APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)
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Zur Erklärung dieses Phänomens einer Gesundheitsstörung ohne nachweisbare relevante Schadstoffexposition<br />
wird von einigen Autoren die Hypothese eines kommunikativ und psychisch ausgelösten<br />
Syndroms (wie z.B. durch einen Nocebo-Effekt oder eine sogenannte Toxikopie (nach Kofler, d.h.<br />
Kopie einer toxischen Reaktion)) angeboten, ohne allerdings hierfür ausreichende empirische Belege<br />
vorlegen zu können. Die von einem Großteil dieser sogenannten „Umweltpatienten” geklagten Symptome<br />
weisen in der Tat eine deutliche Nähe zu Angststörungen, depressiven Störungen und Krankheitskonzepten<br />
wie Hypochondrie und Somatisierungstörungen auf. In den letzten Jahren haben sich<br />
deshalb Psychologen und Psychiater zunehmend mit diesen Kranken beschäftigt, allerdings ebenfalls<br />
ohne bisher eine akzeptable Beschreibung und Deutung des Krankheitsbildes vorlegen zu können.<br />
Sollte die Hypothese einer psychischen Komponente bei diesen „Umweltkrankheiten“ zutreffen, dann<br />
müßte vermieden werden, diese Patienten auf möglicherweise falsche, für sie letztendlich unergiebige,<br />
medizinisch ausgerichtete Krankheitskonzepte zu lenken und damit einer einseitigen Fixierung auf<br />
Umweltnoxen Vorschub zu leisten. Dies gilt besonders bei Menschen mit erhöhter Angstbereitschaft.<br />
Andererseits ist bei der Fragwürdigkeit der bisher vorgelegten psychiatrischen Erklärungs- und Therapiekonzepte<br />
aber auch eine ungerechtfertigte „Psychiatrisierung“ solcher Patienten zu vermeiden.<br />
Die Gefahr, daß Patienten zu Unrecht mit ihren Beschwerden und Symptomen - von denen in vielen<br />
Einzelfällen die Medizin nicht mit Sicherheit sagen kann, daß sie nicht doch umweltbedingt sind -<br />
nicht ernst genommen und falsch behandelt werden, muß den beteiligten Ärzten und Behörden immer<br />
bewußt sein.<br />
Im folgenden werden beispielhaft einige als „Umweltsyndrome” beschriebene Problemkomplexe kurz<br />
dargestellt.<br />
„Sick Building”-Syndrom (SBS)<br />
Das SBS tritt seit Mitte der 70er Jahre im Gefolge der verstärkte eingesetzten Wärmedämmung bzw.<br />
Innenraumabdichtung (Energiesparmaßnahmen), dem zunehmenden Einbau raumlufttechnischer<br />
Anlagen (Zwangsbelüftung) und im Zusammenhang mit neuen Bau-, Raumausstattungs- und Einrichtungsmaterialien<br />
vermehrt in Erscheinung. Typischerweise sind gleichzeitig mehrere Personen<br />
durch den Aufenthalt in entsprechenden Gebäuden/Innenräumen, z. B. nach Neubezug oder Renovierung,<br />
von der SBS-Symptomatik im Sinne einer Befindlichkeitsstörung betroffen. In typischen Fällen<br />
kommt es zu einem gemeinsamen Auftreten von Schleimhautreizungen (Augen, Nase, Rachen),<br />
Hautsensationen, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Nach Verlassen des Raumes oder des Gebäudes, in<br />
dem die Beschwerden aufgetreten sind, nehmen diese rasch ab und bei erneutem Aufenthalt - bei<br />
Arbeitsräumen etwa nach dem Wochenende - wieder zu, besonders am ersten Arbeitstag nach längerer<br />
Freizeit („Montagskrankheit”). Oft handelt es sich um Büroräume, seltener um andere Arbeitsräume,<br />
z. B. Verkaufs-, Labor-, Klinik- oder Schulräume. SBS-analoge Symptome können auch in privaten<br />
Wohnräumen auftreten. Manche Umweltmediziner sprechen von SBS jedoch erst, wenn eine<br />
Personengruppe betroffen ist (z.B. etwa 1/4 der in einem Gebäude „exponierten Personen”). Frauen<br />
erkranken anscheinend häufiger als Männer, in abhängigen Positionen Beschäftigte häufiger als sog.<br />
“Führungskräfte”.<br />
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