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sind. Die Beschwerden können in ihrer Ausprägung deutlich variieren, was von seiten der Patienten<br />
auf entsprechende Schadstoffkarenz oder erneute Schadstoffexposition zurückgeführt wird.<br />
Eine allergologische und sonstige fachärztliche Diagnostik ergibt bei „MCS-Patienten” in der Regel<br />
keinen richtungsweisenden Befund. Die Biomonitoring-Werte, als Indikator für die interne Schadstoffbelastung,<br />
sind im allgemeinen unauffällig. Viele Patienten geben sich mit den Negativ-Befunden<br />
und der „Hilflosigkeit der Schulmedizin” jedoch nicht zufrieden, sondern konsultieren immer neue<br />
Ärzte, suchen Hilfe in Umweltpraxen, -ambulanzen und -kliniken oder vertrauen auf das paramedizinische<br />
Angebot.<br />
Die Angst vieler MCS-Patienten vor Fremdstoff-Expositionen und den damit - im Verständnis der<br />
Patienten - zwangsläufig verbundenen Gesundheitsstörungen kann sehr ausgeprägt sein. Sie versuchen<br />
folglich, Schadstoffkontakte konsequent zu meiden, indem sie z.B. jegliche potentiell „schadstoffemittierenden”<br />
Einrichtungsgegenstände und Materialien aus ihrer Wohnung entfernen und sich in<br />
einigen Fällen sogar mit leichteren Atemschutzutensilien ausrüsten. Solche Patienten sehen sich - von<br />
ihnen so wahrgenommen oder real - dem Unverständnis ihrer Mitbürger und der „Ignoranz der Ärzte”<br />
ausgeliefert; sie sind an den üblichen Arbeitsplätzen oft nicht mehr zu integrieren und damit über<br />
lange Zeiträumearbeitsunfähig. Es folgen Entlassung, Arbeitsunfähigkeit, sozialer Rückzug und<br />
Isolation.<br />
Die von Patienten im Zusammenhang mit MCS vorgebrachten komplexen Symptome kann man in<br />
drei Kategorien zusammenfassen:<br />
• Zentralnervöse oder vegetative Symptome:<br />
extreme Müdigkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen,<br />
Konzentrationsstörungen, Depression, Unruhe, emotionale Labilität, Reizbarkeit;<br />
• Irritative Symptome:<br />
Brennen und Jucken der Bindehäute, obstruktive Rhinitis, Asthma, Ekzeme, Nesselsucht<br />
und andere Hauteffloreszenzen;<br />
• Gastrointestinale Symptome:<br />
Übelkeit, Diarrhöen, Obstipation, Krämpfe, Flatulismus.<br />
Besonders häufig sind Personen in der Altersstufe zwischen 40 und 50 Jahren betroffen. MCS tritt bei<br />
Frauen 4 mal häufiger auf als bei Männern. Die Patienten verfügen meist über ein höheres Bildungsniveau.<br />
Lösungsmittel und Pestizide werden offenbar etwas öfter als andere Stoffe bzw. Stoffgruppen<br />
als auslösende Faktoren benannt.<br />
Insgesamt handelt es sich um ein langwieriges Leiden, das phänomenologisch relativ gut bekannt ist<br />
und einigermaßen von anderen umweltbezogenen Gesundheitsstörungen abgegrenzt werden kann 2 .<br />
Der Zusammenhang zwischen dem Auftreten von MCS und der Belastung durch Umweltchemikalien<br />
ist nach wie vor umstritten. Andererseits paßt das Krankheitsbild nicht gut zu einer der etablierten<br />
Diagnose aus dem Gebiet psychischer Erkrankungen. Derzeit werden für MCS u. a. die folgenden<br />
2 Im Einzelnen sind aber die Kriterien, die das Krankheitsbild eindeutig von anderen „umweltassozierten“ Gesundheitsstörungen<br />
abgrenzen, unter Wissenschaftlern strittig.<br />
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