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− die Exposition muß nachweislich vor der Erkrankung aufgetreten sein.<br />

− das relative Risiko sollte hinreichend groß sein und mit Erhöhung der Exposition zunehmen (Dosis-Wirkungs-Beziehung)<br />

− das Ergebnis sollte biologisch plausibel sein, d.h. es sollte mit Ergebnissen der experimentellen<br />

(toxikologischen) Forschung in Einklang stehen.<br />

− in mehreren unabhängigen Studien sollten in dieselbe Richtung weisende Befunde erhoben werden.<br />

Doch auch die Erfüllung dieser Kriterien macht den in einer epidemiologischen Studie gefunden<br />

Zusammenhang nur mehr oder weniger wahrscheinlich. Ein streng kausaler Ursachen-<br />

Wirkungszusammenhang im Einzelfall läßt sich aus epidemiologischen Studien grundsätzlich nicht<br />

ableiten.<br />

Die methodische Vorgehensweise bei der Bestimmung und quantitativen Bewertung von Risikofaktoren<br />

erscheint auf den ersten Blick unabhängig von Art und Herkunft des Risikofaktors, dennoch hat<br />

die Umweltepidemiologie mit weiteren besonderen Schwierigkeiten zu tun:<br />

Die durch die Umwelt bedingten Expositionen, z.B. durch Luftverunreinigungen, Trinkwasser- oder<br />

Strahlenbelastungen, liegen meist in einem Bereich, in dem auch die damit verbundenen (relativen)<br />

Risiken vergleichsweise gering sind. Eine zwanzigprozentige Erhöhung des relativen Lungenkrebserkrankungsrisikos<br />

- d.h. von 1 auf 1,2 - erscheint unbedeutend gegenüber dem mit dem Zigarettenrauchen<br />

verbundenen relativen Risiko, das zwischen 7 und 16 liegt. Dennoch kann auch diese kleine<br />

Risikoerhöhung von Relevanz sein, wenn ein großer Prozentsatz der Bevölkerung entsprechend<br />

exponiert ist. Dies ist bei weitverbreiteten Umweltbelastungen der Fall.<br />

Zum epidemiologischen Nachweis solcher kleinen Risikoerhöhungen bedarf es aber sehr großer,<br />

methodisch aufwendiger Studien, die nicht praktikabel sind und die, wenn sie überhaupt methodischtechnisch<br />

durchführbar sind, außerdem immense Kosten verursachen. Dies gilt insbesondere für<br />

Krankheiten, die erst nach langen Latenzzeiten manifest werden, wie z.B. Krebskrankheiten. Weicht<br />

man auf Fall-Kontroll-Studien aus, so ist die exakte retrospektive Erfassung der Exposition ein nahezu<br />

unlösbares Problem. Bei derart kleinen Risiken ist selbst ein geringfügiger systematischer Fehler in<br />

der Erfassung der unter Verdacht stehenden Expositionen bzw. das Nichtberücksichtigen von im<br />

Hintergrund wirkenden Störvariablen (Confoundern) von einschneidender Bedeutung.<br />

Aus diesem Grunde macht die Umweltepidemiologie häufig Anleihen bei arbeitsmedizinischen Studien.<br />

Da die beruflichen Expositionen gewöhnlich um ein Vielfaches höher liegen als die allgemeinen<br />

Umweltbelastungen, sind die hierbei gefundenen Risiken höher und damit leichter nachweisbar.<br />

Anstelle aufwendiger und wenig erfolgsträchtiger Bevölkerungsstudien verwendet man häufig den<br />

Kunstgriff der Extrapolation einer im Hochdosisbereich empirisch gewonnen Dosis-Wirkungs-<br />

Beziehung in den Niedrigdosisbereich. Auf diese Weise hat man z.B. die bei Bergarbeitern auf Grund<br />

ihrer beruflichen Exposition mit Radon gefundenen erhöhten Lungenkrebsrisiken durch Annahme<br />

einer linearen Beziehung zwischen Expositionsdosis und Erkrankungsrisiko in extrapolierte Risiken<br />

für die Bevölkerung in radonbelasteten Gegenden umgerechnet. Dieses Verfahren setzt voraus, daß<br />

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