18.07.2013 Aufrufe

APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)

APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)

APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Abwasser und Gesundheit<br />

In der biologischen Stufe der Abwasseraufbereitung wird der größte Teil der organischen Verbindungen<br />

durch Bakterien entweder bis zu einer bestimmten Stufe abgebaut, mineralisiert oder für den<br />

Aufbau neuer Zellsubstanz verwendet. Der Abbau gelöster organischer Stoffe ist in der Regel konzentrationsabhängig.<br />

Bei sehr niedrigen Konzentrationen gelöster organischer Verbindungen sinkt die<br />

Abbbaugeschwindigkeit so stark ab, daß innerhalb der begrenzten Aufenthaltszeit in der Kläranlage<br />

und der niedrigen Klärschlammkonzentration des Abwassers in der biologischen Stufediese Verbindungen<br />

nur noch in geringem Maße abgebaut werden. Nicht oder nur partiell abgebaute Stoffe gelangen<br />

in die Gewässer und können in ungünstigen Fällen über Nahrungsketten oder die Aufnahme von<br />

Trinkwasser den Menschen erreichen.<br />

Eine Routinekontrolle der Einzelsubstanzen bzw. der neu gebildeten Stoffe im Abwasser findet nicht<br />

statt. Schädliche Wirkungen auf die menschliche Gesundheit sind nur in wenigen Fällen dokumentiert.<br />

Problematisch sind vor allem Arzneimittelwirkstoffe und deren Abbauprodukte (z.B. Clofibrin)<br />

in sehr geringen Konzentrationen, die auch im Grund- und Trinkwasser nachweisbar sind. Die sichere<br />

Zuordnung von Schadwirkungen zu bestimmten Abwässern und Einzelstoffen sowie deren Erfassung,<br />

Bewertung und Verminderung ist, wenn überhaupt, nur sehr zeit- und kostenaufwendig möglich. Zur<br />

Routinemessung und Überwachung eignen sich diese Verfahren nicht.<br />

Abwasser enthält eine Vielzahl von Krankheitserregern in zum Teil hohen Konzentrationen. Kläranlagen<br />

reduzieren deren Menge nur unzureichend. Ein Erkrankungsrisiko (z.B. für Badende) besteht<br />

daher insbesondere in der Nähe von Abwassereinleitungen, da belastete Gewässer für Badende nicht<br />

als solche erkennbar sind (keine Kennzeichnung, keine Hinweise auf Kläranlagen bzw. Abwassereinleitungen).<br />

Mischwasserüberläufe und Regenwassereinleitungen können ebenfalls erhebliche Mengen<br />

an Krankheitserregern in Gewässer einschwemmen. Hinsichtlich der Ausbreitungswege von Krankheitserregern<br />

mit dem Abwasser bestehen nur geringe oder keine Kenntnisse. Ein weiteres Gefährdungspotential<br />

ergibt sich aus der Problematik, daß Krankheitserreger im Kläranlagenablauf durch<br />

Gentransfer in den Abwasserbehandlungsanlagen Antibiotikaresistenzen entwickeln können.<br />

Kommunale Kläranlagen reinigen das Abwasser aus Haushalten, Gewerbe und Industrie mechanisch<br />

und biologisch, z.T. auch chemisch. Feststoffabscheidung mittels Sedimentation und biologische<br />

Reinigung erfolgen ganz überwiegend in hydraulisch offenen Becken. Mit der Sedimentation wird<br />

keine Rückhaltung von nicht oder nur partiell abgebauten gelösten organischen und anorganischen<br />

Stoffen, Schwebstoffen und von nicht abgesetzten Fällschlammflocken erreicht. Mit dieser Anlagenkonfiguration<br />

ist die Elimination von gelösten Stoffen in niedrigen Konzentrationen und von Krankheitserregern<br />

prinzipiell nicht in ausreichendem Maße erreichbar.<br />

Anforderungen an die Beschaffenheit von Abwasser werden auf der Grundlage des Wasserhaushaltsgesetzes<br />

festgelegt. Gesundheitliche Anforderungen an die Beseitigung von Abwasser enthält das<br />

Bundes-Seuchengesetz.<br />

136

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!