APUG-Dokumentation Vollversion (PDF)
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• Durchführung eines Modellprojektes „Partizipative Risikobewertung“<br />
224<br />
Um Erfahrungen mit partizipativen Bewertungsverfahren zu sammeln sollte an einem ausgewähl-<br />
ten Thema eine Risikoanalyse und -bewertung unter Beteiligung von Bürgern und Bürgerinnen<br />
durchgeführt werden. Dabei ist ein „Standardthema“ zu wählen, das eine für künftige Fälle voraus-<br />
schauende proaktive Bewertung ermöglicht.<br />
• Zugriff auf Konfliktmittler (Mediatoren) bei Risikokontroversen<br />
In Zusammenarbeit mit vorhandenen Institutionen (z.B. der Bundesstiftung Umwelt) sind für bun-<br />
desweite und überregionale Risikodebatten Einrichtungen und Personen zu erfassen, die als Kon-<br />
fliktmittler bei Auseinandersetzungen zwischen Behörden und gesellschaftlichen Gruppen fungie-<br />
ren können. In diesem Zusammenhang wären auch Qualitätskriterien zur Konfliktmoderation zu<br />
definieren und entsprechende Ressourcen (Finanzmittel) zur Verfügung zu stellen.<br />
• Standards für die Evaluation von Risikokommunikation<br />
Um aus Problemen und Kontroversen zu lernen und um die Praxis der Risikokommunikation zu<br />
verbessern, sind einfache Standardverfahren für die Evaluation zu entwickeln, die ohne großen<br />
Aufwand in der Praxis umgesetzt werden können.<br />
• Außerdem sollte die Forschung und Entwicklung im Bereich Risikokommunikation gefördert<br />
werden (siehe Kap. 4.6).<br />
4.5 Umweltmedizin<br />
4.5.1 Standortbestimmung<br />
Im Rahmen der ärztlichen Weiterbildungsordnung findet eine Differenzierung der Umweltmedizin<br />
ihren Niederschlag. So beziehen sich die Weiterbildungsinhalte des Fachgebietes Hygiene und Umweltmedizin<br />
überwiegend auf die präventivmedizinischen Aspekte der Umweltmedizin (die alte<br />
”Umwelthygiene”) 12 , während die Zusatzbezeichnung Umweltmedizin vorwiegend den klinischen<br />
Fachgebieten offensteht. Die jeweils unterschiedliche Schwerpunktsetzung hat oft auch ein unterschiedliches<br />
Verständnis von Umweltmedizin bei den verschiedenen ärztlichen Berufsgruppen zur<br />
Folge. Die Weiterbildungsordnung erscheint hier im übrigen inkonsistent, da der Begriff<br />
”Umweltmedizin” in zwei verschiedenen Wortbedeutungen verwendet wird, nämlich zum einen<br />
einmal im Sinne der individualmedizinisch-klinisch orientierten Zusatzbezeichnung und zum anderen<br />
mit bevölkerungsmedizinischer Akzentuierung unter Bezug auf das Fach Hygiene und Umweltmedizin.<br />
Der gleiche Begriff wird also für unterschiedliche Sachverhalte benutzt. So nebensächlich dieser<br />
Umstand erscheinen mag, so mannigfache Verständigungsprobleme und Mißverständnisse bringt er<br />
doch im Hinblick auf das „Verständnis von Umweltmedizin“ mit sich. Dem interdisziplinären Cha-<br />
12 Unbenommen davon, daß auch an einigen universitären Hygieneinstituten in den letzten Jahren individualmedizinisch<br />
ausgerichtete ”Ambulanzen” eingerichtet wurden, kann ein Primat der Hygiene in der individualmedizinsch-„klinischen”<br />
Umweltmedizin weder historisch noch inhaltlich begründet werden. In der klassischen<br />
Hygiene ist und war immer der bevölkerungsmedizinisch-präventive Ansatz prägend.