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sie sich aber auf der Basis der bisher vorliegenden Erkenntnisse nur sehr unvollkommen beantworten.<br />

Dies liegt in der Natur der Sache.<br />

Eine allgemeine und für alle und jeden gültige Definition von Gesundheit ist schwierig, wenn nicht<br />

unmöglich. Die umfassende, aber abstrakte und kaum instrumentalisierbare, auf subjektives Wohlbefinden<br />

abgestellte Definition der Weltgesundheitsorganisation hilft hier nicht recht weiter. Folglich ist<br />

es auch schwierig, Ursachen für Störungen dieser so wenig bestimmbaren Gesundheit nachzuweisen.<br />

Betrachtet man die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Medizin, so drängt sich die Frage auf: Für<br />

welche Krankheiten sind uns überhaupt Ursachen bekannt? Was wissen wir z.B. über die Ursachen so<br />

weitverbreiteter Volkskrankheiten wie des chronisch-rheumatischen Formenkreises. Die aufwendigen<br />

epidemiologischen Bemühungen der vergangenen Jahrzehnte haben lediglich Risikofaktoren erkennen<br />

lassen, die höchstens 50% der Varianz des Auftretens der koronaren Herzerkrankung erklären.<br />

Ein weiterer erschwerend hinzukommender Sachverhalt besteht darin, daß der menschliche Organismus<br />

offensichtlich nur über ein beschränktes Repertoire verfügt, um auf krankmachende Einflüsse zu<br />

reagieren. Ein und dieselbe Krankheit kann eine Vielzahl möglicher Ursachen haben. Aus der Diagnose<br />

einer Krankheit kann somit in der Regel meist nicht mit ausreichender Sicherheit auf die spezifische,<br />

für das Auftreten verantwortliche Ursache geschlossen werden. Es können bestenfalls nach<br />

gründlichen differentialdiagnostischen Überlegungen Wahrscheinlichkeiten für das Überwiegen der<br />

einen oder anderen Ursache angegeben werden. Belastungen aus der Umwelt als Ursache werden<br />

dabei meist nur als Ausschlußdiagnose in Frage kommen. Als Beispiel sei das Allgemeinsymptom<br />

„Müdigkeit“ erwähnt, für das die wesentlichen denkbaren Ursachen in Tabelle 1 aufgeführt sind.<br />

Ein weiteres methodisches Problem tritt auf, wenn mit epidemiologischen Methoden Aussagen zur<br />

Beantwortung der eingangs gestellten Frage getroffen werden sollen. Die Umweltbelastung ist weitgehend<br />

ubiquitär, so daß es zunehmend schwieriger wird, Personen und Personengruppen zu bestimmen,<br />

die als unbelastete Kontrollpersonen dienen können. Dies ist besonders dann relevant, wenn sehr<br />

empfindliche Indikatoren für Gesundheitsstörungen bestimmt werden sollen. So haben zum Beispiel<br />

die empfindlichen Lungenfunktionstests zum Nachweis einer „small airways disease“, d.h. zur Frühdiagnose<br />

einer sich möglicherweise anbahnenden chronischen Bronchitis, bei der Durchschnittsbevölkerung<br />

erfahrungsgemäß eine so große Variabilität, daß ihre Brauchbarkeit für epidemiologische<br />

Untersuchungen erheblich einschränkt ist. Es liegt aber nahe, die Frage zu stellen, wieviel von dieser<br />

Varianz der ubiquitären Schadstoffbelastung zuzuschreiben ist (s. auch Kapitel 2.3.1).<br />

Schließlich ist das qualitative und quantitative Ausmaß der Umweltbelastung nur annähernd bekannt.<br />

Wir sehen nur die Effekte, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten und davon nur jene, die wir<br />

durch das zur Verfügung stehende methodische Instrumentarium, z. B. die erforderliche Analytik,<br />

erkennen können. Das ist mehr oder weniger zufällig. So sind z.B. in Innenräumen nur ein Bruchteil<br />

der in der Gaschromatographie nachweisbaren Stoffe chemisch identifizierbar. Die Dimension des<br />

Problems wird klar, wenn man die immense Vielfalt der Stoffe betrachtet, die der Mensch bisher in<br />

seine Umwelt entlassen hat.<br />

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