APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)
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3.9.1.1 Blei<br />
Blei wurde mit zunehmender Industrialisierung in immer größeren Mengen gefördert, verarbeitet und<br />
in Umlauf gebracht. Dadurch kam es am Arbeitsplatz und im häuslichen Bereich zu ansteigenden<br />
Belastungen. Wegen der mit einer hohen Bleibelastung verbundenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
und Erkrankungen haben viele Staaten die Verwendung von Blei eingeschränkt. Die Verwendung<br />
von Blei im Benzin wurde in Deutschland erstmalig 1971 durch Festlegung von Obergrenzen für<br />
den Bleigehalt im Benzin-Blei-Gesetz geregelt. Seit 1997 ist in Deutschland nur noch bleifreies<br />
Benzin erhältlich.<br />
Blei und Gesundheit<br />
Belastungen der Allgemeinbevölkerung durch Blei ergeben sich über unterschiedliche Aufnahmewege,<br />
vor allem über luftgetragene Partikel, belastete Lebensmittel und Trinkwasser. Akute Belastungen<br />
mit größeren Mengen kommen akzidentiell vor. In Mittelmeerländern sind Bleiglasuren von Gefäßen<br />
noch üblich. Darin aufbewahrte und daraus genossene Lebensmittel können mit Blei kontaminiert sein<br />
und nach Genuß zu Vergiftungen führen. Während früher für die Allgemeinbevölkerung die Aufnahme<br />
von Blei aus der Atemluft bzw. über durch Bleideposition aus der Luft kontaminierte Lebensmittel<br />
die hauptsächliche Zufuhr darstellte, ist heute vor allem die Belastung des Trinkwassers, wenn es über<br />
Bleirohre transportiert wird, und die Zufuhr über Lebensmittel von Bedeutung. Andere Quellen für<br />
eine chronische Bleiexposition (z.B. Haarfärbemittel) können für den Verbraucher weitgehend ausgeschlossen<br />
werden. Beim Abbrennen alter Farben und Anstriche (z.B. als Rostschutzmittel) kann es<br />
allerdings zur Aufnahme größerer Mengen kommen. Solche i.d.R. berufliche Bleibelastungen können<br />
im Einzelfall ein erhebliches Ausmaß annehmen.<br />
Der Anteil an Blei, der vom Darm ins Blut gelangt (resorbiert wird), liegt relativ niedrig; er beträgt<br />
etwa 10 % der aufgenommenen Dosis. Da die Ausscheidung des resorbierten Anteils mit einer Halbwertszeit<br />
von 5 - 20 Jahren jedoch sehr langsam ist, kann es bei entsprechend hoher Zufuhr zu toxischen<br />
Konzentrationen im Körper kommen. Über die Atemwege wird deutlich mehr Blei (ca. 30 %)<br />
aufgenommen. Blei wird überwiegend in den Knochen gespeichert. Bei Freisetzung von Blei aus dem<br />
Knochen können toxische Wirkungen ausgelöst werden. Kinder haben möglicherweise eine höhere<br />
Resorptionsquote als Erwachsene. Die Hauptausscheidung von Blei erfolgt mit dem Urin (etwa 75 %<br />
einer Dosis).<br />
Blei kann durch Bindung an Körpereiweiß zu Funktionseinschränkungen an verschiedenen Organen<br />
führen. Im Vordergrund steht dabei Blutarmut (Anämie), die aus einem gesteigerten Abbau sowie<br />
verminderten Aufbau des roten Blutfarbstoffes resultiert. Weitere Störungen machen sich durch<br />
Schädigung der Nervenleitung mit Empfindungsstörungen und Bewegungsstörungen bemerkbar.<br />
Ferner kann eine Vielzahl von Störungen, die auf eine Funktionsbeeinträchtigung des Gehirns hinweisen,<br />
ausgelöst werden. Bei akuter Bleivergiftung, die jedoch unter Umweltbedingungen nicht auftritt,<br />
kommt es auch zu einer Einschränkung der Nierenfunktion. Als empfindlichste Reaktion werden<br />
geringe Intelligenzstörungen bei Kindern nach Exposition im Mutterleib angesehen.<br />
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