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sundheitsamtes statt (Vergleichsgruppen aus Brake und Helgoland). Kinder aus hüttennah gelegenen<br />

Wohnvierteln wiesen dabei deutlich erhöhte Blutbleigehalte, eine erniedrigte Aktivität der Delta-<br />

Aminolävulinsäure-Dehydratase und erhöhte Werte von freiem Erythrozytenprotoporphyrin als Zeichen<br />

für dezente Wirkungen der chronischen Bleibelastung auf. Außerdem wurden Schulkinder 1982<br />

und 1985 auf neurotoxische Bleiwirkungen untersucht. Es ergaben sich signifikante Zusammenhänge<br />

zwischen dem Ausmaß der internen Bleibelastung und Störungen des Reaktionsverhaltens.<br />

Stolberg (bei Aachen). Mitte der 60er Jahre wurde in der Umgebung Stolbergs bei Rindern die sog.<br />

„Gressenicher Krankheit“ beobachtet, die mit einer erhöhten Sterblichkeit einherging. Ursache war<br />

offenbar eine beträchtliche Bleiaufnahme durch kontaminiertes Futter. In der Region wurden seit der<br />

Römerzeit Blei- und Zinkerze abgebaut und Metallverhüttung betrieben. Zahlreiche Metallhütten und<br />

Metallwerke waren bis in die letzten Jahrzehnte hinein in Betrieb (seit den 80er Jahren gilt eine große<br />

Primärbleihütte als Hauptemittent). Schwermetallemittierende Halden trugen erheblich zum Staubund<br />

damit zum Schwermetallniederschlag bei. So lag Anfang der 70er Jahre der Bleiniederschlag in<br />

diesem Gebiet fast 10fach über dem der anderen industriellen Ballungsgebiete. Böden, Futtermittel<br />

und Nahrungspflanzen waren erheblich belastet. Ab 1974 griffen jedoch emissionsmindernde Maßnahmen.<br />

Von 1973 bis 1989 wurden wiederholt Untersuchungen zur Schwermetallbelastung von<br />

Kindern, teilweise auch bei Jugendlichen und Erwachsenen, durchgeführt (Blei- und Cadmiumgehalte<br />

in Blut und Urin sowie Bleigehalten in Milchschneidezähnen). Im Hüttennahbereich bis zu einer<br />

Entfernung von ca. 1,5 km sowie im Haldenumfeld waren deutlich erhöhte Bleibelastungen nachweisbar<br />

(teilweise über 30 µg/dl Blut); erhöhte Cadmiumbelastungen ließen sich nicht feststellen. Die<br />

bleikontaminierte Halde einer vor 60 Jahren stillgelegten Zinkhütte wurde von anwohnenden Kindern<br />

als Spielgelände genutzt, außerdem wurde regelmäßig Haldenmaterial zum Teil unter erheblicher<br />

Staubentwicklung abtransportiert. Die betroffenen Kinder wiesen Blutbleispiegel bis zu 88 µg/dl auf.<br />

Kinder von beruflich schwermetallexponierten Vätern wiesen höhere Blei- und Cadmiumgehalte in<br />

Blut und Urin auf. Neuropsychologische Untersuchungen an 115 Schulkindern ergaben eine Korrelation<br />

zwischen Zahnbleigehalt und bestimmten testpsychologischen Parametern; bleibedingte Intelligenzdefizite<br />

konnten nicht festgestellt werden. Im Laufe der Jahre nahmen bei den Stolberger Kindern<br />

die Blutkonzentrationen von Blei und Cadmium deutlich ab; die Werte waren 1989 im Vergleich zu<br />

Kindern aus weniger belasteten Gebieten jedoch noch immer deutlich erhöht.<br />

„Kieselrot“. Ausgangspunkt einer Dioxinkontamination war eine zwischen 1937 und 1945 in Marsberg<br />

(Westfalen) betriebene Kupferhütte. Die rötlich-braunen Laugenrückstände wurden auf einer<br />

benachbarten Reststoffhalde abgelagert. Eine ortsansässige Firma hatte bis Ende der 60er Jahre schätzungsweise<br />

400.000 bis 800.000 Tonnen dieses Materials unter der Handelsbezeichnung „Marsberger-Kieselrot“<br />

vermarktet. Es diente als Deckschicht für Sportplätze, Spielplätze und Gehwege.<br />

„Kieselrot“ wurde auf über tausend Sportplätzen verarbeitet (Tennenbeläge), besonders in Nordrhein-<br />

Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Bremen. Die hohen PCDD/F-Gehalte der Kieselrotbeläge<br />

fielen zuerst in Bremen auf. In der Folge wurden 56 Marsberger Bürger, die offenbar besonders<br />

exponiert waren, hinsichtlich der PCDD/F-Konzentrationen im Blutfett, der korporalen Schwermetallbelastung<br />

und des Gesundheitszustandes untersucht, desgleichen eine ebenso große Vergleichsgruppe<br />

aus dem Kreis Steinfurt. Besondere Belastungen und Beanspruchungen konnten bei den „Kieselrot“-Exponierten<br />

nicht festgestellt werden. In einer weiteren Studie wurde untersucht, ob Personen,<br />

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