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Deutungsmodelle diskutiert, wobei es für jedes einzelne Hinweise, aber keine einer objektiven Prüfung<br />
standhaltende Beweise gibt.<br />
Toxisch induzierter Verlust der Toleranz gegenüber Chemikalien: Dieses Modell geht am weitesten<br />
auf die Vorstellungen der „klinischen Ökologen“ ein und versucht mit schulmedizinischen Argumenten,<br />
die von diesen beschriebene Phänomene, wie Maskierung, Gewöhnungs- und Entzugsphänomene<br />
in das Modell einzubeziehen. Das zugrundeliegende Modell setzt voraus, daß in einer ersten<br />
Phase durch eine akute hochdosierte oder durch chronisch schleichende niederdosige Exposition<br />
gegenüber einem oder mehreren toxischen Fremdstoffen oder Noxen über einen bisher noch nicht<br />
verstandenen Mechanismus eine Chemikalien-Überempfindlichkeit induziert wird. Die Exposition<br />
gegenüber toxisch relevanten Konzentrationen eines Fremdstoffes beeinträchtigt nach diesem Modell<br />
die natürliche Toleranz gegenüber Fremdstoffen und Noxen im allgemeinen. In der auf das Initialereignis<br />
folgenden Phase der verminderten Toleranz genügen dann kleinste Dosen, um Symptome<br />
auszulösen. Belege für das Modell werden aus der Drogenforschung bezogen. Das Modell würde sich<br />
nur unter sehr großem Aufwand für Untersucher und Probanden testen lassen, da die Patienten für<br />
Provokationsteste über einen längeren Zeitraum (4-7 Tage) in „chemikalienarmer“ Umgebung hospitalisiert<br />
werden müßten, um falsch positive (durch Interferenz) oder falsch negative Ergebnisse (durch<br />
Maskierung) auszuschließen.<br />
Zeitabhängige neurale Bahnung im olfaktorisch-limbischen System: An Tiermodellen läßt sich<br />
eine progressiv zunehmende Reaktionsstärke durch wiederholte niedrigschwellige chemische Reize<br />
im „olfaktorischen System“ (Riechsystem) des Vorderhirns induzieren, die bis zur Auslösung anfallsartiger<br />
Phänomene gehen kann. Im Englischen wird dieses Phänomen als „Kindling“ bezeichnet.<br />
Wegen der anatomischen Nähe der die Geruchswahrnehmungen weiterleitenden Nervenbahnen zu<br />
Strukturen des sogenannten limbischen Systems im Gehirn würden sich viele der bei chemischer<br />
Hyperreaktivität beobachteten Symptome mit der Annahme erklären lassen, daß die chemischirritative<br />
Bahnung im Riechnerv sich auf das limbische System ausdehnen kann. Die in epidemiologischen<br />
Studien beobachtete Korrelation zwischen Kakosmie (gesundheitliche Beeinträchtigung durch<br />
Riecheindrücke) auf der einen und Gedächtnisstörungen, sowie bestimmten Persönlichkeitsveränderungen<br />
(Schüchternheit) und Alkoholunverträglichkeit auf der anderen Seite, wird als Beleg für eine<br />
neurotoxisch ausgelöste Beeinträchtigung des olfaktorisch-limbischen System durch Chemikalien aus<br />
der Umwelt angesehen. Östrogene fördern im Tierversuch die Bahnung des olfaktorisch-limbischen<br />
Systems. Hier wird ein Zusammenhang mit der höheren Prävalenz der chemischen Überempfindlichkeit<br />
bei weiblichen Personen gesehen. Gegen das Modell kann vorgebracht werden, daß typische<br />
Patienten nicht regelhaft kakosmisch reagieren. Insbesondere gilt dies für einen Großteil der Patienten,<br />
die eine Überempfindlichkeit gegenüber Pyrethroiden angeben. Aus dem Tierversuch ist bekannt,<br />
daß das Bahnungverhalten kontextspezifisch modifizierbar ist. Dies erschwert das Design entsprechender<br />
Versuche zur experimentellen Verifizierung des Modells und insbesondere für die Entscheidung<br />
zwischen diesem und den psychophysiologischen Modellen (s.u.).<br />
Neurogene Entzündung: Dieses Modell geht davon aus, daß eine chemische Reizung peripherer<br />
sensorischer Nervenfasern eine „neurogene“ Entzündung an den Nasenschleimhäuten auslöst und im<br />
Sinne einer positiven Rückkopplung unterhält. Die Entzündung bildet die Basis für eine gesteigerte<br />
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