong> Gebet befassen kann <strong>und</strong> daß nichts vorhält <strong>und</strong> Krafl gibt. Und<br />
doch hoffe ich, daß Gott mich nicht fahren läßt", schrieb er einmal. Eines Abends befiel ihn, wie<br />
so oft eine große innere Unruhe <strong>und</strong> Angst. Er suchte einen Seelsorger auf, mit dem er eine<br />
lange Aussprache hatte. Danach schrieb er mehrere Briefe, in denen er seine Angelegenheiten<br />
regelte. Bald darauf vollführte er die Tat, die zu einem raschen Tode führte. In seinem<br />
Arbeitszimmer landen sich die Briefe samt dem Gesangbuch, in welchem das Lied “Jesus nimmt<br />
die Sünder an“ aufgeschlagen war.<br />
Die Dorfbewohner konnten nicht verstehen, daß ein Pfarrer Selbstmord beging, <strong>und</strong> meinten,<br />
wenn man einen solchen Glauben habe, wie er ihn auf der Kanzel verkündigt hatte, müsse man<br />
doch aufsteigende Selbstmordgedanken abwehren können. Als nun vollends seine herzleidende<br />
Frau infolge ihres schweren Erlebens bald darauf ebenfalls vorübergehend gemütskrank wurde<br />
<strong>und</strong> Selbstmordgedanken äußerte, fragten sich die Gemeindeglieder, ob Schwermut denn<br />
ansteckend sei, ja sie erklärten zuallermeist r<strong>und</strong>weg, der böse Geist des Pfarrers sei in seine<br />
Frau gefahren; es könne nicht anders sein, als daß satanische Einflüsse den Selbstmord<br />
verursacht hätten. In ungläubigen Kreisen war zu hören, da könne man sehen, wie weit man<br />
komme, wenn man fromm sein wolle. Sowohl die Schwermut des Pfarrers als auch sein Tod<br />
wurden vom rein moralischen Standpunkt beurteilt. Besonders konnte man nicht begreifen, daß<br />
er noch kurz vor seinem Tode <strong>aus</strong>führliche Briefe schrieb; denn sie waren der Auffassung, dann<br />
müsse er doch bei klarem Bewußtsein die Tat begangen haben.